Tilo Knapp Foto: Eva Herschmann

Tilo Knapp tritt am 15. Juni seine neue Stelle als Pfarrer der Markusgemeinde an. Der 41-Jährige freut sich auf das vielseitige Leben im Süden.

S-Süd - Die Umzugskartons sind fast schon ausgepackt. Tilo Knapp, seine Frau Yvonne Zimmermann, die drei Mädchen – die fast dreijährige Anna, Greta, fünf Jahre, und Klara, 8 Jahre – samt Hase Hoppel sind in ihrem neuen Zuhause in der Stuttgarter Römerstraße. Um an einem Ort wirklich anzukommen, gehöre allerdings mehr dazu, als einen neuen Platz für die mitgebrachten Sachen zu finden, sagt der neue geschäftsführende Pfarrer der Markuskirche.

Fast sieben Jahre ist Tilo Knapp in Fellbach tätig gewesen, am 15. Juni tritt er seine neue Stelle im Stuttgarter Süden an. Die Gemeinde begrüßt ihren Pfarrer offiziell am Sonntag, 24. Juni, mit einem Investitur-Gottesdienst und einem Fest rund um die Markuskirche. Tilo Knapp freut sich auf den Neuanfang. Neben den handfesten Kleinigkeiten – ob der Telefonanschluss klappt, der Nachsendeantrag funktioniert - wachse allmählich die Neugier auf das Neue, sagt der Pfarrer. „Wichtig sind vor allem die Menschen, in deren Mitte wir leben und arbeiten werden.“ Aus vielen Gesprächen habe er schon gehört, wie vielgestaltig und bunt das kirchliche und städtische Leben im Stuttgarter Süden ist.

Auf den Spurensuche bei Immanuel Kant

Es freut den 41-Jährigen, dass seine Wurzeln nicht weit von seinem neuen Arbeitsplatz liegen. Der gebürtige Bietigheimer wuchs nämlich in Scharnhausen auf den Fildern auf. Nach dem Abitur zog es ihn jedoch in die Ferne. Tilo Knapp arbeitete 18 Monate in Husum in Schleswig-Holstein in einem Wohnheim für geistig und körperlich behinderte Menschen. Eher zufällig machte er auf dem Kirchentag 1991 dann die Bekanntschaft mit einem evangelischen Orden. „So etwas gibt es tatsächlich“, sagt Tilo Knapp. In ihm reifte der Entschluss, nach dem Zivildienst mit den Brüdern im Kloster zu leben. 1992 setzte er es in die Tat um. „Ich habe fast das ganze Jahr im Gethsemane-Kloster in Goslar mit einem Dutzend Mönchen und einem Prior verbracht.“ Anschließend begann Tilo Knapp das Studium der Theologie und Philosophie in Tübingen, wechselte erst nach Berlin, später nach Wien. Für seine Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Philosophie Immanuel Kants und deren Folgen für die Theologie des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

In Riederich bei Metzingen startete er als Vikar ins Berufsleben. Anschließend wirkte er in Fellbach, wo er 2008 Gemeindepfarrer in der Gesamtkirchengemeinde wurde. Der Abschied von dort fällt ihm nicht leicht, zumal sich seine alte Kirchengemeinde derzeit neu strukturieren und finden muss. Doch er hat sich für den Stuttgarter Süden entschieden, der allem entspricht, was sich Tilo Knapp und seine Familie für die Zukunft vorstellen. „Die Nähe zur Stadt war uns genauso wichtig wie die Verbundenheit mit den Leuten und Einrichtungen vor Ort.“ Dass seine Frau als Lehrerin an ihrer Schule in Esslingen bleiben könne, die Großeltern nicht weit weg seien, sind weitere Pluspunkte der neuen Stelle. Tilo Knapp schwärmt aber auch vom „schwäbischen Jugendstil-Pfarrhaus“, das „schlicht aber schön“ sei, von der Sakristei und dem Besprechungszimmer mit dem „Charme der Kaiserzeit“.

Jugendarbeit ist Knapp ein besonderes Anliegen

Tilo Knapp freut sich auf seinen neuen Sprengel. Es schließt das Heusteig- und Lehenviertel ein, Quartiere mit Flair, die von Künstlern und Studenten geprägt sind. „Die Umgebung ist altehrwürdig, aber die Gemeinde doch mitten im Aufbruch. Sie haben Ziele und Zeit, sich im Inhalten auseinander zu setzen.“ Die Markuskirche habe ein Gotteshaus, ein Pfarrhaus direkt daneben und ein Gemeindehaus 200 Meter den Berg hinauf, das sei so ganz anders als in Fellbach, wo es derzeit noch vier Teilkirchengemeinden mit allen dazugehörigen Infrastrukturen gibt. Reizvoll sei auch, dass die Stuttgarter Kirchengemeinde zu den wenigen gehöre, die noch nach dem Bedarfsdeckungsprinzip wirtschafteten. Gemeinsam mit einem Kirchenpfleger ist Tilo Knapp für den Haushalt zuständig.

Vermissen werde er allerdings die gute Fellbacher Jugendarbeit, sagt der Seelsorger. „Hier habe ich Konfirmanden, die Verzahnung mit dem CVJM ist klasse, in Stuttgart haben wir ein Viertel eines Jugendreferenten.“ Tilo Knapp ist froh, dass aus der Markusgemeinde der Wunsch geäußert wurde, die Jugendarbeit zu intensivieren., „Da wäre so ein CVJM Gold wert.“