Mario Gomez vom VfB Stuttgart ist guter Dinge: „Wir werden nicht absteigen!“ Foto: Pressefoto Baumann

Im Trainingslager des VfB Stuttgart nimmt Mario Gomez zu aktuellen Themen rund um den Verein und um seine Person Stellung. Der 33-Jährige verspricht den Fans eine bessere zweite Saisonhälfte.

La Manga - Mario Gomez geht voran – im wahren Wortsinn. Wenn sich die Mannschaft des VfB Stuttgart im Trainingslager in La Manga warmläuft, joggt er mit dem Kapitän Christian Gentner vorneweg. Und auch sonst marschieren die beiden voran.

Sie sind die Chefs des Teams, sie geben den Takt vor. Mario Gomez trifft vielleicht nicht mehr ganz so nach Belieben wie in früheren Zeiten, doch der Ex-Nationalspieler ist nach wie vor die Stuttgarter Lebensversicherung, was das Toreschießen angeht. Der 33-Jährige war mit fünf Treffern und einer Vorlage an der Hälfte der Torerfolge in der Hinrunde beteiligt.

Der Trainer Markus Weinzierl weiß genau, was er an ihm hat. Keinen Kilometerfresser, sondern einen Vollstrecker im gegnerischen Strafraum. „Ich kenne Marios Stärken und ich kenne seine Defizite“, sagt der Coach. „Dass seine Stärke nicht das Laufverhalten ist, ist klar. Mit dem gleichen Laufverhalten hat er aber 160 Tore geschossen in 32. Bundesliga-Spielen.“ Die Quote ist sogar noch besser: 168 Treffer in 314 Partien. Das Wort eines Mannes mit dieser Vita hat Gewicht – Mario Gomez spricht Klartext.

„Es geht nicht um mich“

Es ist die zweite Frage bei der Gesprächsrunde mit Mario Gomez im Trainingslager des VfB Stuttgart in La Manga – und der Stürmer macht gleich die erste klare Ansage. Wie wichtig die Winterzugänge Alexander Esswein und Steven Zuber seien, die ihn als offensive Flügelspieler künftig füttern sollen? „Es geht nicht um mich“, ist die kurze, prägnante Antwort. Aus der Sicht von Mario Gomez wird zu viel auf seine Person zentriert.

Der Torjäger schätzt die beiden Neuen, auch wenn er sie noch nicht allzu gut kennt. Steven Zuber ist ja wegen einer leichten Verletzung nicht nach La Manga gereist und wird erst nächste Woche auf die Mannschaft treffen. „Das sind zwei Vollgasfußballer, die robust sind und wahnsinnig schnell, die uns in der Umschaltbewegung guttun werden“, sagt Mario Gomez. „Es ist wichtig im Abstiegskampf, wenn du frischen Wind und frisches Blut reinkriegst. Ich habe große Hoffnungen, dass die beiden uns entscheidend weiterhelfen.“

Fest vom Klassenverbleib überzeugt

An diesem Freitag (15 Uhr) bestreitet der VfB in La Manga noch ein Testspiel gegen den belgischen Tabellenelften Cercle Brügge, ehe es am übernächsten Samstag in der Liga weitergeht. „Ich bin immer noch zum Gleichen fähig, was ich in der vergangenen Rückrunde geleistet habe“, sagt Mario Gomez. Acht Tore erzielte er da nach seinem Winterwechsel zurück nach Stuttgart in 16 Spielen – nachdem er in der ersten Halbserie für den VfL Wolfsburg nur einmal erfolgreich gewesen war. „Jetzt habe ich nach der Hinrunde fünf Tore – das heißt, ich bin eigentlich fünfmal so gut wie im vergangenen Jahr, also freut Euch auf die Rückrunde“, sagt er und grinst.

Ob er im Abstiegsfall mit in die zweite Liga gehen würde? „Ich bin zu tausend Prozent davon überzeugt, dass wir nicht absteigen“, sagt Mario Gomez. „Die Frage habe ich auch schon in Wolfsburg gestellt bekommen, aber ich habe sie noch nie beantwortet, weil ich kein negativ denkender Mensch bin. Ich finde die zweite Liga in Deutschland sogar ganz attraktiv – aber nicht für uns!“

2008 hat Gomez am meisten gelernt

Mario Gomez hat im Fußball alles erlebt. Er hat mit dem VfB und dem FC Bayern Meistertitel in Deutschland gefeiert, in Italien und der Türkei gespielt und vor seiner Heimkehr nach Stuttgart auch in Wolfsburg schon gegen den Abstieg gekämpft. „Warum bin ich heute der Spieler, der ich bin? Nicht wegen der Meisterschaften, die ich gewonnen habe“, sagt der Ex-Nationalspieler. „Als 2008 ganz Deutschland auf mich eingeprügelt hat, das waren sicher die Momente, in denen ich am meisten gelernt habe, mit solchen Situationen umzugehen – nicht aufzustecken, nicht aufzugeben.“ Als „Vollidiot für alle“ habe er sich damals gefühlt nach seinem EM-Fehlschuss.

Aus seiner Sicht wird oft ein Aspekt vergessen, wenn es um Erfolg und Misserfolg geht – der Kopf. „Man darf die Psyche nicht unterschätzen, die Birne spielt eine entscheidende Rolle im Fußball“, sagt Mario Gomez. „Die Spieler werden immer jünger, der Druck wird immer größer. Man muss lernen, mit den äußeren Einflüssen klarzukommen.“

„Benji verdankt dem VfB einiges“

Es gibt Parallelen zwischen dem Transfer von Mario Gomez zum FC Bayern München im Jahr 2009 und dem bevorstehenden Abgang von Benjamin Pavard nach München im kommenden Sommer. Der französische Weltmeister wird zum Wechselzeitpunkt ebenfalls 23 sein, er geht kurz nach dem ersten großen Titelgewinn, auch die Ablösesumme ist ähnlich hoch. Mario Gomez sieht jedoch einen großen Unterschied: „Er ist Abwehrspieler, das ist eine ganz andere Voraussetzung. Als Stürmer beim Topclub überlebst du nur, wenn du Tore erzielst.“

Er wirbt um Verständnis für Benjamin Pavards Entschluss und hofft, dass die Unterstützung der Fans darunter nicht leiden wird. „Man muss Spieler in dem Alter verstehen, die nach einer großen Karriere streben“, sagt Mario Gomez. „Er ist Weltmeister geworden mit Frankreich, und dass er natürlich nicht happy ist mit dem Abstiegskampf in Stuttgart, kann man total nachvollziehen. Benji verdankt dem VfB einiges, aber der VfB hat auch ihm einiges zu verdanken.“