Mark Knopfler, hier bei einem Auftritt in der Schleyerhalle Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der große E-Gitarrist Mark Knopfler wird an diesem Montag siebzig Jahre alt. So wie er beherrscht kaum ein anderer sein Instrument.

Stuttgart - Die elektrische Gitarre ist die Königin unter den Rockmusikinstrumenten – und so verwundert’s nicht, dass ausgiebig diskutiert wird, wer denn der König unter den Virtuosen an ihr sei. Lässt man die Verstorbenen außen vor (dann würde man sich vermutlich leicht auf Jimi Hendrix verständigen können), bleibt die Auswahl trotzdem groß. David Gilmour, Jimmy Page, Jeff Beck, Ry Cooder, Joe Satriani, Peter Green oder Carlos Santana könnte man unter den Mainstreamrockern nennen, Al Di Meola, Pat Metheny, John Scofield oder Robert Fripp in Jazz und Avantgarde, und wenn’s eine Frau sein soll, fiele die Wahl gewiss auf Joni Mitchell.

Oder man nennt, mit Fug und Recht, den Namen Mark Knopfler.

Erst vor einigen Wochen untermauerte er bei einem Konzert in der Stuttgarter Schleyerhalle wieder einmal, warum das so ist. Egal an welchem Gitarrenmodell er agierte: Was er den Saiten zu entlocken vermag, ist atemberaubend. Klarer als der in Glasgow geborene Schotte, der an diesem Montag seinen siebzigsten Geburtstag feiert, kriegt man einen unverzerrten E-Gitarrenton nicht hin. Und singender einen leicht angezerrten Sound ebenfalls nur schwerlich. Offenkundig wird das immer ganz besonders, wenn man den mehrfachen Grammy-Gewinner mit anderen Gitarristen spielen hört; blind erkennt man, welche Liedparts vom Sohn eines in der Nazizeit aus Ungarn emigrierten Architekten und einer Lehrerin stammen – ebenjene Melodiebögen mit der ganz besonderen Note, die keiner so beiläufig und doch prägnant in die Songs einstreuen kann wie Mark Knopfler, der Mann, der als einer der wenigen Topstars unter den Rockgitarristen ohne Plektrum und nur mit seinen Fingern sein Instrument zum Wohlklingen bringt.

Nachhören kann man das mühelos nahezu überall: auf den millionenfach verkauften Alben seiner Exband Dire Straits, die Knopfler 1977 mitbegründete und mit der er der Musikwelt Klassiker für die Ewigkeit wie „Sultans of Swing“ vom Debütalbum hinterließ. Oder „So far away“, „Money for nothing“, „Walk of Life“, allesamt vom Album „Brothers in Arms“ – auch dieser Titel ein Welthit – und allesamt von Knopfler selbst geschrieben. Oder aber auf seinen neun Soloalben, mit denen er ebenfalls sein überdies herausragendes Talent als Songwriter unter Beweis stellte, etwa in Liedern wie „Sailing to Philadelphia“ oder „Speedway at Nazareth“, einem wahren Fest für Gitarrenfreunde.

Als Kompagnon für andere Größen hat er sich ebenfalls einen Namen gemacht, Knopfler schrieb für Tina Turner „Private Dancer“, produzierte für Bob Dylan dessen Album „Infidels“ und spielte mit Musikern wie Sting, Randy Newman, Van Morrison oder seinem eigenen Idol Chet Atkins. Im Schnitt alle drei Jahre, so hat sich’s beim sehr fidelen Mark Knopfler seit der Jahrtausendwende eingebürgert, legt er seither neue Alben vor, die er anschließend auf hörenswerten Tourneen auch live vorstellt. Und das hoffentlich noch sehr lange.