Der deutsche Maschinenbau sieht sich gut aufgestellt, auch wenn die Chinesen aufholen. Hier ein Blick auf ein Teil einer Wasserkraftturbine. Foto: dpa

Auch wenn sich der Vorsprung gegenüber der Konkurrenz aus Fernost reduziert, sieht sich der deutsche Maschinenbau gut aufgestellt. Womit die Unternehmen punkten können.

Berlin - Die deutschen Maschinenbauer müssen sich auf zunehmende Konkurrenz aus Fernost einstellen. „Die Wettbewerber aus China dringen zunehmend ins High-End-Segment des Maschinenbaus vor und werden damit zu direkten Konkurrenten der deutschen Mittelständler“, sagt Carl Martin Welcker, der Präsident des Maschinenverbands VDMA in Berlin. Es gebe bereits Baugruppen – wie Pumpen und mechanische Komponenten – bei denen die Maschinenbauer aus der Volksrepublik technologisch mithalten könnten. Und es sei zu erwarten, dass die Chinesen zunehmend auf ausländische Märkten drängten, befürchtet Welcker auf dem Maschinenbaugipfel. Sorgen um die eigene Branche macht sich der Maschinenbau-Präsident dennoch nicht. Noch sei die deutsche Vorzeigebranche in wichtigen Bereichen wie der Automatisierung und der Umwelttechnik technologisch vorne, so Welcker. Er fügte hinzu: Vor allem bei komplexen Systemen seien die hiesigen Maschinenbauer gut. Er setzt auf die Ideen der „deutschen Tüftler“, auch wenn die Produktreife manchmal etwas länger dauere. Aber für den Maschinenbau mit seinen relativ langen Produktzyklen sei dies „immer noch schnell genug“, so Welcker.

Eine Ausnahme sieht Ulrich Ackermann allerdings: die Informationstechnik. In diesem Bereich seien die Chinesen „superschnell und kreativ“, sagt der Leiter Außenwirtschaft beim VDMA. Hiesige Unternehmen dagegen strebten eine „100-Prozent-Lösung“ an. Wenn sie mit ihrer perfekten Lösung kämen, sei der Markt teilweise schon verlaufen.

Kampf gegen Plagiate

Zufrieden mit der Situation ist Welcker aber beileibe nicht. Chinesische Unternehmen könnten vielfach auf staatliche Unterstützung zählen – etwa durch Subventionen oder wegen die restriktiven Auftragsvergabe auf dem heimischen Markt, sagte er. „Insbesondere die Finanzierung von chinesischen Unternehmen muss transparenter werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu verringern“, sagt der VDMA-Präsident. Auch der Kampf gegen Plagiate und Technologie-Diebstahl müsse von der chinesischen Regierung viel ernsthafter geführt, mahnte er. Eine Verschärfung des Außenwirtschaftsgesetzes, die für Chinesen die Übernahme eines deutschen Unternehmens erschweren würde, lehnt er aber ab. Die bestehenden Regeln seien völlig ausreichend, sagt er.

Die Bundesregierung strebt an, dass sie Beteiligungen auch unterhalb der derzeit geltenden Marke von 25 Prozent prüfen darf. Mit einem Anteil von 25 Prozent bekommt der Investor vielleicht einen Sitz im Aufsichtsrat, kontert Welcker den Vorschlag, aber er habe keinerlei Zugriff auf sicherheitsrelevante Informationen. Kritisch sieht er zudem, dass die Bundesregierung nicht definiert habe, welche Branchen für sie sicherheitsrelevant seien. Mit ihrem Gesetzesvorhaben greife die Bundesregierung in die Eigentumsrechte eines Unternehmers ein, warnt Welcker. Er fügt salopp hinzu: „Es ist, als wenn man den Teufel verhindern will und dabei das ganze Werk zerstört“. Nach seinen Erfahrungen haben – vielleicht von Ausnahmen abgesehen – chinesische Investoren den deutschen Standort sogar gestärkt; es sei weder zum Abbau von Arbeitsplätzen gekommen, noch sei Technologie ins Ausland transferiert worden.

China und USA wichtigste Exportmärkte

China und die USA sind die wichtigsten Exportmärkte für den deutschen Maschinenbau – mittlerweile hat China sich sogar den Spitzenplatz zurück erobert. Maschinen und Anlagen im Wert von knapp elf Milliarden Euro lieferte Deutschland bis Ende Juli in jedes der beiden Länder. Beide Länder zusammen stehen damit für 21 Prozent der Maschinenbauexporte. Sorgen bereitet Welcker der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern, was nicht spurlos an den hiesigen Unternehmen vorüber geht. Die Entwicklung in beiden Ländern gehe in die falsche Richtung. Während die USA mit Strafzöllen den freien Handel beeinträchtigten, verweigere sich China der für eine Marktwirtschaft nötigen Öffnung.

Trotz zunehmender Unsicherheiten hält der VDMA an seiner Prognose fest. Im laufenden Jahr erwartet der Branchenverband eine Zunahme der Produktion um fünf Prozent – bis einschließlich August lag der Produktionszuwachs bei 3,2 Prozent. für das nächste Jahr wird ein Zuwachs von unverändert zwei Prozent erwartet. Welcker spricht von ehrgeizigen Zielen. Er verweist aber auf den hohen Auftragsbestand. Die Kapazitätsauslastung der Unternehmen liege bei 91 Prozent, im Mittel waren es in den vergangenen Jahren 86 Prozent.