Foto: Stadt Marbach am Neckar

Den Lebensabend zuhause genießen anstatt ins Pflegeheim zu ziehen? Wie das gut gelingen kann, wurde im Rahmen der Veranstaltung „Älter werden im eigenen Heim“ am 6. Mai 2025 im Marbacher Rathaus erörtert.

Dr. med. Dieter Böhm machte auf die zunehmende Verletzungs- und Sturzgefahr im Alter aufmerksam: „40 Prozent der Menschen über 80 Jahre stürzen einmal oder sogar mehrmals – in jedem zehnten Fall folgt ein Krankenhausaufenthalt“, weiß der Facharzt für Innere Medizin. Komme es zu der gefürchteten Schenkelhalsfraktur, sei jeder fünfte Betroffene hinterher ein Pflegefall, oftmals verbunden mit hohen Pflegeheimkosten. Viele der älteren Menschen würden das Risiko kaum wahrnehmen, dabei könne man selbst durchaus Vorkehrungen treffen. Exogene Risikofaktoren, wie eine fehlende Beleuchtung beim nächtlichen Toilettengang, rutschige Böden und alte Hausschuhe, könne man leicht selbst beheben. Auch endogenen Faktoren, wie Schwindel, Osteoporose oder Muskelschwäche, könne man gegensteuern. Dr. Böhm empfahl, vorbeugend Krafttraining zu machen und die Medikation sowie Sehkraft regelmäßig vom Arzt überprüfen zu lassen.

Axel Albrecht berichtete von seinen Erfahrungen als Gesellschafter einer Einrichtung für Betreutes Wohnen in Weiterstadt. Bei den speziell für das betreute Wohnen gebauten Wohnungen komme es auf Details, wie Schiebetüren, an. Gehe die Badtüre beispielsweise nach innen auf, versperre der Gestürzte selbst den Weg zu ihm. Werde ein Oberschenkelhalsbruch nicht innerhalb 24 Stunden wieder gerichtet, könne dies schwerwiegende Folgen haben. Manchmal würden die fünf Stunden nach dem Sturz darüber entscheiden, ob eine Person zu einem Pflegefall wird oder nicht. „75 Prozent der Teilnehmer des Hausnotrufs schaffen es nicht, im Notfall den Hilfe-Knopf zu drücken“, bemängelte Albrecht. „In Deutschland sterben jedes Jahr 40.000 Menschen nach Stürzen zuhause“, bedauerte der Experte. Vor diesem Hintergrund habe er das ASH Assisted Home Solutions-System „LISA“ entwickelt. Das mit dem SmartHome Deutschland Award 2024 ausgezeichnete System komme ganz ohne Kameras aus. Es funktioniere über die Situationserkennung und sende im Notfall einen automatisierten Alarm an den Hausnotruf aus. Basierend darauf sei es im vergangenen Jahr zu keinem einzigen Fehlalarm gekommen. Im Gegensatz dazu bestehe bei herkömmlichen Systemen die Gefahr, dass die Senioren beispielsweise beim Anziehen ihres Mantels den Notruf-Knopf aktivieren. In vielen Fällen würden die Pflegekassen die Kosten für das System „LISA“ übernehmen.

„80 Prozent der Menschen müssen nicht ins Altersheim, wenn sie alt sind“, berichtete Timm Denzler von der Firma EPPLE GmbH. Gemeinschaftsfördernde Wohnformen seien ein guter Weg. Er zeigte die Bausteine für ein gutes Altern auf, wie ausreichend Schlaf, Bewegung und eine gesunde Ernährung. Wichtig sei es zudem, soziale Kontakte pflegen und sich zu engagieren. Anschließend zeigte Christina Wilhelm von der Firma EPPLE auf, wie Neubauten seniorengerecht gestaltet werden können. Dargestellt wurde dies am Beispiel der Haffnerstraße 14 in Marbach. Das Bauprojekt wurde von der Firma EPPLE GmbH in Heidelberg konzipiert und befindet sich aktuell in der Umsetzungsphase.

Kooperationspartner bei der Veranstaltung war die Projektgruppe „Zukunftswerkstatt: Älterwerden in Marbach“. Die Ehrenamtlichen setzen sich dafür ein, die Lebensqualität im Alter zu erhalten. Die Gemeinschaft sei ein wichtiger Faktor für ein erfülltes Leben, insbesondere im Alter. Das soziale Engagement komme letztendlich auch einem selbst zugute.

 

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