Update Bei Explosion in Café im marokkanischen Marrakesch sterben mindestens 16 Menschen.

New York/Marrakesch - Der Weltsicherheitsrat hat den Anschlag auf ein Café im marokkanischen Marrakesch mit inzwischen mindestens 16 Toten „aufs Schärfste“ verurteilt. In einer Presseerklärung sprachen die 15 Ratsmitglieder den Angehörigen der Opfer dieser „schrecklichen Tat“ ihr Mitgefühl aus. „Jede Form von Terrorismus ist kriminell und nicht zu rechtfertigen“, heißt es in der in der Nacht zum Freitag in New York verbreiteten Erklärung. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich „entsetzt“ von dem Anschlag.

Wie ein Sprecher mitteilte, wies Ban den Einsatz „wahlloser Gewalt gegen unschuldige Zivilisten“ scharf zurück. „Kein politisches Ziel rechtfertigt solch eine abscheuliche Tat oder wird durch sie bedient“, erklärte der UN-Generalsekretär.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte, die Tat „darf keinesfalls dazu führen, dass der eingeleitete Reformprozess in Marokko unterminiert wird.“

Unterschiedliche Nationalitäten

Bei dem Anschlag waren am Donnerstag nach Angaben der marokkanischen Behörden 16 Menschen „unterschiedlicher Nationalitäten“ getötet worden. Rettungskräfte gaben die Zahl der Toten sogar mit 18 an. Unter den Todesopfern seien auch elf ausländische Besucher. Zudem habe es 21 Verletzte gegeben.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Es wird aber spekuliert, dass die Gruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI), ein nordafrikanischer Ableger des Terrornetzes von Osama bin Laden, hinter dem Blutbad stecken könnte.

Die Terroristen schlugen zur Mittagszeit zu, als das am zentralen Jamaa el-Fna-Platz gelegene Café besonders gut besucht war. Der Platz zählt zum Unesco-Weltkulturerbe und ist mit seinen Gauklern und Händlern die wichtigste Sehenswürdigkeit in der marokkanischen Wüstenstadt.

Das örtliche Fernsehen berichtete, ein Selbstmordattentäter sei in die Küche des Lokals eingedrungen und habe sich neben den Gasflaschen für den Herd in die Luft gesprengt. Dies habe die Wucht der Detonation noch vergrößert.

"Untersuchung der ersten Beweismittel vom Tatort weist auf Attentat hin"

Die Polizei hatte die gewaltige Explosion zunächst auf ein Gasleck in der Küche zurückgeführt. „Die Untersuchung der ersten Beweismittel vom Tatort weist jedoch auf ein Attentat hin“, teilte das Innenministerium später mit.

Die deutsche Botschaft in Rabat sei eingeschaltet und bemühe sich mit Hochdruck um Informationen zur Identität der Toten und Verletzten. Bisher gebe es aber keine Hinweise darauf, dass Deutsche bei dem Attentat getötet oder verletzt worden seien. Unter den Toten sind nach Informationen franzöischer Medien mindestens sechs Franzosen und vermutlich auch ein Brite.

Der Anschlag war der bislang blutigste in Marokko seit acht Jahren. Im Mai 2003 starben bei Selbstmordattentaten auf westliche und jüdische Einrichtungen in der Wirtschaftsmetropole Casablanca 45 Menschen, darunter 12 der Täter. Seitdem hat die Polizei Dutzende Terrorzellen zerschlagen und Tausende mutmaßliche islamistische Extremisten verhaftet.

Wie in anderen nordafrikanischen Ländern sind auch in Marokko in den vergangenen Monaten tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um demokratische Reformen einzufordern. Die jüngste Demonstration fand am Wochenende statt. Gewalttätige Unruhen wie in anderen Staaten der Region blieben in Marokko aber weitgehend aus.

Der in weiten Teilen der Bevölkerung beliebte König Mohammed VI. kündigte tiefgreifende Reformen an. So will er einen Teil seiner Macht abgeben und die Befugnisse der Regierung sowie des Parlaments stärken. Ein Zusammenhang zwischen dem Anschlag in Marrakesch und den Protesten sei daher nicht zu erkennen, hieß es in Medienberichten.