Das Neubaugebiet liegt am nordwestlichen Ortsrand von Rielingshausen. Foto: Archiv (KS-Images.de/Karsten Schmalz)

Der Gemeinderat hat sich am Donnerstag ausführlich mit dem Vorentwurf für den Rielingshäuser Keltergrund beschäftigt. Am Ende gab es den Segen, das Gremium hat aber noch Anregungen.

Marbach-Rielingshausen - Der Ausschuss für Umwelt und Technik sowie der Ortschaftsrat hatten bereits kontrovers über das anvisierte Neubaugebiet Keltergrund diskutiert – am Ende aber doch den Vorentwurf des Bebauungsplans abgesegnet (wir berichteten). Nach ähnlichem Muster lief es am Donnerstag im Gemeinderat, der sich ebenfalls erst ausführlich mit dem Thema auseinandersetzte und schließlich mehrheitlich einen Knopf dranmachte. Allerdings ist inhaltlich längst nicht das letzte Wort gesprochen worden. Von den Fraktionen kamen unterschiedliche Anregungen und Wünsche, die nun in einem nächsten Schritt bis zum Entwurf von der Verwaltung abgearbeitet werden müssen.

Vor allem wird sich die Rathausmannschaft damit beschäftigen müssen, wie viel und in welcher Form bezahlbarer Wohnraum in dem Areal verwirklicht werden kann. Ernst Morlock von der SPD erinnerte daran, dass die Stadt im Marbacher Gebiet Kreuzäcker in dieser Hinsicht ihre Vorstellungen nicht durchdrücken konnte und deshalb die Ausweisung des Terrains gestoppt habe. Nun müsse man im Keltergrund darauf achten, genügend Wohnraum zu schaffen, den sich Otto Normalverbraucher leisten kann. Die momentane Quote von knapp über 20 Prozent, die man durch 20 Einheiten in den beiden vorgesehenen Mehrfamilienhäusern erzielen könnte, reichten nicht aus. Zumal der Anteil weiter schrumpfe, wenn in den Geschossbauten wirklich die in der Diskussion stehende Arztpraxis und eine Kinderbetreuung angesiedelt würden. Die SPD fordert deshalb, die 20-Prozent-Marke im Mietwohnungsbau nicht zu unterschreiten. Weitere 20 Prozent der Immobilien sollen zusätzlich für Familien mit Kindern reserviert werden. Die Verwaltung solle sich ein Modell überlegen, wie diese Personengruppe günstig Baugrund erwerben kann. „Wir könnten uns eine Lösung im Reihenhaus-Bereich vorstellen“, sagte der Bürgermeister Jan Trost daraufhin.

In eine völlig andere Richtung ging der Vorschlag, den Hendrik Lüdke von Puls zum Thema bezahlbarer Wohnraum vorbrachte. Er regte an, im südwestlichen Teil des Gebiets ein zentrales Parkhaus zu errichten und dort alle Stellflächen für Anwohner und Besucher gebündelt auszuweisen. Mit dem dadurch einhergehenden Wegfall der Stellplätze im Wohngebiet selbst und „schmaleren Straßen erreichen wir mehr Fläche für Wohnraum und der Verkehr im Gebiet ist stark reduziert“. Es müsse letztlich „mehr drin sein als die zwei Mehrfamilienhäuser“, betonte er.

Das sah Jens Knittel von den Freien Wählern anders. Im nur wenige hundert Meter entfernten Jenner-Areal sei unlängst bereits günstiger Wohnraum geschaffen worden. Wenn dann noch 20 Einheiten in diesem Preissegment im Keltergrund hinzukämen, sei das doch schon ein Wort. Zudem dürfe man das Verkehrsproblem nicht aus dem Auge verlieren. Zu- und Abfahrten würden über die Kelterstraße abgewickelt. „Eine weitere Verdichtung der Bebauung hält der Ortschaftsrat für nicht ratsam“, sagte Knittel.

Jochen Biesinger von der CDU gab zudem zu bedenken, dass dem Ort nur eine Eigenentwicklung zugestanden werde und somit der eigene Bedarf abzudecken sei. Und das Beispiel Jenner-Areal habe gezeigt, dass Wohnungen im Gegensatz zu Häusern nicht stark nachgefragt würden. Im Übrigen würden in Rielingshausen auch wieder Immobilien im Bestand frei, wenn Bürger in den Keltergrund ziehen. Biesinger empfahl ferner, flexibel zu bleiben, um auf die lokale Nachfrage nach den jeweiligen Wohnformen reagieren zu können. „Eventuell kann man dann aus zwei Doppelhaushälften doch ein Reihenhausgespann zu machen oder umgekehrt.“

Tiefgreifendere Änderungen als diese im weiteren Bebauungsplanverfahren wären indes nach dem Geschmack von Barbara Eßlinger von den Grünen nötig. Entsprechende Vorschläge werde man noch einbringen, kündigte sie an. So hält sie es für etwas mager, was die Stadt bislang in Sachen Klimaschutz einfordert. Vorgesehen ist beispielsweise, Solaranlagen auf den Dächern vorzuschreiben. Auch in puncto bezahlbarer Wohnraum war Eßlinger mit den bisherigen Dimensionen nicht glücklich. Dabei habe man doch viel Gestaltungsfreiheit, da sich die meisten Grundstücke in städtischer Hand befänden. Vor diesem Hintergrund sei es „nett, was wir bekommen haben, aber nicht zukunftsgerecht. Das ist ein Standardwohngebiet“, erklärte die Fraktionsvorsitzende.

An welchen Stellschrauben bis zum Entwurf tatsächlich gedreht wird, muss die Zukunft zeigen. Einige Anregungen werden man im Entwurf aufnehmen, sagt Jan Trost auf Nachfrage. So werde auf Hinweis von Hendrik Lüdke präzisiert, wann ein Steingarten verboten sein soll. Zudem müsse man klären, wie das Thema bezahlbarer Wohnraum umgesetzt wird. Man könne hier nicht nur auf Mietwohnungen setzen, sondern müsse auch die Möglichkeit eröffnen, Wohneigentum zu günstigen Konditionen zu erwerben.