Wegen des Klimawandels dürfte der Bedarf an Wasser im Sommer weiter steigen. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

In Spitzenzeiten im Hochsommer könnte das Wasser in Marbach zunehmend knapp werden. Dagegen will sich die Kommune wappnen. Ob das klappt, muss sich erst zeigen.

Ein ultraheißer Sommertag, viele Pflanzen auf megatrockenen Böden und dazu der ausgezehrte Rasen im Stadion werden bewässert, Pools gleichzeitig aufgefüllt, Duschen laufen zur Abkühlung auf Hochtouren: In solchen Extremkonstellationen verlässt schon jetzt mehr Wasser die Speicher in Marbach als Nachschub ankommt. Wenn man dann noch den Klimawandel berücksichtigt und eine steigende Zahl an Abnehmern durch geplante Neubaugebiete annimmt, kann man sich vorstellen, dass die Schere zwischen dem Angebot und der Nachfrage künftig immer weiter auseinanderzugehen droht. Darauf will die Stadt nun reagieren und eine höhere Bezugsquote bei der Landeswasserversorgung anmelden.

Aktuell stehen der Kommune 30 Liter pro Sekunde zur Verfügung. Wobei es zusätzlich einen Puffer gibt, da das kostbare Nass in Hochbehältern gespeichert werden kann. Marius Kobert vom Fachbüro RBS wave regte gleichwohl nun im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats an, die Quote um mindestens sechs Liter nach oben zu schrauben. „Es besteht ein Handlungsbedarf, um auch zukünftig ein ausreichendes Wasserangebot vorzuhalten“, resümierte er. Kobert gab zu bedenken, dass theoretisch in den nächsten knapp 20 Jahren drei Neubaugebiete entstehen könnten und dadurch die Einwohnerzahl deutlich steigen dürfte. Dazu seien unter anderem Erweiterungen des Deutschen Literaturarchivs und des Klinikenareals geplant, was den Wasserverbrauch wohl ebenfalls erhöhen wird. „Außerdem verbrauchen die Leute mehr Wasser“, ergänzte Bauamtsleiter Dieter Wanner. Momentan sind es laut Marius Kobert im Schnitt 158,7 Liter pro Tag. Miteingerechnet seien dabei Großabnehmer, sprich bestimmte Gewerbebetriebe oder Handelsunternehmen.

Das Problem bei all dem ist, dass die Stadt zwar durchaus den Finger heben und sich um eine höhere Bezugsquote bemühen kann. Ob sie aber auch den Zuschlag erhält, sei ungewiss, wollte Dieter Wanner keine falschen Hoffnungen machen. Der Chef des Bauamts betonte zugleich, dass man auch anderen Stellschrauben drehen und die ortsansässigen Firmen für das Thema Wasserverbrauch sensibilisieren könne. Immerhin rund 100 Betriebe verbrauchten mehr als 1000 Kubikmeter pro Jahr, erklärte er.

Belastung mit Nitrat

Theoretisch denkbar wäre es auch, die eigenen Quellen auf der Gemarkung wieder anzuzapfen. Aber diese, betonte Wanner, seien einst nicht grundlos vom Netz genommen worden. Die hohe Nitratbelastung sei ein Problem, der hohe Härtegrad ein anderes gewesen. Dazu geselle sich der Umstand, dass in direkter Nachbarschaft am Lemberg eine ehemalige Mülldeponie liege. „Experten haben dargelegt, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass irgendwann einmal in dem Deponiekörper ein Fass aufgeht und von dort irgendwelche Stoffe zu unseren Quellen transportiert werden. Das war ausschlaggebend, dass wir gesagt haben: wir gehen weg vom Eigenwasser“, sagte Wanner. Bislang habe das Nass auch so gereicht. „Aber im Hinblick auf die nächsten 25 Jahre besteht eben doch ein gewisser Handlungsbedarf“, betonte der Bauamtsleiter.

Räte schauen auch aufs Geld

Wobei vor allem der Freie Wähler Martin Mistele deutlich machte, dass vor einem Vertragsabschluss die finanziellen Konditionen für eine Erhöhung der Bezugsquote geklärt werden müssten. Außerdem will man prüfen, ob man mit Alternativen vielleicht für eine Entlastung sorgen kann. Jürgen Waser von den Grünen brachte beispielsweise als Option die Brunnen ins Spiel, die die EnBW zum Betrieb des neuen Reservekraftwerks am Neckar braucht – das aber nur für eine Übergangsphase in der Energiewende konzipiert ist. Denkbar ist ferner, mit umliegenden Kommunen zusammenzuarbeiten, strich Fachmann Kobert heraus.

Möglich ist eine Umverteilung der Bezugsquoten

Dieter Wanner stellte schließlich klar, dass man jetzt noch keine Pflöcke einramme, man zunächst lediglich eine Interessensbekundung abgebe. „Wir vergeben uns also nichts“, erklärte er. Erst zu einem späteren Zeitpunkt werde über Kosten gesprochen. Immer vorausgesetzt, man dürfe überhaupt ein größeres Stück vom Kuchen abhaben, weil beispielsweise in einer anderen Kommune im Gegenzug der Bedarf gesunken ist.