Manz aus Reutlingen stellt Maschinen für die Solar- und Batterieindustrie her, dazu Displays für Tablet-PCs, Smartphones und Notebooks. Foto: Manz AG

Der schwäbische Maschinenbauer Manz ist zuletzt noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Die Produktion war auf viel höhere Erlöse ausgelegt. Jetzt will Manz das Ruder herumreißen - mit Hilfe aus China.

Reutlingen - Der chinesische Mischkonzern Shanghai Electric Group will beim kriselnden Maschinenbauer und Apple-Zulieferer Manz einsteigen. Beide Unternehmen wollten in den Bereichen Energiespeichersysteme, Solar und Automationstechnologie zusammenarbeiten, teilte die Manz AG am Sonntag im schwäbischen Reutlingen mit. Damit verbunden sei eine „maßgebliche Beteiligung“ von Shanghai Electric an Manz. Wie viel die Chinesen investieren werden, blieb zunächst offen. Unter anderem sei unklar, wie viele Altaktionäre bei der geplanten Kapitalerhöhung auf ihr Vorkaufsrecht verzichteten und die Aktien so eine Tochter von Shanghai Electric kaufen könne, sagte ein Unternehmenssprecher. Ein Übernahme der Schwaben durch die Chinesen sei nicht geplant.

Manz stellt Maschinen für die Solar- und Batterieindustrie her, dazu Displays für Tablet-PCs, Smartphones und Notebooks. Manz beliefert auch den iPhone-Hersteller Apple, etwa mit Maschinen für die Bearbeitung von Handy-Displays oder für die Lasertechnologie. Vor allem die Zukunft der Solarsparte bei Manz war aber zuletzt angesichts der Branchen-Krise ungewiss.

Das Unternehmen war in den ersten neun Monaten 2015 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen hatte zum Jahresende ein Sparprogramm angekündigt, 174 von zuletzt gut 2000 Stellen sollten gestrichen werden. Weiterer Arbeitsplatzabbau sei derzeit nicht vorgesehen. Künftig wolle sich Manz auf Energiespeicher-Technologien und Maschinen zur Herstellung von Displayglas etwa für Handys und Tablets konzentrieren, hieß es.

Einen Jahresschluss will Manz am 30. März veröffentlichen. Von Januar bis Ende September 2015 stand ein Verlust von 33,8 Millionen Euro nach 0,8 Millionen ein Jahr zuvor in den Büchern. Der Umsatz sackte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 169 Millionen Euro ab. Der Vorstand erwartet nach Angaben aus dem November für 2015 einen hohen Verlust. Der Umsatz soll nur noch bis zu 210 Millionen Euro betragen, ursprünglich waren bis zu 340 Millionen Euro das Ziel.

Ehepaar Manz soll signifikant beteiligt bleiben

Manz plant nun zunächst eine Kapitalerhöhung, also die Ausgabe neuer Aktien. Das Grundkapital soll so um rund 43 Prozent erhöht werden. Die Großaktionäre, Vorstandschef Dieter Manz und seine Frau Ulrike. halten bisher 35,2 und 3,8 Prozent an dem Maschinenbauer. Sie wollen nach Aussagen des Sprechers keine neue Aktien erwerben - sondern die ihnen zustehenden Wertpapiere soll Shanghai Electric kaufen. Wie viele der anderen zusätzlich auf den Markt gebrachten Aktien ebenfalls an die Chinesen gehen, sei noch unklar. Maximal werde der chinesische Konzern nach der Kapitalerhöhung 29,9 Prozent an Manz halten.

Das Ehepaar Manz soll signifikant am Unternehmen beteiligt bleiben. Dieter Manz soll für weitere fünf Jahre Vorstandschef bleiben. Die restlichen Aktien befinden sich nach Darstellung des Sprechers in Streubesitz.

Shanghai Electric behält sich den Angaben zufolge vor, die Stimmrechte von Dieter Manz zu übernehmen, im Zuge einer sogenannten Stimmbindungsvereinbarung. Dann wäre Shanghai Electric verpflichtet, den Manz-Aktionären ein Angebot zum Erwerb ihrer Aktien zu unterbreiten.

Die Shanghai Electric Group ist spezialisiert auf den Energiebereich, etwa die Windkraft. Mehrheitlich gehört sie laut Manz der Stadt Shanghai und kooperiert in Deutschland etwa mit Siemens.