Medizintechnik-Produkt von Trumpf aus Ditzingen Foto: Trumpf

Der Maschinenbauer Trumpf beendet seine Tätigkeiten im Gesundheitssektor und verkauft seine Medizintechniksparte für fast 200 Millionen Euro. Zuletzt waren die Geschäfte mit Ausstattungen für Operationssäle nicht mehr gewachsen.

Ditzingen - Der Maschinenbauer Trumpf beendet seine Tätigkeiten im Gesundheitssektor. Zuletzt waren die Geschäfte mit Ausstattungen für Operationssäle nicht mehr gewachsen.

Der Ditzinger Laser-Weltmarktführer Trumpf verkauft eines seiner drei Geschäftsfelder an einen US-Konkurrenten. Wie Trumpf am Montag mitteilte, hat das US-Unternehmen Hill-Rom den Medizintechnik-Bereich des Ditzinger Maschinenbauers übernommen. Die Verträge seien in der vergangenen Woche unterzeichnet worden, sagte eine Trumpf-Sprecherin. Das Geschäft, das Trumpf Verkaufserlöse von 187 Millionen Euro in die Kassen spült, stehe allerdings noch unter Kartellvorbehalt, hieß es.

Es ist das erste Mal in der Trumpf-Geschichte, dass ein kompletter Geschäftsbereich abgegeben beziehungsweise verkauft wird. Neben den beiden deutschen Medizintechnik-Werken im thüringischen Saalfeld und im bayrischen Puchheim gehen auch die ausländischen Trumpf-Medizintechniktöchter auf Hill-Rom über. Nach Trumpf-Angaben haben die neuen US-Eigner eine Job- und Standortgarantie für drei Jahre abgegeben. Insgesamt beschäftigt die US-Firma mit Sitz in Batesville (US-Staat Indiana) 6500Menschen in 100 Ländern. Bei Trumpf-Medizintechnik arbeiten 720 Beschäftigte.

Medizintechnik gilt besonders in den alternden Industriegesellschaften als Wachstumsgeschäft. Dynamisch entwickeln sich die Märkte allerdings nur im Ausland. Deutsche Medizintechnikfirmen erzielten laut dem Branchenverband Spectaris 2012 einen Gesamtumsatz von gut 22 Milliarden Euro. Im Inland stagnierte der Markt allerdings.

Baden-Württemberg ist im Bundesvergleich der zweitwichtigste Medizintechnikstandort. Im Land arbeiten rund 31 000 Menschen in der Branche. Rund ein Fünftel der Umsätze werden im Südwesten – etwa in den Branchenzentren um Tuttlingen und um Heidelberg – erwirtschaftet.

Trumpf begründete den jetzigen Verkauf mit „besseren Wachstumsmöglichkeiten“. Während Trumpf als Werkzeugmaschinenbauer ein Spezialist in Fertigungstechnologien ist, werden im Medizintechnikbereich Produkte für Endanwender – etwa in Krankenhäusern – hergestellt. Trumpf konzentriere sich nun ganz auf sein Kerngeschäft, sagte die Sprecherin. Dieses besteht vor allem im Bau hochwertiger Werkzeugmaschinen, etwa Stanzen oder Pressen. Führend ist Trumpf bei der Bearbeitung von Metallteilen durch Laser, sogenannte Strahlwerkzeuge.

Der Verkauf des kleinsten Trumpf-Bereichs werde positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Sparte haben, sagte Trumpf-Konzernvorstand Harald Völker. „Uns war wichtig, dass die Standorte unserer Medizintechnik nicht nur gesichert, sondern gestärkt werden“, sagte Völker. Die Produkte der Firmen ergänzten sich perfekt. Das Zusammengehen mit Hill-Rom schaffe „beste Aussichten“ für eine Weiterentwicklung der Medizintechnik-Standorte.

Die Ditzinger haben sich hier unter anderem auf den intensivmedizinischen Bereich spezialisiert. So liefern sie etwa Assistenzsysteme für chirurgische Eingriffe oder Ausstattung für OP-Säle. Das 1929 gegründete Unternehmen Hill-Rom ist Spezialist für Betten, Patientenlifte oder Fixiersysteme von Kranken.

Mit einem Jahresumsatz von zuletzt 184 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2012/13) ist die Medizintechnik bei Trumpf der kleinste Geschäftsbereich. Die Lasertechnik beziehungsweise die Elektronik bringen 758 Millionen Euro Umsatz, der Werkzeugmaschinenbereich 1,94 Milliarden Euro. Durch den Zukauf des chinesischen Werkzeugmaschinenbauer-Konkurrenten JFY hat Trumpf letzteren Bereich 2013 stark ausgebaut.

Zudem ist Trumpf in diesem Jahr ins Bankgeschäft eingestiegen und hat eine Lizenz erworben, die dem Unternehmen jede Art von Bankgeschäften erlaubt. In erster Linie will man dadurch Kunden die optimale Finanzierung von Trumpf-Maschinen ermöglichen.