Mit einer kurzen Rede hat der Satiriker Martin Sonneborn im EU-Parlament für Aufsehen gesorgt. Sein verbaler Streich richtete sich gegen die NPD – doch auch Kanzlerin Merkel bleibt nicht verschont.
Straßburg - Seine Ironie und sein beißender Spott sind nicht jedermanns Sache – Martin Sonneborn, Chef der Satire-Partei Die PARTEI, schafft es dennoch mit satirischen Redebeiträgen im EU-Parlament regelmäßig für großes Aufsehen zu sorgen. So geschehen beim jüngsten Auftritt der deutschen Kanzlerin Angela Merkel vor dem Europaparlament in Straßburg am Dienstag.
Mit einer kurzen Rede wollte der Satiriker eigenen Worten zufolge verhindern, dass der NPD-Abgeordnete Udo Voigt zu Wort kommt: „Ich muss mich entschuldigen, ich habe gar keine Rede vorbereitet. Ich habe die Redezeit nur beantragt, weil sie sonst an Udo Voigt von der NPD gefallen wäre”, sagte der 53-Jährige im Parlament und erntete dafür lauten Beifall im Saal. Seine politischen Absichten begründete er anschließend mit den Worten: „Ich verachte unseriöse Kleinparteien unter einem Prozent.“
Sonneborn postete ein Video seines Auftritts vor dem Europaparlament auf Facebook.
Sonneborn: „Übergeben Sie unser Land besenrein“
Bei der darauffolgenden vorzeitigen Verabschiedung Angela Merkels blieb einigen Parlamentariern dann wohl das Lachen im Halse stecken. In Anspielung auf den Trauerakt für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl sagte Sonneborn an die Kanzlerin gerichtet: „Wir haben uns zum letzten Mal hier gesehen beim Abschied von Helmut Kohl, jetzt sehen wir uns bei Ihrem Abschied. Ich möchte Ihnen mit auf den Weg geben: Sie werden mir immer sympathischer, je mehr ich die Leute sehe, die Ihnen in der CDU folgen werden.“ Seinen knapp einminütigen Redebeitrag schloss Sonneborn mit den Worten: „Ich möchte Sie bitten: Wenn Sie gehen, übergeben Sie unser Land besenrein, das wäre nett. Und jetzt können Sie gehen.“
Sonneborn will der AfD Wähler abjagen
Der bei der Wahl 2014 überraschend ins Parlament eingezogene Mitherausgeber des „Titanic“-Magazins will im kommenden Jahr erneut für einen Sitz im Europaparlament kandidieren. Als ein Ziel gab Sonneborn aus, der AfD Wähler abjagen zu wollen. Bei der Europawahl 2014 hatte die „Partei“ von Sonneborn in Deutschland 0,6 Prozent der Stimmen und damit einen Sitz im Europaparlament bekommen. Etablierte Parteien wie CDU, CSU und SPD waren darüber gar nicht begeistert gewesen. Sie haben sich auf EU-Ebene zuletzt für eine Sperrklausel eingesetzt, die deutschen Kleinstparteien spätestens 2024 den Einzug ins Europaparlament erschweren soll.