Martina Fiess schreibt Krimis, gruselt sich aber selbst hin und wieder. Foto: Ines Rudel

Sie träumte davon, Drehbücher für Star Trek zu schreiben. Doch ihre Berufung fand Martina Fiess in Kriminalromanen. In ihrem sechsten Buch nimmt die Krimiautorin das 200-Jahr-Jubiläum des Cannstatter Wasens zum Anlass, um ihn zum Mordschauplatz zu machen.

Kirchheim - Etwas mit Büchern, das wollte sie schon immer machen. Als kleines Mädchen legte Martina Fiess nur selten ein Buch aus der Hand, lief damit vor der Nase durchs Haus. „Meine Eltern fanden das besorgniserregend“, erinnert sich die gebürtige Badenerin, die es vor mehr als 20 Jahren nach Stuttgart verschlagen hat. Im schwäbischen Exil spielen auch ihre erfolgreichen Krimis. Gerade ist der sechste Roman mit ihrer Hauptfigur Bea pelzer erschiene, eine neugierige Ermittlerin, Werbetexterin und Stadtführerin. „Tod auf dem Wasen“ lautet der Titel des Krimis, der rechtzeitig zum 200-Jahr-Jubiläum des Cannstatter Wasens erscheint.

„Regionale Krimis sind im Trend. Auch die großen Verlage springen auf den Zug auf“, sagt Martina Fiess. Sie weiß wovon sie spricht, denn ihre Krimis sind erfolgreich, sie kann davon leben. Mit Emons hat sie einen Verlag im Rücken, der auf ihre Fähigkeit vertraut, spannende Geschichten zu erzählen. Wovon viele Autoren träumen, hat sich Fiess erfolgreich erarbeitet, sie ist diszipliniert, schreibt ein Buch an die 30 Mal um, bevor sie damit zufrieden ist. Sie ist eine Perfektionistin. „Ich bin bei 95 Prozent“, sagt sie und lacht. Bis ein Buch fertig sei, sei es sehr viel Arbeit.

Gleich zwei Verlage wollten sie haben

Bis zu einem Jahr dauert es, bis einer ihrer Krimis vollendet ist. Viel Zeit steckt die promovierte Kunsthistorikerin in die Recherche. „Ich lese sehr viel“, sagt sie. Um einen ihrer Stuttgart-Krimis zu entwickeln, liest sie viel über die Geschichte und Architektur. Sie entdeckt ihre Tatorte vorher, geht die Straßen und Orte ab, an denen sich die Handlung abspielt und wo sich ihre Protagonisten bewegen. Ist das Buch geschrieben, wird noch mal alles akribisch geprüft. „Manchmal verselbstständigen sich die Straßennamen plötzlich“, sagt sie. Das müsse dann korrigiert werden.

Bevor Krimis ihr Lebensinhalt wurden, studierte die 1964 geborene Autorin Kunstgeschichte, Philosophie und Politikwissenschaften, arbeitete als Kulturjournalistin, dann als Lektorin und Werbetexterin. Geschrieben hat sie aber seit ihrer Kindheit. „Ich wollte immer Science Fiction schreiben“, sagt sie. Als junges Mädchen hat sie von Drehbüchern für Star Trek geträumt. „Ich wollte aber üben und versuchte mich in verschiedenen Genres.“ Mit ihrer Kurzgeschichte „Frauensolidarität“ gewann sie 2001 den Krimi-Wettbewerb „Das Verbrechen lauert überall“. „Den wollten dann gleich zwei Verlage haben“, erinnert sie sich. Martina Fiess war dann schnell klar, was ihr Genre ist.

Trotz Wegzug: Schauplatz ihrer Morde bleibt Stuttgart

An einem Thriller hat sie sich auch mal versucht. „Aber das war nichts für mich.“ Sie sei ein viel zu ängstlicher Mensch, habe dann nachts die Haustür abgeschlossen. In ihren Krimis geht es dagegen nicht besonders blutig zu. Das Leben einer Krimiautorin sei weniger aufregend als man denkt, sagt Martina Fiess. „Die Deadlines und Abgabetermine sind es jedoch “, sagt die Autorin, die nach mehr als 20 Jahren in Stuttgart in das deutlich ruhigere Beuren gezogen ist. Schauplatz ihrer Morde ist und bleibt Stuttgart. Hier wird auch ihr siebter Roman spielen, für den sie längst die Idee in der Schublade hat. „Wo der spielt, weiß ich schon seit dem Winter“, sagt sie. Details dazu verrät sie allerdings nicht.

Denn bevor der siebte Roman ein öffentliches Thema wird, kommt der sechste nun in die Buchhandlungen. Und damit startet für Fiess auch die Zeit der Lesungen. „Manche Autoren mögen das ja gar nicht, aber ich finde es schön“, sagt sie. Sie mag direkte Rückmeldungen, was den Menschen gefällt. Das helfe auch gegen Selbstzweifel.

Martina Fiess liest aus ihrem neuesten Krimi „Tod auf dem Wasen“ am Dienstag, 4. September, um 19.30 Uhr in der Stadtteilbibliothek Bad Cannstatt, Überklinger Straße 15. Am Donnerstag, 20. September, ist sie um 19.30 Uhr im Lese-Laden, Wellingstraße 24, in Kirchheim zu Gast.