Ein Marder hat am Montag die Stromversorgung in Teilen Ludwigsburgs lahmgelegt. Hundertprozentigen Schutz gegen die Beißlaune der Tiere gibt es nicht.
Turbulent begann die zu Ende gehende Woche in Ludwigsburg. Teile der Stadt blieben am frühen Montagmorgen im Dunkeln. Die Ampeln funktionierten nicht, der Verkehr musste sich selbst regeln. Am Bahnhof blieb es duster ebenso wie in vielen Wohnungen und Betrieben. Nachtarbeitende Bäcker behalfen sich mit Kerzen. Jetzt sind natürlich um 4.30 Uhr in der Regel noch nicht allzu viele Menschen unterwegs, deshalb blieb das ganz große Chaos glücklicherweise aus. Und doch ließ sich erahnen, wie groß es ein paar Stunden später gewesen wäre.
Diskussion in sozialen Medien
Bis die Ursache für den Stromausfall feststand, wurde in den sozialen Medien munter diskutiert – und die Schwarzen Peter waren wie immer flugs gefunden und verteilt. Etwa an die E-Mobilität, die die Stromnetze überlaste. Oder an die Stromversorger, die immer mehr Geld vom Verbraucher wollten, aber die Versorgung nicht gewährleisten könnten. Oder an die Stadt, die mal wieder nichts auf die Reihe bekomme.
Dabei war der wirkliche Übeltäter ein kleines Raubtier. Ein Marder hatte im Umspannwerk im Ludwigsburger Stadtteil Hoheneck sein Unwesen getrieben und einen Kurzschluss verursacht. Und das, obwohl es laut der EnBW eigentlich extra Vorrichtungen gibt, die genau das verhindern sollen. Doch die kleinen Herrschaften finden offenbar immer wieder Schlupflöcher – der Stromausfall am vergangenen Montag war längst nicht der erste Fall dieser Art im Land.
Im Sommer 2017 fiel in Esslingen in der Innenstadt und in Eglosheim der Strom aus, weil eine Ratte in einer Umspannstation einen Kurzschluss ausgelöst hatte. Zwei Jahre später war es wohl ein Eichhörnchen, das im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim sein Unwesen trieb. Marder in Breisach im Schwarzwald, in Hannover oder in Franken sind in der Vergangenheit ebenfalls in Umspannwerken in den Stromkreis geraten.
Warum es die Beißer immer wieder auf Elektronik abgesehen haben? Der Wildtierbiologe Richard Zink von der Universität Wien erklärt es mit der Neugierde und der Verspieltheit der Tiere – und mit ihrer Beißlaune. Das sei so ein bisschen wie bei Hunden, die auch gerne auf allen möglichen Gegenständen herumkauen würden. Klingt einleuchtend, allerdings sind Hunde in der Regel unter Aufsicht ihres Besitzers. Ungewollte Schäden sind also eher vermeidbar.
Eines zeigt der Stromausfall am Montag jedenfalls: hundertprozentigen Schutz vor Marderbissen gibt es nicht. Davon kann jeder ein Lied singen, der morgens den Zündschlüssel im Auto umdreht und den Motor allenfalls zum Stottern bringt. Hausmittelchen, um den an sich putzigen Tierchen ihre Spielfreude zu vermiesen, werden in sozialen Netzwerken haufenweise angepriesen. Duftsäckchen, Urin, Mottenkugeln, Hundehaare und Essig sollen helfen. Zumindest in der Theorie. Zumindest bis der nächste Regen kommt.