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Von einem modernisierten Marstall-Center würde der Einzelhandel in der Ludwigsburger Innenstadt profitieren - auch dann, wenn das Breuningerland vor den Toren der Stadt erweitert.

Ludwigsburg - Von einem modernisierten Marstall-Center würde der Einzelhandel in der Ludwigsburger Innenstadt profitieren - auch dann, wenn das Breuningerland vor den Toren der Stadt erweitert. Zu diesem Ergebnis kommen Experten, die das Ludwigsburger Geschäftsleben unter die Lupe genommen haben.

Für Blocher ist der Standort am Rand der Innenstadt ideal. Allerdings muss dort dringend etwas getan werden - etwa an den wenig attraktiven Eingangsbereichen. Sie müssten einladender gestaltet werden. Überhaupt ist das Einkaufszentrum verwinkelt und bekommt zu wenig Tageslicht. Schlecht ist auch die Anbindung der Tiefgarage. Bislang gelangen die Kunden nur über Aufzüge in die Läden. Rolltreppen wären eine Alternative. Kurzum: Das Marstall-Center bietet heute keinerlei Aufenthaltsqualität.

Den Auszug der Karstadt-Filiale Ende März wertet Blocher als Chance. Mit einem Schlag werden dann rund 9000 Quadratmeter von insgesamt circa 17000 Quadratmeter Verkaufsfläche frei. Mit kleineren Läden ließe sich das Einkaufszentrum "moderner und lebendiger" gestalten.

Dazu müssen sich aber erst die Besitzverhältnisse ändern. Noch haben dort 20 Eigentümer das Sagen. Erst kürzlich haben die drei Haupteigner jedoch signalisiert, dass sie das Marstall-Center gern an einen Investor verkaufen würden. Er soll es dann modernisieren. Die Kosten dafür werden auf mindestens 20 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt ihrerseits hat bereits erklärt, dass sie das Gelände rund um das Center aufwerten will.

Investieren will auch wieder das Breuningerland. Auf dem an der A 81 gelegene Tammerfeld (Anschlussstelle Ludwigsburg-Nord) soll das erst 2002 erweiterte Einkaufszentrum um Tausende von Quadratmetern größer werden. Wie viel es am Ende sein werden, muss der Ludwigsburger Gemeinderat im Laufe dieses Jahres festlegen. Das Münchner Planungsbüro Bulwien Gesa AG hat die Auswirkungen der geplanten Erweiterung für den innerstädtischen Handel untersucht. "Die Innenstadt ist sehr gut aufgestellt", erklärte Andrea Back-Ihrig, Mitarbeiterin des Planungsbüros. Hier kaufen nicht nur die Ludwigsburger selbst ein, sondern auch Auswärtige - selbst aus Stuttgart kommen Gäste. Das Einzugsgebiet umfasst 680000 Kunden.

Weit größer ist dagegen das des Breuningerlands, das Konsumenten sogar aus den Nachbarkreisen Rems-Murr, Heilbronn, dem Hohenlohe- und dem Enzkreis anlockt. Etwa 1,5 Millionen Einwohner gehören in sein Einzugsgebiet.

Eine Erweiterung des Breuningerlands wird den Händlern in der Ludwigsburger Innenstadt aber Umsatzeinbußen bescheren. Bei 8500 Quadratmetern mehr Verkaufsfläche liegt die Quote nach Berechnungen des Planungsbüros bei etwa vier Prozent insgesamt. Am stärksten würden Modegeschäfte das Wachstum des Breuningerlands zu spüren bekommen. Hier sind es mehr als fünf Prozent. Aus Sicht der Gutachter wäre die Erweiterung für die Händler in der City noch "verträglich" .

"Für Kleinere kann dies das Aus bedeuten", sagt Thomas Hunke. Der Juwelier ist Vorstandsmitglied des Vereins Ludwigsburger Innenstadt (Luis). Er kennt die Gutachterzahlen. Verglichen mit den tatsächlichen aber "scheint es größere Unterschiede zu geben". Bei aller Skepsis gegenüber den Breuningerland-Erweiterungsplänen weiß der Geschäftsmann, dass die Einzelhändler aus der Innenstadt nur gemeinsam mit dem Einkaufszentrum auf der grünen Wiese den Standort Ludwigsburg für Kunden interessant gestalten können.

Das sieht Eckart Bohn, Fraktionschef der SPD, genauso: "Wir müssen den Gesamtraum Ludwigburg betrachten." Die Gemeinderatsfraktionen diskutieren jetzt das Gutachten über die Breuninger-Erweiterungspläne. Für Bohn droht den Einzelhändlern der Ludwigsburger City aber noch eine andere Gefahr: "Wir haben einen ganz starken Konkurrenten, und der heißt Stuttgart", betont der Sozialdemokrat. Ist das Angebot in Ludwigsburg nicht attraktiv, "gehen die Kunden nach Stuttgart". Für den Fraktionschef der Freien Wähler, Roland Glasbrenner, ist wichtig, dass der Gemeinderat möglichst bald eine Entscheidung fällt: "Man kann einen Partner wie Breuninger nicht lange hängen lassen."