„Menschen zu motivieren, begeistert mich“, sagt Martina Brockmeier. Foto: Uni Hohenheim

Führungspositionen liegen Martina Brockmeier: Die Hohenheimer Professorin war die erste Vorsitzende des Wissenschaftsrates – und nun übernimmt sie die Präsidentschaft der Leibniz-Gemeinschaft. Was die 60-Jährige soweit gebracht hat.

Hohenheim - Martina Brockmeier ist oft die Erste gewesen: sei es als Vorsitzende des Wissenschaftsrats im Gremium mit der Verantwortung über die Entscheidung in der Exzellenzstrategie, sei es im Hohenheimer Dekanat der Agrarwissenschaften, sei es in Braunschweig als Direktorin des Instituts für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik im Thünen-Institut. Nun wird es im Juni wieder eine Premiere für die 60-Jährige geben: Dann wird Brockmeier als erste Frau im Präsidentschaftsamt der Leibniz-Gemeinschaft vorstehen.

Diese ist ein Zusammenschluss von knapp hundert deutschen außeruniversitären Forschungsinstituten. Die Leibniz Gemeinschaft setzt Schwerpunkte in interdisziplinärer Forschung, im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen, berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Wer führen will, muss zielgerichtet, neugierig und beharrlich sein

Martina Brockmeier freut sich auf diese Aufgabe: „In Wissenschaft und Forschung gibt es immer etwas zu tun, für das ich mich begeistern kann – das gilt ganz besonders für die Leibniz-Gemeinschaft, die gesellschaftsnah forscht, viele gesellschaftliche Entwicklungen antizipiert und von der man ganz sicher immer wieder hören wird.“

Die Führungsposition liegt der gebürtigen Osnabrückerin, die seit 2009 an der Universität Hohenheim im Fachbereich Internationaler Agrarhandel und Welternährungswirtschaft lehrt und forscht. „Menschen zu motivieren, begeistert mich“, sagt sie. Gleichzeitig braucht es weitere Eigenschaften: „Ein zielgerichteter, integrer und ebenso neugieriger wie beharrlicher Charakter ist bestimmt nicht hinderlich, wenn Frau oder Mann eine führende Rolle im dynamischen Feld der Wissenschaft übernehmen möchte.“

Frauen stehen in der Wissenschaft per se vor höheren Hürden

Wobei dort insbesondere Frauen vor besonderen Hürden stehen: „Schwierig kann für Frauen immer besonders schwierig sein“, sagt Brockmeier. Es sei eben so, dass ähnliche Verhaltensweisen und Eigenschaften von Frauen und Männern sehr unterschiedlich bewertet werden können: „Beispielsweise sind bei vielen Beteiligten selbst notwendige Anpassungen und Änderungen im Ablauf von Tagesgeschäften meist sehr unbeliebt. Bei Frauen werden sie aber oft als besonders ‚anstrengend’ deklariert, während Männer selbst dann noch einen Bonus der männlichen ‚Zielgerichtetheit’ einstreichen können.“ An vielen Stellen ist das überwunden, zumindest wird es reflektiert, so Brockmeier. Wichtig sei: nicht davor zurückzuscheuen, Probleme anzusprechen und zu lösen. „Dann wächst man daran – gleichzeitig auch die Kreativität und Resilienz.“

Wichtig ist, die Arbeit nicht als Last zu empfinden

Ihr Rat, den sie aus ihrer nun fast 40-jährigen Berufserfahrung im Bereich der Wissenschaft geben kann, gilt allerdings sowohl Frauen wie Männern: „Love what you do“, sagt sie – bewusst auf englisch, weil es in dieser Sprache sehr viel schöner klinge. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir nur in dem wirklich gut sind, was wir auch wirklich gern tun.“