Die Masern sind weiter auf dem Vormarsch. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe droht mit einem möglichem Impfzwang. Foto: dpa

Ungeachtet der Appelle von Ärzten und Politikern breiten sich die Masern weiter aus. Nun droht Gesundheitsminister Gröhe mit einer möglichen Impfpflicht. Australien plant drastische Schritte.

Berlin/Sydney - Angesichts der nach wie vor hohen Zahl an Masern-Erkrankungen hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Impfverweigerern mit einem Impfzwang gedroht. Nicht impfen sei verantwortungslos, sagte Gröhe der Deutschen Presse-Agentur und dem NDR und fügte hinzu: „Wir müssen auch der Panikmache einiger Impfgegner entgegentreten“. Er erläuterte: „Wer ohne medizinische Notwendigkeit seinem Kind den Impfschutz verweigert, schadet nicht nur diesem Kind, sondern auch Kindern, die zum Beispiel zu klein sind, um geimpft zu werden, oder Kindern, die tatsächlich aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.“

Auch weitergehende Schritte wie das Thema Impflicht dürften kein Tabu sein, bekräftigte der Gesundheitsminister. „Wir werden diese Fragen sorgfältig, aber konsequent im Rahmen der jetzt anstehenden parlamentarischen Beratungen zum Präventionsgesetz debattieren und dann entscheiden.“

Gröhe bekräftigte, diese Krankheit sei unnötig, weil es einen wirksamen Impfschutz gebe. Um die Impfquote zu steigern, sei im Präventionsgesetz vorgesehen, die Beratung vor dem Besuch einer Kindertagesstätte (Kita) verpflichtend festzulegen. Auch solle bei jeder Jugend- oder Erwachsenenuntersuchung der Impfstatus abgefragt werden. Welche Konsequenzen bei einer Impfverweigerung zu ziehen seien, müsse auch mit den Ländern erörtert werden, damit diese dortauch Regelungen in ihren Kindergartengesetzen umsetzen könnten.

Ein Ende des Masern-Ausbruchs ist noch nicht in Sicht

Rund ein halbes Jahr nach dem Masern-Ausbruch in Berlin ist noch kein Ende absehbar. Seit Oktober wurden dort mehr als 1000 Fälle gemeldet. Mindestens 80 Fälle wurden in Thüringen, hier insbesondere in Erfurt, registriert, 75 in Bayern. In Berlin wurden den Behörden zufolge mindestens 330 Kinder zeitweilig von Kitas und Schulen ausgeschlossen.

Australien plant einem Medienbericht zufolge, jenen Eltern, die Ihre Kinder nicht impfen lassen, Sozialleistungen zu entziehen. Laut „Sydney Morning Herald“ will Sozialminister Scott Morrison die Regeln etwa für Steuervergünstigungen und Hilfen zur Kindesbetreuung verschärfen. Wer solche Hilfen suche, dürfe nicht länger Einwände gegen Impfungen aus Gewissensgründen vorbringen.

Dem Bericht zufolge reichten Eltern Zehntausender Kindern solche Einwände ein, aus persönlichen, philosophischen, religiösen oder medizinischen Gründen. Auch in Australien haben Ausbrüche von Masern, Keuchhusten und anderer vermeidbarer Erkrankungen eine Impfdebatte entfacht.