Mark Webber steht vor seinem letzten Rennen in der Formel 1 Foto: EPA

Mark Webber steht vor seinem letzten Rennen in der Formel 1 – Versöhnliche Worte von Vettel.

Stuttgart - „Nicht schlecht für eine Nummer zwei!“ Mark Webber kann geradlinig sein; so wie am 11. Juli 2010. Da hatte der Australier den Großen Preis von Großbritannien gewonnen, obwohl die Red-Bull-Granden den einzigen neuen Frontflügel seinem ungeliebten Teamkollegen Sebastian Vettel zugeteilt hatten. Der Deutsche fiel mit einem Plattfuß aus, Webber triumphierte in Silverstone – und auf der Ehrenrunde rechnete er über den Boxenfunk (den jeder TV-Zuschauer hören konnte) mit der aus seiner Sicht Vettel-hörigen Teamführung ab. „Nicht schlecht für eine Nummer zwei!“ Ein Satz für die Formel-1-Geschichtsbücher.

Was als beißend-ironische Kritik gemeint war, beschreibt ziemlich exakt den Status, den der Red-Bull-Pilot in den vergangenen dreieinhalb Jahren innehatte. Der 37-Jährige war der zweite Mann hinter Vettel, der nicht nur als Protegé von Red-Bull-Berater Helmut Marko die Rolle des Lieblings ausfüllte. An diesem Sonntag (17 Uhr MEZ/live RTL) klettert Webber zum letzten Mal in den Rennwagen des Brauseherstellers – der Große Preis von Brasilien in São Paulo ist seine Abschiedsvorstellung in der Formel 1. „Ich will keine große Sache draus machen“, sagte der Aussie, der 2002 sein erstes Rennen in der Königsklasse des Motorsports bestritt, „ich will es am liebsten allein durchziehen und möchte nicht, dass Freunde oder meine Familie in Brasilien sind.“

„Es kommt einfach die Zeit zu gehen“

Minardi (2002), Jaguar (2003, 2004), Williams (2005, 2006) und Red Bull (seit 2007) hießen seine Arbeitgeber; von zwölf Jahren verbrachte Webber fünf an der Seite des viermaligen Weltmeisters Vettel – jede Saison landete er hinter ihm. Aber immer wieder feuerte er verbale Giftpfeile in Richtung des Heppenheimers ab. „Vettel ist jung, das ist der einzige Unterschied. Ich erkenne nicht, dass er in irgendeiner Art anders arbeitet als andere“, ätzte er 2010, „wenn ich zehn Jahre jünger wäre und die gleichen Resultate hätte, würdet ihr alle glauben, ich wäre der nächste Superstar.“ Webbers Bilanz: zweimal WM-Dritter (2010, 2011), 214 Grand-Prix-Starts, neun Siege, 13 Pole-Positions. „Es ist unvermeidlich, dass du manches vermissen wirst“, gab Webber zu, „es kommt einfach die Zeit zu gehen.“

Vettel wird er nicht missen, auch wenn der nun behauptet, „dass Mark 2014 nicht mehr dabei sein wird, ist ein großer Verlust für das Team, aber auch für mich“. Krokodilstränen oder versöhnlicher Abschied? Immerhin hat die Dauerfehde nicht dazu geführt, dass Webber eine Deutsch-Phobie entwickelt hat – er ist Profi, er kann trennen zwischen persönlicher Antipathie und stupiden Verallgemeinerungen. Wenn der Rennfahrer 2014 bei Porsche einsteigt, wird er einige von Vettels Landsleuten um sich haben; gemeinsam mit ihnen hat er ein großes Ziel. Den Sieg im 24-Stunden-Klassiker in Le Mans, dort fährt Porsche nächstes Jahr erstmals seit 1998 als Werkteam. 1998 und 1999 startete Webber als Mercedes-Fahrer, beide Male kam er nicht ins Ziel. Bei Porsche ist der Formel-1-Aussteiger der prominenteste Fahrer im Team. Ob’s dann zur Nummer eins reicht?