Gibt die Richtung vor im Unterbau der Kickers: Marijan Kovacevic. Foto: Baumann

Marijan Kovacevic ist ein Profi durch und durch. Der neue Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) und U-19-Bundesliga-Trainer der Stuttgarter Kickers fordert viel von seinen Mitarbeitern und Spielern. Zwei Trainer haben ihn auf seinem persönlichen Weg dabei ganz besonders geprägt.

Stuttgart - Sein Vortrag gehört zur guten, alten Tradition bei einer Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers. Und auch beim diesjährigen Zusammentreffen im SSB-Waldaupark referierte der Vereinsjugendleiter Wolfgang Schweizer mit viel Herzblut über das abgelaufene Jahr im Unterbau seiner Blauen. Im Mittelpunkt stand diesmal der neue Sportlich Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ): Marijan Kovacevic. Schweizer überschüttete den ehemaligen Profi dermaßen mit Lob, dass es dem 45-Jährigen auf seinem Stuhl fast schon peinlich war. Das musste es ihm aber nicht, da der rührige Jugendleiter nur das aussprach, was rund um den ADM-Sportpark von allen bestätigt wird: Kovacevic hat seit seinem Amtsantritt am 1. Juli schon sehr viel bewegt. Zumindest im Rahmen der Möglichkeiten eines in die Fußball-Oberliga abgestürzten Vereins. Der Mann ging die Sache von vornherein positiv an: „Durch die Tradition, die Infrastruktur, das Einzugsgebiet und nicht zuletzt durch die Unterstützung von Porsche sind die Voraussetzungen wirklich gut“, sagt Kovacevic.

Strukturen professionalisiert

Guido Arnold, der zweite NLZ-Leiter, hält ihm im administrativen Bereich den Rücken frei. Den Rest regelt er selbst. Kovacevic hat die Trainingsinhalte strukturiert, das Athletiktraining intensiviert, die medizinische Abteilung verstärkt. Genauso das Scouting, für das er den Ex-Profi Angelo Vaccaro gewinnen konnte. Zudem nehmen die Trainerschulungen einen größeren Raum ein. „Marijan Kovacevic ist seine Aufgaben sehr professionell angegangen“, lobt auch Kickers-Präsident Rainer Lorz. Zufall ist das alles nicht.

Kovacevic bringt einen enormen Erfahrungsschatz mit. Der gebürtige Hamburger mit den kroatischen Wurzeln begann seine Karriere beim HSV. Dort spielte er gemeinsam mit Spielern wie Thomas von Heesen oder Hassan Salihamidzic in der Bundesliga. Später war er aktiv beim VfL Wolfsburg, beim MSV Duisburg (mit Horst Steffen und Michael Zeyer) und bei Admira Mödling, ehe er 2005 zum VfB Stuttgart kam. Dort war er erst der verlängerte Arm von Trainer Rainer Adrion und Führungsfigur für Talente wie Sami Khedira, Daniel Didavi oder Serdar Tasci bei der zweiten Mannschaft. Danach trainierte er die U15 und half dabei auch Joshua Kimmich, Timo Werner oder Serge Gnabry sich zu entwickeln. Am Ende seiner VfB-Zeit war Kovacevic als Scout tätig.

Kilometerfresser zu der Zeit in Elversberg

2016 trennten sich die Wege. Der frühere Abwehrspieler trainierte erst für fünf Spiele die Regionalligaelf von 1860 München, dann lotste ihn Roland Seitz zur SV Elversberg. Im Saarland arbeitete er zwei Jahre erfolgreich als NLZ-Leiter und A-Junioren-Trainer. Allerdings blieb viel Zeit auf der Strecke. Von seinem Wohnort Waiblingen sind es 245 Kilometer einfach nach Elversberg. Da kam das Angebot der Kickers für den verheirateten Familienvater (drei Kinder im Alter von 16, 14 und vier Jahren) ganz gelegen.

Wer sich mit Marijan Kovacevic unterhält, stellt fest: Immer wieder fällt das Wort Arbeit. Harte Arbeit. Er ist kein Typ der Ja und Amen sagt. Manchen ist er oft einen Tick zu kritisch. Er weiß das, doch er bleibt bei seinem Motto: „Wer nicht tagtäglich alles für den Erfolg tut, wird im Sport nicht nach oben kommen.“

Erst die Grundlagen, dann das Kreative

Am meisten geprägt hat ihn dabei sein Ex-Trainer Felix Magath. „Er hat nichts Unmögliches verlangt, aber Werte eingefordert und erwartet, dass die Spieler in Vorleistung gehen.“ Auf diese Basics legt „Kova“ großen Wert. Doch die Balance in der Trainingssteuerung muss stimmen. Viel hat er in diesem Bereich von Rainer Adrion gelernt. Das menschliche Miteinander muss passen, Raum für kreative und spontane Dinge gegeben sein. „Die Stürmer dürfen gerne ins Dribbling gehen, doch ein Innenverteidiger muss Beinschüsse bleiben lassen“, erklärt er.

Samstag U-19-Derby gegen VfB

An diesem Samstag (13.30 Uhr) empfängt er mit den U-19-Bundesliga-Junioren der Kickers (Drittletzter) auf der Bezirkssportanlage Spitzenreiter VfB zum Derby. Die U 17 der Blauen hat vor kurzem mit einem 2:0 gezeigt, dass der David den Goliath bezwingen kann. „Auch für solche Siege gibt es nur drei Punkte“, sagt Kovacevic, „aber sie sind eine schöne Anerkennung.“ Für was? Für die Arbeit, für die gute und harte Arbeit, die geleistet wird. Nicht nur Vereinsjugendleiter Schweizer wird es bestätigen.