Fleischlose, biologische und gesunde Produkte liegen im Trend. Vom Umsatzkuchen wollen Aldi wie auch Rewe etwas abhaben. Foto: mago/Rust

Lidl und Aldi häuten ihr Image abermals und präsentieren sich als Gesund-Discounter. Mit Verbraucherschutz hat das wenig zu tun, meint Daniel Gräfe – dafür aber mit handfesten wirtschaftlichen Interessen.

Wenn Aldi und Lidl ihre Strategie verfeinern, schaut die Konkurrenz mit Argusaugen. Bauen die markt- und preismächtigen Discounter Segmente aus, hat das Folgen für den gesamten Lebensmitteleinzelhandel. Deren Biooffensive hat die Biofachhändler im Zuge der hohen Inflation nicht nur massiv Umsatz gekostet. Sie haben auch neue, kaufkräftigere Kunden hinzugewonnen, die zumindest für einen Teil ihrer Einkäufe nach einer günstigeren Alternative suchten.

 

Die verstärkt beworbene Erzählung, dass sich die Discounter um die Gesundheit ihrer Kunden kümmern, ist aber vor allem ein Angriff auf Supermärkte wie Rewe und Edeka. Die Discounter setzen zunehmend auf den boomenden Markt von Fleischersatzprodukten und Lebensmitteln aus höheren Haltungsstufen, die extra Portion Vertrauen spielen die Kooperationen mit Bioverbänden ein. Aldi und Lidl haben erkannt, dass trotz hoher Inflation billig allein nicht reicht. Stück für Stück schließen sie zu den Supermärkten auf, die in puncto Vertrauen und Lebensmittelqualität bei den Verbrauchern noch immer höher im Kurs stehen.

Die Discounter überholen die Supermärkte rechts

Genau hier ist ihnen jüngst der vielleicht wichtigste Coup gelungen. Lidl und Aldi Süd wollen auf Werbung für ungesunde Lebensmittel, die auf Kinder abzielt, verzichten – von Aktionswaren abgesehen. Gleichzeitig passen sie ihre Rezepturen für Kinderprodukte stark an die Nährwertkriterien der WHO an. Damit überholen sie viele Supermärkte rechts: Diese hängen vergleichsweise stark von den Markenherstellern ab, deren Produkte sich nur selten in den Discountern finden.

Aldi und Lidl wiederum nutzen den hohen Anteil ihrer Eigenmarken, um bei Trendthemen noch mehr Tempo zu machen. Sie sind drauf und dran, dass nicht nur jene bei ihnen den Wochenendeinkauf machen, die mit dem Geld knapp sind, sondern auch die kaufkräftigere Klientel.