Foto: Michael Steinert

Nicht für alle Marktbeschicker am Marienplatz lohnt sich das Geschäft. Sie hoffen auf das Frühjahr.

S-Süd - Vor dreieinhalb Monaten haben die Marktbeschicker zum ersten Mal ihre Stände auf dem Marienplatz aufgebaut und noch immer hat es sich nicht bei allen Bewohnern im Bezirk herumgesprochen, dass es mittwochs einen Wochenmarkt im Süden gibt. Die Marktbeschicker erleben regelmäßig, dass sich Kunden verwundert umschauen und die Stände gerade erst entdecken. Während einige Händler sehr zufrieden mit ihren Einnahmen sind, macht sich die fehlende Bekanntheit des Wochenmarktes bei anderen negativ im Umsatz bemerkbar.

Die Kunden jedoch, die den Markt für sich entdeckt haben, sind froh über das Angebot. „Ich hoffe, der Markt bleibt“, sagt beispielsweise Ursula Freisinger, die seit der Eröffnung im Oktober fast jede Woche am Marienplatz einkauft. Neun Händler bieten dort regelmäßig zwischen zehn und 17 Uhr ihre Waren an. Darauf, dass sich das Angebot weiter herumspricht, setzt die Geflügelfrau Wilma Schwaderer: „Das Geschäft hat bisher sukzessive zugenommen; auch Kunden aus Degerloch und dem Westen kommen.“

Nicht jeder Beschicker ist zufrieden

Mit dem Beginn des Frühlings erwarten die Händler, dass noch mehr Südbürger den Markt für sich entdecken. Davon hängt dann beispielsweise für Ingrid Bidemann ab, ob sie ihre hausgemachten Marmeladen und Senfsorten weiter wöchentlich anbietet. Wachse die Anzahl der Kunden nicht, kommt sie nur noch im Zwei-Wochen-Rhythmus, sagt Bidemann. Ähnliche Überlegungen hegt der Gewürzhändler Norbert Klein. „Im Moment ist das Geschäft noch etwas schleppend“, sagt er. Doch auch er will mindestens bis Ostern abwarten, bevor er eine Entscheidung fällt.

Ganz anders sind die Erfahrungen der Fischverkäuferin Tina Schrade. „Ich bin positiv überrascht, der Markt ist super angelaufen. Die Kunden sind sehr nett und unkompliziert“, sagt sie. Auch am Käsestand läuft es gut. „Sonst wären wir nicht zu zweit hier“, betont Silvia Beck.

Die unterschiedlichen Erfahrungen erklären sich aus den Produkten, welche die diversen Händler anbieten. Marmelade und Gewürze kaufen die meisten Menschen nicht wöchentlich, weshalb diese Beschicker stärker von einer höheren Kundenfrequenz abhängig sind als beispielsweise Bäcker und Metzger. Olivenhändler Jens Schöne etwa merkt, dass die meisten Menschen am Ende des Monats überlegen, ob sie sich Schafskäse und Oliven leisten möchten. „Das ist doch exotischer“, sagt er. Wenn jedoch die Ware immer gut sei, spreche sich dies herum.

„Im Wochenmarkt steckt Potenzial“

Andere Wochenmärkte in Stuttgart hätten zudem viel größere Anlaufschwierigkeiten gehabt, gibt Jürgen Leutenecker zu bedenken. Der Gemüsehändler spricht davon, dass der Markt am Wilhelmsplatz lange gebraucht habe, um angenommen zu werden. „Im Marienplatz steckt Potenzial, auch wenn die anfängliche Euphorie zurückgegangen ist“, sagt Leutenecker. Letzteres erklärt er damit, dass er im Winter weniger regionales Obst und Gemüse anbieten könne und deshalb derzeit weniger Kunden kämen. Leutenecker hofft jedoch auch darauf, dass der Markt künftig bis 18 Uhr öffnen darf und die Händler auf diese Weise mehr Kunden gewinnen werden.

Damit sich die Märkte im Süden keine Konkurrenz machen, war der Wochenmarkt am Marienplatz extra auf einen Mittwoch gelegt worden. Einige Kunden hoffen jedoch darauf, bald auch freitags dort einkaufen zu können. Doch dann wäre die Konkurrenz für die Händler, die samstags am Bihlplatz verkaufen, zu groß.

Davon, dass sich der Wochenmarkt am Marienplatz weiter positiv entwickeln wird, ist Karl Kübler überzeugt. Der Geschäftsführer der Märkte Stuttgart spricht davon, das Angebot Ende März um weitere Händler zu erweitern. Bis jetzt fehlt beispielsweise ein Blumenhändler.

Was den samstäglichen Wochenmarkt am Heslacher Bihlplatz anbelangt, ist Kübler nicht ganz so optimistisch. Wie sich der historisch gewachsene Markt entwickele, hänge im Wesentlichen von den Menschen ab. Wie für alle Wochenmärkte gelte: „Wenn der Markt keine Frequenz hat, wird es schwierig die Beschicker zu halten.“