Rebekka (links) und Sarah Stirm kümmern sich auf dem Hof um rund 70 Hühner. Die Eier der Hennen genießen im Ort einen glänzenden Ruf. Foto: Werner Kuhnle

Die Kinder der Familie Stirm halten auf dem Obsthof Hühner – quasi komplett in Biomanier.

Marbach-Rielingshausen - Man sollte sich nicht wundern, wenn einem rund um den Hofladen der Familie Stirm plötzlich ganz unaufgeregt ein Huhn entgegentrippelt. Auch auf der benachbarten Pferdekoppel und sogar unten im Dorf treiben sich hin und wieder ein paar gefiederte Ausreißer herum. Das ist aber alles kein Problem. Spätestens vor Einbruch der Dunkelheit kehren alle Vögel in ihren Stall zurück. Davon abgesehen zeugen diese Begegnungen mit den gackernden Zweibeinern auch davon, dass die Hühner ihren Bewegungsdrang ausleben können. Zu verdanken haben sie das den vier Mädchen aus dem Obstbaubetrieb Stirm, die sich rührend um die rund 70 Vögel auf dem Hof kümmern und dabei quasi komplett auf Biohaltung setzen.

Die Federführung haben dabei die 18-jährige Sarah und die 16-jährige Rebekka. Unterstützt werden sie von der 13-jährigen Johanna und Miriam, mit neun Lenzen das Nesthäkchen der Familie. Und vormachen kann man Sarah und Rebekka inzwischen nicht mehr viel auf dem Feld der Geflügelhaltung. Die beiden kennen ihre tierischen Zöglinge aus dem Effeff und wissen, was ihnen guttut. Das rührt auch daher, dass sie ihr Hühnerprojekt seit 2012 am Laufen haben. Angefangen hat alles damit, dass Sarah die Küken nicht mehr hergeben wollte, die immer zum Hoffest besorgt wurden, damit die Kinder etwas Putziges zum Anschauen und Streicheln hatten. „Sarah wollte die Küken dann behalten“, erinnert sich ihre Schwester Rebekka. Die Eltern waren damit irgendwann einverstanden. Allerdings nur unter einer Bedingung: „Es hieß: Es gibt die Hühner, aber ihr müsst euch darum kümmern“, sagt Sarah schmunzelnd. Außerdem hatten die Mädels die Vorgabe, die Anschaffungskosten nach und nach abzustottern.

Los ging es mit einer Schar von 15 Tieren, mittlerweile beherbergen die Geschwister Stirm rund 70 Vögel auf dem weitläufigen Gelände. Der Standort für die gackernde Truppe wechselt dabei immer wieder, je nachdem, wie kahl der Boden schon gefressen ist. In der Mitte steht ein Stall, den die Mädchen selbst gezimmert haben und in den sich die Hühner jederzeit zurückziehen können. Drumherum ist ein Zaun in einem großen Radius aufgebaut, damit die Tiere genügend Auslauf haben. Wem auch das nicht reicht, der kann notfalls einfach über die Umrandung flattern oder unten durch kriechen. Die Vögel werden unter anderem mit Weizen von der Oma der Stirm-Kinder und Presskuchen aus der hofeigenen Ölmühle gefüttert. Manchmal steht aber auch Salat aus dem Hofladen oder anderes auf dem Speiseplan. „Die essen alles“, fasst Sarah zusammen. „Bis auf Paprika. Den mögen sie nicht“, ergänzt Rebekka lachend.

Aber auch ohne dieses eine Gemüse scheint der Futter-Mix, den sich die Hühner einverleiben dürfen, im Zusammenspiel mit der Bewegungsfreiheit, die sie genießen, zu einem höchst schmackhaften Ergebnis zu führen. Es gibt jedenfalls immer mehr Kunden, die auf die Eier aus dem Hause Stirm schwören. „Wenn man keine Bestellung aufgegeben hat, muss man Glück haben, um noch Eier zu bekommen“, sagt Rebekka. Jetzt vor Ostern sei die Nachfrage sogar noch größer als sonst. „Die schmecken schon anders. Auch der Dotter hat eine andere Farbe“, erklärt Vater Jürgen Stirm, was die Eier auszeichnet. Allerdings kommt die Familie selbst gar nicht so oft in den Genuss der ovalen Leckereien, weil die Hennen in der Regel gerade so viel Nachschub liefern, um die Stammkunden zu bedienen. Rund 50 weiße und braune Eier werden pro Tag gelegt.

Die Größe hängt dabei maßgeblich vom Alter der Hennen ab. Als grobe Faustregel gilt: Je älter das Huhn, umso größer das Ei. Weil bei den Stirm-Mädchen nicht geschlachtet wird, können die Tiere mitunter zu erstaunlichen Lebensspannen kommen. Der Methusalem unter den 70 Tieren ist Henrietta mit sechs Jahren. Trotz ihres gesegneten Alters steht sie in der Hackordnung jedoch unter dem absoluten Chef im Ring: Hahn Harald. Er hat auch ein Auge darauf, dass abends alle pünktlich im Stall sind – inklusive der einzelnen Ausreißer.