Markus Gaugisch hat seinen Vertrag als Trainer der Bietigheimer Handballerinnen bis 2023 verlängert. Foto: Baumann/Alexander Keppler

Die Handballerinnen der SG BBB Bietigheim surfen auf einer Erfolgswelle und sind wettbewerbsübergreifend seit 34 Spielen ungeschlagen. Trainer Markus Gaugisch spricht über das Erfolgsgeheimnis, Drucksituationen und die Nationalmannschaft.

Stuttgart - Die SG BBM Bietigheim hat bereits vor dem Spiel an diesem Samstag (16 Uhr) bei CS Minaur Baia Mare das Viertelfinale in der European League erreicht. Auch in beiden nationalen Wettbewerben sind die Bundesliga-Handballerinnen sehr aussichtsreich im Rennen. Trainer Markus Gaugisch ordnet die Lage ein.

 

Herr Gaugisch, Sie sind mit der SG BBM nun wettbewerbsübergreifend 34 Spiele lang ungeschlagen.

Ja, es läuft wirklich sehr, sehr gut. Das letzte Spiel haben wir am 31. März 2021 in der Liga mit 28:30 bei Borussia Dortmund verloren

Haben Sie eine solche Erfolgsserie als Spieler oder Trainer schon einmal erlebt?

Wenn überhaupt, dann als Jugendspieler, vielleicht in der B-Jugend oder in der A-Jugend mit dem TSV Heiningen, mit der ich 1993 deutscher Meister geworden bin.

Wie schwer ist es mit ihrem aktuellen Team, einen solchen Siegeszug fortzusetzen?

Es ist nicht einfach. Wir spielen durch die Teilnahme an der European League seit Wochen im Mittwoch-Samstag-Rhythmus. Hinzu kommt der Druck, dass von uns immer ein Sieg erwartet wird und dieser dann als selbstverständlich angesehen wird. Doch ich will garantiert nicht jammern, denn letztendlich gehört dies alles zur Kategorie positiver Druck.

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Sie kennen auch anderen.

Oh ja. Als Spieler beim VfL Pfullingen und als Trainer beim TV Neuhausen/Erms und beim HBW Balingen-Weilstetten ging es eigentlich immer gegen den Abstieg. Das ist noch einmal ein ganz anderer Druck. Wir sind damals fast immer ausgerastet, wenn wir mal ein Spiel gewonnen haben (lacht). Aber wichtig ist einfach auch, dass ich mich auch jetzt als Trainer der SG BBM über jeden Sieg freue. Denn Selbstverständlich ist das eben im Sport auch für einen Favoriten nicht. Das zeigte zuletzt ja auch die 2:4 Niederlage des FC Bayern beim VfL Bochum im Fußball.

„Größter Gegner Corona“

Sind Sie eigentlich Fußballfan?

Ja, ich bin seit Kindheit Fan des Hamburger SV.

Mit der SG BBM sind Sie derzeit so dominant wie die Bayern in der Bundesliga. Doch im Gegensatz zu den Münchnern können Sie in dieser Saison noch das Triple holen. Wie realistisch ist es?

Wir haben alle Möglichkeiten, das Triple zu holen. In der Liga haben wir 28:0 Punkte, doch Borussia Dortmund hat auch erst zwei Minuspunkte. Im DHB-Pokal stehen wir im Olymp Final4, das am 28./29. Mai in Stuttgart über die Bühne geht. Und in der European League müssen wir noch das Viertelfinale gegen ES Besancon/Frankreich (Anm. d. Red.: 26./27. März und 3./4. April) überstehen, um auch in diesem Wettbewerb im Final4 um den Titel zu kämpfen. Unser größter Trumpf, den wir haben, ist unsere Abwehr. Unser größter Gegner, den wir haben, heißt Corona. Wenn es uns da in geballter Form trifft, haben wir ein Problem. Aber jetzt wollen wir erst einmal noch unsere nächsten drei Spiele gewinnen, ehe eine Pause wegen der EM-Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft ansteht.

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Stichwort Nationalmannschaft. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand?

Wir haben ein Team, das wachsen kann. Ich sah zuletzt vor allem in der Abwehr einen Schritt nach vorn. Es wurde aktiv verteidigt, es wurden Bälle geklaut, die Mannschaft präsentierte sich nicht abwartend und passiv. Auch bei meinem Team in Bietigheim war die Abwehrumstellung im Übrigen der Schlüssel zum Erfolg.

Bei der DHB-Auswahl fehlte in den vergangenen Turnieren aber der Erfolg.

Natürlich wäre es maximal wichtig für die gesamte Sportart, dass die Nationalmannschaft mal wieder ein Halbfinale erreicht. Nur mit sportlichem Erfolg bekommt man Aufmerksamkeit, gerade auch in den Medien. Ist dies nicht der Fall, schwirrt man weiterhin unter dem Radar.

Soll Groener weitermachen?

Der Vertrag mit Henk Groener läuft Ende März aus. Sollte der DHB mit dem Bundestrainer weitermachen?

Das ist nicht meine Entscheidung.

Sie trainieren gemeinsam mit DHB-Sportvorstand Axel Kromer die C-Jugend der Spvgg Mössingen. Er wird Sie doch mal zur Seite nehmen und um Rat fragen.

Nein, wir sprechen über solche Themen nicht. Wir konzentrieren uns ganz auf die Trainingsarbeit mit unseren Söhnen und die Talentförderung des gesamten Mössinger Teams.

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Sie haben Ihren Vertrag bei der SG BBM bis 2023 verlängert. Sieht man Sie auch noch mal als Trainer eines Männerteams?

Warum nicht? Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit bei der SG im weiblichen Bereich, das ist eine super Erfahrung und ungemein reizvoll. Aber wenn der Bauch mal was anderes sagt… Klar ist, dass der Männerhandball immer eine andere Hausnummer sein wird.