Beim Parkour nutzt man alles, was herumsteht. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Marienplatz wird aufgepeppt. 20 Jahre nach dem großen Umbau hat sich wieder einiges getan auf dem Platz im Stuttgarter Süden. Was ist neu?

Sie brauchen nicht viel. Die Stadt ist ihr Spielplatz. Wer Parkour macht, der nutzt, was so herumsteht, um zu klettern, zu hüpfen, zu springen oder Salti zu schlagen. Damit die Sache etwas leichter wird, hat das Amt für Sport und Bewegung nun entlang des Marienplatzes 40 Elemente aus Beton aufstellen lassen.

Die Stadt bewegt sich

„Es ist die erste Parkour-Anlage in der Innenstadt“, sagt Daniela Klein, die Leiterin des Sportamtes. Und damit die dritte in ganz Stuttgart. Das ist Teil der Strategie, die Stadt selbst zu einem Bewegungsraum zu machen. Also Sport nicht nur in Hallen und auf Sportplätzen möglich zu machen. Dazu zählen etwa die Calisthenics-Anlagen, die Fitnessräume im Freien, der Raum unter dem Österreichischen Platz als Frei- und Experimentierfläche und die bemalten Stäffele, die zum Treppensteigen einladen sollen. 120 000 Euro hat die Anlage gekostet. Wer nicht hüpfen will, kann aber auch sitzen. Denn einzelne Blöcke taugen auch zum Verweilen.

Was ist auf dem Spielplatz passiert?

Damit nicht genug. Der Boden des Sportplatzes wurde ausgetauscht. Und der Spielplatz am Rande des Marienplatzes neu gestaltet. Es gibt eine Nestschaukel und eine schiefe Ebene. Der Wasserspielplatz wurde erweitert. Im Etat von insgesamt 300 000 Euro war auch ein Honorar für den Graffiti-Künstler Dingo Babusch. Der Stuttgarter hatte einen Wettbewerb gewonnen und durfte die 100 Meter lange Ringmauer besprühen mit Szenen aus der Geschichte des Platzes. Sehr zur Freude des Architekten Heinz Lermann. Er hatte den Marienplatz damals umgestaltet, der Ende der 90er Jahre vor allem bei Dealern beliebt war und als „Heslach-Bronx“ geschmäht wurde. Lermann räumte auf, Bäume und Buschwerk verschwanden. Die große freie Fläche war zunächst nicht gerade beliebt. Betonwüste war noch eines der harmloseren Urteile, erinnert sich Lermann und schmunzelt.

Das Wohnzimmer des Südens

Mittlerweile ist der Platz so beliebt, dass es manchen Anwohnern schon zu viel wird. Zum „Wohnzimmer des Stadtbezirks“ ist er geworden, sagt der Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Kinder lernen dort Fahrradfahren, kicken und spielen Basketball. Für die Kleinen gibt es Abkühlung am Wasserspielplatz, und die Großen verweilen oder flanieren. „Jedes zusätzliche Angebot ist wichtig“, sagt Grieb. Gerade in einer so dicht besiedelten Wohngegend. Und um das Grau auszutreiben und dem Auge mit dem Graffito was zu bieten, hat der Bezirksbeirat noch etwas aus einem eigenen Budget beigesteuert.

Bunter ist der Platz geworden. Lebhaft ist er schon. Jetzt muss der Frühling kommen. Dann hüpft und tobt es sich auch besser.