Das Wilhelm Loft soll das ehemalige Kaelble-Areal in Foto: Riva

Das Duo Dieter Baader und Hermann Püttmer schlägt ein multifunktionales Gebäude vor.

Marbach - Wie geht es auf dem Gelände des ehemaligen Kinos in der Güntterstraße weiter? Diese Frage bewegt nicht nur die Marbacher Stadträte, die am Donnerstag ihre Köpfe zusammensteckten, um über einen Abriss des alten Gebäudes zu entscheiden (siehe Bericht unten). Unabhängig davon bringt das Duo Hermann Püttmer und Dieter Baader eine Nutzung ins Spiel, die aus ihrer Sicht dem prominenten Standort im Herzen der Innenstadt gerecht würde. Ihnen schwebt ein multifunktionales Gebäude vor, in denen Wohnungen, Parkplätze sowie Geschäftsräume und möglicherweise ein Kulturzentrum untergebracht werden könnten.

Ausgangspunkt war die Lektüre dieser Zeitung, berichtet Dieter Baader. Der 80-jährige Ingenieur ist eng mit dem gleichaltrigen international agierenden Bauunternehmer Püttmer befreundet. „Als wir in dem Zeitungsartikel von dem geplanten Schotterparkplatz erfuhren, waren wir uns einig, dass dieses Filetstück in der Innenstadt zu schade dafür ist“, sagt Baader. Der Riva-Geschäftsführer habe ihm die Pläne übergeben, die der Stararchitekt Helmut Jahn – er konzipierte das Berliner Sony-Center – für das ehemalige Kaelble-Areal in Backnang-West entwickelt hatte. Das darin enthaltene Wilhelm Loft könnte als Vorbild für Marbach dienen, „natürlich nicht so groß, aber mit einer ähnlichen Architektur im kleineren Rahmen“, erklärt Dieter Baader. Püttmer brauchte die Pläne praktisch nur aus der Schublade zu ziehen. „Wir beide wollen, dass der Schandfleck wegkommt, er ist ganz furchtbar.“

Mit ihrer Idee rennen Dieter Baader und Hermann Püttmer bei der Marbacher Stadtverwaltung offene Türen ein. „Wir freuen uns, dass die beiden sich einbringen wollen“, sagt Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete der Stadt. Auch die Stadtverwaltung wolle den „Schandfleck“ beseitigen, doch gehe es zunächst darum, eine Interimslösung zu finden. Schließlich gehöre der Stadt nicht nur das ehemalige Kino auf einer Fläche von sechs Ar, sondern das gesamte Areal an der Kronenkreuzung mit dem früheren Art-Hotel auf einer Fläche von 20  bis 25 Ar. „Wenn wir auf dem Kino-Gelände jetzt in einem Schnellschuss etwas hinbauen, könnten wir uns für die Zukunft etwas verbauen.“ Heim hält es aber für richtig, jetzt schon in eine Gesamtplanung für das Areal einzusteigen. Daraus könnte sich ergeben, dass man das Kino-Gelände in einem ersten Schritt schon bebaue. „Wir sind jetzt noch in der Phase der Vorüberlegungen“, sagt Heim. Letztlich müsse der Gemeinderat die Weichen stellen.

Das Duo Baader/Püttmer hatte beim Bau des Tobias-Mayer-Museums in der Marbacher Altstadt ein Projekt realisiert, das in der Stadt eine positive Resonanz auslöste. „Hermann Püttmer hat ein Faible für Marbach“, schwärmt Dieter Baader. Auch für das Pfundhaus hatte Püttmer, Geschäftsführer des Backnanger Unternehmens Riva, ein Konzept entwickelt. Letztlich scheiterte die Realisierung jedoch am Veto des Denkmalschutzes (wir berichteten). Mit der Backnanger Stadtverwaltung liegt Püttmer überquer. Im August vorigen Jahres wurden Differenzen publik, als der Riva-Chef der Verwaltung vorwarf, aus Angst nicht in einen Beratungsprozess zum Areal Backnang-West einsteigen zu wollen. Laut Oberbürgermeister Frank Nopper ist das angeblich 430 Millionen Euro teure Projekt, zu dem ein 100 Meter hohes Hochhaus, ein Wohngebäude, eine Hochschule und ein Hotel sowie mehrere hundert Wohnungen, ein Museum und ein sechsgeschossiges Parkhaus gehören sollen, „völlig überdimensioniert“. Vor einem Masterplan müssten wichtige Fragen geklärt werden, wie etwa die, ob Altlasten vorlägen, ob der Hochwasserschutz beachtet werde und wie der Straßenverkehr fließe. So etwas könne zwei Jahre dauern.