Die Kleine Tierschau war die erste Gruppe, die den neu gestalteten Marienplatz in großem Stil bespielte. Jetzt drängen immer mehr Veranstalter dorthin. Foto: factum/Weise

Anders als im November beschlossen, darf die Kleine Tierschau nun doch dreieinhalb statt nur zweieinhalb Wochen auf dem Marienplatz gastieren.

S-Süd - „Im Bedarfsfall werde ich natürlich versuchen, Sie noch umzustimmen“, hatte Arne Beyer, der Manager der Kleinen Tierschau, dem Bezirksbeirat Süd bereits im vergangenen November angekündigt. Diese Woche nun hat Beyer seine Ansage wahr gemacht und versuchte, die Lokalpolitiker davon zu überzeugen, dass zweieinhalb Wochen zu kurz sind für ein Gastspiel der Kleinen Tierschau auf dem Marienplatz. Beyer warb für eine optionale Verlängerungswoche, damit die Kleine Tierschau diesen Sommer vom 16. August bis zum 9. September spielen kann, statt – wie bisher geplant – nur bis zum 2. September.

Zwar stimmte die Mehrheit der Bezirksbeiräte nach einer kurzen, aber intensiven Beratungspause am Dienstag dafür, die Optionswoche zu gewähren, doch ganz ohne Diskussionen ging der Antrag auch dieses Mal nicht durch. Wolf-Dieter Wieland, FDP-Bezirksbeirat, hatte dazu noch zu gut die Beschwerden von Anwohnern im Ohr, die über zu viel Lärm geklagt hatten. Insbesondere die Nummer, bei der ein Motor aufheulte, kam in der Nachbarschaft laut Wieland nicht gut an. Tierschau-Manager Beyer versprach, dass sich der Lärm 2012 in normalen Grenzen halten werde. Die Nummer mit dem Motor sei aus dem Programm gestrichen, etwas Vergleichbares sei diesen Sommer nicht geplant.

Bisher läuft der Vorverkauf schleppend

Seinen Wunsch nach einer Verlängerungswoche begründete Beyer mit dem schleppend anlaufenden Vorverkauf. Zwar hat der Vorverkauf bereits vergangenen Dezember begonnen, doch Beyer rechnet damit, dass die Publikumsränge im Zirkuszelt die ersten ein- bis zweieinhalb Wochen nicht voll besetzt sein werden. „Damit haben wir Schwierigkeiten, ohne Minus aus der Veranstaltung herauszukommen“, sagte Beyer. Er rechnet damit, dass das Publikumsinteresse zunimmt, je länger die Veranstaltung läuft. Auch 2011 habe die Mund-zu-Mund-Propaganda und die Berichterstattung mehr Zuschauer in die Vorstellungen am Ende der Spielzeit gelockt als am Anfang.

„Es ist gut, dass wir die Gelegenheit haben, noch einmal über die Optionswoche nachzudenken, und es ist nur fair, dass Sie die Möglichkeit haben, sich hier zu äußern“, sagte Roland Petri, der Fraktionssprecher der CDU. Für das nächste Jahr allerdings forderte er bessere Daten über Vorverkauf und Auslastung. Eine dreieinhalbwöchige Spielzeit sei mit dieser Entscheidung nicht für die nächsten Jahre beschlossen, betonte Petri.

Beitrag zur Belebung des Marienplatz

Nach der Sommerpause noch einmal generell über die Bespielung des Marienplatzes zu debattieren, forderte auch der Grünen-Fraktionssprecher Wolfgang Jaworek. „Wir haben da einen klaren Zielkonflikt. Auf der einen Seite haben wir gute Erfahrungen mit der Kleinen Tierschau gemacht. Auf der anderen Seite ist der Marienplatz mittlerweile beliebter geworden, so das andere Nutzer ihn auch bespielen wollen“, betonte Jaworek. Er stellte aber deutlich heraus, dass die Kleine Tierschau selbst zu einer Belebung des Platzes beigetragen habe und seit dem Gastspiel auch viele Menschen aus anderen Stadtteilen den Platz für sich entdeckt hätten.

Mit zehn von 16 Stimmen sprach sich schließlich die Mehrheit der Bezirksbeiräte für die optionale Verlängerung bis zum 9. September aus. Allerdings äußerte einige Bezirksbeiräte ihren Unmut darüber, dass nach dem heftig debattierten Beschluss im November nun noch einmal die Kleine Tierschau auf der Tagesordnung stand. Der schleppende Vorverkauf sei vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass der Stern der Kleinkunstgruppe im Sinken begriffen ist. Einer Vermutung, der die Künstler der Kleinen Tierschau mit Sicherheit widersprechen würden. Mitte August können sie auf dem Marienplatz jedenfalls antreten, um den Gegenbeweis zu liefern.