Der Förderverein Kinderheim Zsobok wirbt mit einer gemeinsamen Aktion mit der Marbacher Zeitung um Spenden, damit die Hilfe fortgesetzt werden kann.
Marbach - Günther Burk ist zurzeit wieder oft unterwegs. „Wir führen unheimlich viele Gespräche für unser Auto“, erzählt der Vorsitzende des Fördervereins Kinderheim Zsobok. Immer noch hofft der Verein auf Spenden für einen neuen Sprinter. Eine erste Runde habe bereits rund 20 000 Euro erbracht. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Burk zum Ergebnis der Sammelaktion unserer Zeitung mit dem Förderverein nach etwa einem Jahr und spricht von „der ersten Halbzeit“.
MZ-Spendenaktion: Unser Auto für Zsobok from Marbacher Zeitung on Vimeo.
Benötigt wird aber wohl die doppelte Summe. Wobei sich das Problem verschärft hat: „Wir wollten eigentlich einen gebrauchten Sprinter kaufen“, erzählt der Murrer, der den Verein 1995 mitgründete und seitdem ungezählte Stunden in die Hilfe für die Kinder, das Heim und das Dorf Zsobok im nordwestlichen Teil Rumäniens investierte. Nach den vielen Jahren braucht der Förderverein unbedingt einen neuen Wagen. Der aber muss für die Fahrten zwischen den beiden fast 1300 Kilometer entfernten Orte stabil genug gebaut sein. „Der Wagen muss verstärkte Achsen und ein geeignetes Getriebe haben“, sagt der Träger des Bundesverdienstkreuzes – und betont, dass die Anschaffung des Fahrzeugs auf keinen Fall auf Kosten der Kinder im Heim gehe. „Dafür fließt weiter alles im Rahmen unseres Fördervereins eins zu eins hin, wir überprüfen den Spendenfluss ganz genau.“
Wer aber bei der Aktion „Ein Auto für Zsobok“ spende, helfe den Kindern und ihren Betreuern trotzdem ungemein, betont Günther Burk, der sich auch jahrzehntelang in der kirchlichen Jugendarbeit in Murr engagierte. Schließlich transportiere man auf den Pendelfahrten unter anderem Lebensmittel und andere Hilfsgüter, die sowohl für das Kinderheim als auch für das Dorf und die Region in jedem Jahr einen enormen Anschub mit sich brächten. Diesen Effekt verständlich zu machen – darum bemüht sich Günther Burk, wenn er mit möglichen Geldgebern redet. Er erzählt dann davon, dass Zsobok längst nicht mehr in bitterer Armut dastehe, ja sogar zum Vorzeigeprojekt des Landes geworden sei. Davon, dass im Kinderheim viel entstanden sei, es aber nach wie vor wichtig ist, eine Versorgungssicherheit zu bieten. „Die Waren in den Supermärkten in Rumänien sind teurer als hier bei uns – wir kriegen von den großen Lebensmittelketten stark ermäßigte Sachen, zum Teil zum Einkaufspreis.“ Immer noch sei Zsobok auf die Hilfsfahrten angewiesen – etwa wenn Weihnachtspäckchen für die Kinder hingefahren werden oder ganz gezielt alte Gegenstände in Rumänien eine sinnvolle Verwendung fänden, wie etwa Mobiliar, das in Versammlungsräumen zum Einsatz komme.
Burk erzählt von der Mühle und der Bäckerei, die um das Kinderheim entstanden sind und den Einwohnern von Zsobok Arbeitsplätze sichern. Davon, dass viele der ehemaligen Waisenkinder jetzt groß geworden seien – deren Kinder studierten jetzt in der Kreisstadt Cluj oder machten dort eine Ausbildung. Sie kehrten regelmäßig am Wochenende wieder in ihre Heimat Zsobok zurück und seien dort in Wohngruppen untergebracht. „Die finanzielle Last ist immer noch groß, wenn man bedenkt, dass die Menschen dort oft nur 250 Euro im Monat zum Leben haben, aber der Aufenthalt der Kinder in Cluj 150 Euro monatlich kostet.“ In der rumänischen Kleinstadt zirkulierten zehn alte Fahrzeuge, die in Erdmannhausen, Murr und Freiberg, den drei Trägergemeinden des Fördervereins, ausrangiert worden seien.
Und natürlich spiele die eigens gebaute Straße nach Zsobok, die der gesamten Region Umwege von etwa 15 Kilometern erspare, immer noch eine wichtige Rolle. „Da hat die Marbacher Zeitung sich ein Denkmal gesetzt“, lobt Burk, und erinnert an die Leser der Zeitung, die vor 25 Jahren den Bau der Schotterpiste ermöglichten. Erst in diesem Jahr ist diese Straße asphaltiert worden – was groß gefeiert worden ist (wir berichteten).
Der neue Wagen – er würde helfen, das alles zu erhalten. Wenn immer wieder engagierte Helfer aus Deutschland und Rumänien sich die Hand reichen und konkrete Projekte in die Wege leiten können. Günther Burk ist sich sicher: „Wir brauchen einander – die Dankbarkeit vor Ort ist groß.“