Eine Maskenpflicht wird auch in Baden-Württemberg eingeführt. (Symbolbild) Foto: dpa/Robert Michael

Auch im Südwesten gilt ab Montag eine Maskenpflicht beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr. Laut Landesregierung halten sich bisher zu wenige Menschen an die Empfehlung, eine Maske zu tragen.

Stuttgart - Baden-Württemberg führt eine Maskenpflicht zur Eindämmung des Coronavirus ein. Von Montag (27. April) an gilt die Pflicht, Mund und Nase beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr zu bedecken. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) begründete dies am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Stuttgart damit, dass sich bisher zu wenige Menschen im Land an die dringende Empfehlung zum Tragen von Masken hielten.

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Damit sei aber kein medizinischer Mundschutz gemeint, sagte Kretschmann. Es gehe nur um eine einfache Mund-Nasen-Bedeckung. „Notfalls tut es auch ein Schal.“

Eine bundesweit einheitliche Linie gibt es bislang nicht: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten sich vergangene Woche nur darauf verständigt, das Tragen sogenannter Alltagsmasken in Bussen und Bahnen sowie im Einzelhandel dringend zu empfehlen. Sachsen hat bereits eine Maskenpflicht eingeführt, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern ziehen in der kommenden Woche nach. Auch Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt wollen alle Bürger verpflichten, beim Einkaufen sowie in Bussen und Bahnen einen Mundschutz zu tragen.

Grund: Empfehlung nicht beachtet

Kretschmann begründete den Schritt damit, dass sich bisher zu wenige Menschen im Land an die dringende Masken-Empfehlung hielten. Weil die Geschäfte wieder öffneten, seien mehr Menschen unterwegs. Da komme es immer wieder zu Situationen, wo der nötige Abstand nicht eingehalten werden könne. Alltagsmasken könnten helfen, die Verbreitung des Virus zu bremsen, sagte Kretschmann. Das sei einhellige Meinung der Fachleute. „Und sei es nur - wer sich das nicht schnell beschaffen kann - ein Schal oder ein Tuch. Das hat ja wohl jeder Mensch.“

Über die Sanktionen von Verstößen gegen die Maskenpflicht will die Landesregierung noch Gespräche führen. Gefragt nach der Regelung für Schulen sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Dienstag nach der Kabinettssitzung, dass er eine Maskenpflicht im Unterricht nicht für sinnvoll halte.

Nutzen der Maskenpflicht ist umstritten

Die Maskenpflicht wird nach Einschätzung des Handelsverbandes ohne größere Probleme in den Geschäften umgesetzt werden. „Wir rechnen damit, dass es einen Gewöhnungseffekt geben wird“, sagte Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann auf Anfrage. Viele Läden seien zudem bereits mit Masken für ihre Mitarbeiter ausgestattet. Kaufe dennoch ein Kunde ohne Mund-Nasen-Schutz im Laden ein, müsse der Händler die Verordnung umsetzen und ihn darauf aufmerksam machen.

Nicht überzeugt ist Hagmann dagegen vom Nutzen einer Maskenpflicht. Zwar würden die Geschäfte die Verordnung umsetzen. „Aber wir sind unsicher, ob die Maskenpflicht etwas bringt oder nicht.“ Am sichersten sei der Abstand untereinander - und der werde vom Handel schon erfolgreich umgesetzt.

„Damit das gesellschaftliche Leben weiter zurück zur Normalität findet, führt kein Weg daran vorbei, die gesamte Bevölkerung mit Alltagsmasken zu versorgen“, sagte Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz. „Produktionskapazitäten müssen hierfür erhöht und koordiniert werden.“ Für die Zukunft müsse sich Deutschland aus der Abhängigkeit von ausländischen Produzenten befreien und in der Lage sein, wie andere Länder einen Großteil seiner Medizingüter selbst herzustellen.