Der Chef des Towers in Bernhausen, Markus Bembenek, möchte seinen Fluglotsen und -lotsinnen gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Foto: Roberto Bulgrin

Die Fliegerei hat Markus Bembenek immer gereizt. Der Chef des Stuttgarter Flughafen-Towers möchte den Fluglotsen ein optimales Arbeitsumfeld bieten.

Die Fliegerei hat ihn seit seiner Kindheit fasziniert. Da radelte Markus Bembenek morgens auf dem Weg zur Schule immer am Tower des Düsseldorfer Flughafens vorbei. Gerne schaute er den Flugzeugen nach. Dass er später einmal selbst in einer Führungsposition bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) arbeiten würde, hätte er damals nicht gedacht. Obwohl er keinen Pilotenschein hat, findet er es spannend, sich mit Luftfahrt und mit den vielfältigen Themen des Flugverkehrs zu beschäftigen. Der 54-Jährige ist Towerchef in Nürnberg und auch in Stuttgart.

 

„Das bringt es mit sich, dass ich viel auf der Autobahn bin.“ In Franken lebt er weiter mit seiner Familie, arbeitet aber mehrere Tage in der Woche bei der Deutschen Flugsicherung im Tower in Bernhausen. Dass er inzwischen ein Cluster mit zwei Standorten leitet, bringt für ihn „viele Synergien“ mit sich. Wichtig ist dem Chef, für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer ansprechbar und für ihre Fragen offen zu sein.

Wie kam der studierte Betriebswirt zur Flugsicherung? Nach den ersten Berufsjahren in der Wirtschaft reizte ihn die Aufgabe, bei der DFS am Hauptsitz in Langen eine Stabsstelle anzutreten. „Da habe ich zunächst viele Bereiche kennengelernt und mich in die Aufgaben der DFS einarbeiten können.“ Um zu erfahren, unter welchen Bedingungen die Fluglotsen und -lotsinnen arbeiten, hat Bembenek am Anfang seiner Karriere ihre Arbeitsbereiche kennengelernt. „Das hilft mir heute, die Probleme meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser zu verstehen.“ Bei seinen beruflichen Stationen hat er erfahren, unter welchem Druck die Männer und Frauen im Tower stehen.

Hohe Anforderungen bei der Flugsicherung

Die Anforderungen an Fluglotsen sind extrem hoch. „Bei unseren Eingangstests fallen 95 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber durch“, sagt der Chef. Dennoch ist die DFS bei jungen Leuten sehr beliebt. Auf die 140 Ausbildungsplätze, die jedes Jahr vergeben werden, gingen 2023 mehr als 7000 Bewerbungen ein. Neben Stressresistenz und der Fähigkeit, blitzschnell die richtige Entscheidung zu treffen, müssen die Fluglotsen auch im dichtesten Flugverkehr einen kühlen Kopf bewahren. „Die meisten der Fähigkeiten, die man als Fluglotse oder -lotsin braucht, kann man nicht lernen“, sagt der Towerchef. Deshalb werden die Bewerberinnen und Bewerber in umfangreichen Eignungstests geprüft, bevor sie zur Ausbildung zugelassen werden.

Spannend findet es der Betriebswirt auch, bei der DFS mit unterschiedlichen Partnern zu arbeiten. Deshalb hat er auch in Stuttgart viele Kontakte geknüpft. Mit Vertretern des Regierungspräsidiums ist er ebenso in Kontakt wie mit Fluggesellschaften. Markus Bembenek kann gut zuhören, ist kommunikativ und offen. Was unterscheidet die Flughäfen in Echterdingen und in Nürnberg? Da es in Franken einige Kliniken gebe, die auf Organtransplantationen spezialisiert sind, gebe es da viele Transportflüge. Da muss alles sehr schnell gehen. Außerdem hat Nürnberg, anders als der Stuttgarter Flughafen, keine Nachtflugbeschränkung.

19 Standorte hat die DFS in Deutschland, an denen insgesamt 5700 Menschen arbeiten. Davon sind 2200 Fluglotsen. Bembenek ist es ein großes Anliegen, „ihnen eine gute berufliche Entwicklung zu ermöglichen.“ Weil er viel mit den Männern und Frauen im Gespräch ist, die im Tower in der Kanzel arbeiten, weiß er, „dass ihnen Tage mit viel Verkehr, an denen sie richtig gefordert werden, am liebsten sind.“ Auf die Ruhezeiten und auf die Erholung der Lotsinnen und Lotsen, deren Schichtdienst extrem fordernd ist, achten die Führungskräfte sehr genau. Deshalb wird Wert auf die Ruhezeiten gelegt. Bindend für alle Mitarbeitenden im operativen Bereich sind nach Markus Bembeneks Worten die Kuren, „um Arbeitskraft und Wohlbefinden zu erhalten.“

Die Flugsicherung stellt die Sicherheit im Luftverkehr an vorderste Stelle. Bei der Lenkung der Verkehre werde stets darauf geachtet, dass Piloten, Crew und Passagiere sicher durch die Luft dirigiert werden. Deshalb bleiben die Flugzeuge zum Beispiel so lange am Boden, bis Gewitterzellen abgezogen sind. Auch die gute Vernetzung der Flugsicherungen in Europa trägt dazu bei, Verkehrsströme dennoch nahtlos zu planen: „Wenn die Wetterlage in Paris etwa eine Landung nicht zulassen würde, bleibt die Maschine in Stuttgart gleich am Boden“, bringt Bembenek dieses internationale Modell auf den Punkt, das sich aus seiner Sicht bestens bewährt hat.

Die Deutsche Flugsicherung

Aufgaben
 Alle Flugzeuge, die im deutschen Luftraum nach Instrumentenflugregeln unterwegs sind, fliegen unter der Kontrolle der Deutschen Flugsicherung. Eine besondere Rolle spielen dabei die Fluglotsinnen und -lotsen an den Flughäfen oder in den Radarkontrollzentralen. Sie gewährleisten, dass zwischen den Luftfahrzeugen immer ausreichend Sicherheitsabstand ist.

Instrumentenflüge
 Im deutschen Luftraum finden täglich mehrere tausend Flüge nach Instrumentenflugregeln statt. Das bedeutet: Die Piloten fliegen nicht auf Sicht, sondern orientieren sich an den Instrumenten im Cockpit – und richten sich nach den Anweisungen der Flugsicherung.