Mit der traditionellen Zeremonie eröffnete die Fasnet-Zunft Kornwestheim die närrische Zeit. Viele Kinder waren begeistert dabei und auch etliche Gäste befreundeter Karnevalsvereine.
Rote Weste, schwarze Jacke und den Dreispitz mit Feder auf dem Kopf: So ging der wohlhabende schwäbische Bauer vor 150 Jahren in die Kirche oder auf eine Hochzeit. Genauso trat Thomas Holz, der Maskenmeister der Fasnet-Zunft Kornwestheim auf. Mit Witz und Schwung moderierte er am Sonntagvormittag das traditionelle Maskenabstauben der Zunft auf der Bühne des Casinos in Kornwestheim, mit dem der Verein die fünfte Jahreszeit in der Stadt eröffnete.
Die Zeremonie selbst war nur von kurzer Dauer: Die närrische Symbolfigur Till führte zwei der Kleinsten im Häs und mit Maske herein – Anna und Paula, siebenjährige Zwillinge. Zunftrat Klaus Magerl und die Häsmeisterin Susanne Killgus benutzten große Federn und „reinigten“ die Kleinen sozusagen symbolisch für die ganze Zunft. Wie Maskenmeister Thomas Holz erklärte: „Jetzt beginnt die Fasnet, da gehen wir hinaus auf die Straßen, da muss unser Häs sauber und in Ordnung sein.“
Schon am Vormittag in Karnevalsstimmung
Ebenfalls sauber dekoriert und ganz in Gelb und Blau, den Farben der Fasnet-Zunft, präsentierte sich der Casino-Saal, unter gelb-blauen Regenschirmen und vor der gemalten Kulisse des alten Ortskerns von Kornwestheim. Bereits am späten Vormittag herrschte dort Karnevalsstimmung. Etliche Narren der Abteilung Schwäbisch-Alemannische Fasnet, die Garbenstrickle und Früchtle, zeigten und freuten sich.
Thomas Holz weiß viel über die Ursprünge, die Verbindung der Gruppen mit der florierenden Landwirtschaft zu berichten. „Es gab hier früher reiche Bauern“, berichtete er, „und die haben sich auch zu Feiertagen gut gekleidet“ – so wie er. Vertreten waren aber auch Narren in „Arbeitskleidung“ – zum Beispiel in den hirschledernen Hosen und in Stiefeln, mit denen die Landwirte damals aufs Feld ritten.
Zur Eröffnung gab Holz ein kurzes „Fasnetsrezept“, um die närrische Zeit gut zu überstehen. „Nimm eine große Portion Güte, dazu einen Würfel Geduld – vergiss die Prise Humor nicht. Gieße über alles ein großes Lächeln.“ Der Maskenmeister schloss in Anspielung auf die bekannten Lurchi-Reime: „Und lange schallt’s im Walde noch Fasnetzunft lebe hoch hoch hoch..!“
Der Saal ging mit. Schließlich hatten sich nicht nur Garbestrickle und Früchtle der Zunft eingefunden, sondern auch etliche Gäste befreundeter und benachbarter Karnevalsvereine. Wie zum Beispiel die Kornwestheimer Gwedda, oder Ilka die Erste, ihres Zeichens Karnevalsprinzessin der Narren-Ober-Liga Kornwestheim, im prachtvollen blauen Kleid. Sie zeigte sich bester Stimmung: „Das ist einfach ein großer Spaß hier.“ Holz hatte recht, wenn er betonte, dass es in der Stadt eine vielfältige Karnevals-Szene gibt, die ihresgleichen sucht.
Etlichen Gästen schmeckte das Narrenvesper: Das Aroma frischer Weißwürste lag in der Luft, Senf und Brezen waren inbegriffen. Vor allem die Kinder, viele von ihnen in blau-gelben Schals oder Mützen, mit Glöckchen behangen, verfolgten eifrig, was auf der Bühne vor sich ging.
Eindrucksvoll und viel beklatscht dann der offizielle Einmarsch der Maskengruppe im Häs. Die geschnitzten Masken wurden seinerzeit von Schwarzwäldern, die nach Kornwestheim gezogen waren, entworfen und geschaffen. Die Maskengruppe existiert seit dem Jahr 1971.
Freunde aus Cannstatt sind auch da
Für großes Hallo sorgten Gäste aus Bad Cannstatt: die Felben im dichten rot-grün-braunen Blätterhäs. Sie trugen urige, knorrige Masken, dem Holz von Weidenbäumen nachgebildet, und sie waren mit riesigen Rätschen bewaffnet. Dafür gab es viel Beifall. Die Zunft feiert 2025 ihren 100. Geburtstag. Es besteht eine Patenschaft zwischen den Vereinen: Das Maskenschnitzen in Cannstatt wurde seinerzeit von der Kornwestheimer Zunft inspiriert. Olaf Betsch, Standartenträger der Cannstatter, versprach, man werde „in Zukunft noch einige Jubiläen gemeinsam feiern“.
Der Termin mitten am Tag war nicht zuletzt dem Nachwuchs geschuldet. Und es standen auch immer wieder Kinder auf der Bühne – die Tanzgruppen, die sich munter, gelenkig und anmutig zu flotter Musik und dem Klatschen des Publikums bewegten. Einen besonderen, verdienten Applaus heimste das Mariechen Joanna mit ihrer geradezu artistischen Solonummer ein. Sie hatte erst am Samstagabend bei den Württembergischen Meisterschaften in Neuhausen den achten Platz erreicht. „Da kann man schon stolz sein“, rief Maskenmeister Holz aus. „Die Kinder – das ist für unsere Zunft die Zukunft.“