Der Steinbruch in Rielingshausen Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Laut Zählung der Bürgerinitiative produziert das Unternehmen mehr Verkehr als angegeben.

Marbach-Rielingshausen - Der Sachstand ist seit einigen Monaten unverändert. Die Firma Klöpfer sucht nach Wegen, die Abbaufläche des Rielingshäuser Steinbruchs zu erweitern. Die Bürgerinitiative (BI) vor Ort kämpft darum, genau das zu verhindern. Dabei kann die Gruppe um die Sprecher Carmen Kiesele und Stefan Heß auf die Rückendeckung von Ortschafts- und Gemeinderat bauen, die sich gegen die Expansion ausgesprochen haben. Die Region, die in dem Fall maßgeblich ist, hat sich noch kein abschließendes Urteil gebildet. Obwohl verfahrenstechnisch derzeit Stillstand herrscht, hat sich die BI in der Sommerpause nicht zurückgelehnt. Stattdessen werden weiter Argumente gegen die Klöpfer-Pläne gesammelt – nun sogar mit einer eigenen Verkehrszählung.

Die Initiative hat am Mittwoch, 4. Juli, von 5.30 bis 22 Uhr und am Dienstag, 17. Juli, von 5.30 bis 18 Uhr viele ihrer Mitstreiter eingespannt, um zu erheben, wie viele Lastwagen das Werk tatsächlich verlassen oder dort ankommen. „Es ging darum: Bei einem Vor-Ort-Termin mit Politikern hatte die Firma Klöpfer berichtet, dass pro Tag rund 120 Fahrtenpaare unterwegs sind, also etwa 240 Lastwagen ein- und ausfahren. Außerdem sollten Leerfahrten soweit es geht vermieden werden“, sagt Stefan Heß zum Anlass der Aktion.

Die Zählung der BI kommt aber zu einem anderen Ergebnis. Demnach wurden beim ersten Termin 475, beim zweiten Durchgang insgesamt 438 Lastwagen registriert. „Das sind beinahe doppelt so viele wie von der Firma Klöpfer angegeben“, fasst Carmen Kiesele zusammen. Außerdem seien die Laster in fast der Hälfte aller Fälle ohne Ladung unterwegs gewesen, ergänzt Stefan Heß. „Das fand ich schon überraschend und steht der Aussage gegenüber, Leerfahrten vermeiden zu wollen“, sagt er.

Auch was die Verteilung des Verkehrs anbelangt, kann die Bürgerinitiative die Angabe des Steinbruch-Betreibers nicht bestätigen, wonach ungefähr die Hälfte der Laster Richtung Kirchberg, die andere Hälfte Richtung Schweißbrücke abbiege oder von dort eintreffe. Mehr als 80 Prozent der Brummis seien in Richtung Kirchberg abgebogen oder von dort herangefahren, erklärt Carmen Kiesele. Ihr Schluss: „Die nehmen es wohl mit der Wahrheit nicht so genau. Es wird mit falschen Zahlen operiert.“ Zudem bedeute dies, dass die Belastung für jene Gemeinden, durch die die meisten Lastwagen donnern, größer sei als bislang angenommen, sagt Stefan Heß. Kiesele empfiehlt vor diesem Hintergrund, bei Gutachten zum Steinbruch mit Argusaugen auf die in den Expertisen genannten Zahlen zu achten.

Vom Unternehmen selbst wünscht sich die BI, dass es bekannt gibt, an welchen Tagen im Steinbruch Sprengungen geplant sind. „Das wurde bei einem Vor-Ort-Termin mit den Freien Wählern in Aussicht gestellt“, berichtet Heß. Doch den Versprechungen seien keine Taten gefolgt. „Dabei weiß ich nicht, was daran so heikel sein soll“, meint der BI-Sprecher. Die Initiative interessiert sich vor allem deshalb für die Termine, weil sie dann weiß, wie oft gesprengt wird, ohne dass man im Ort eine Erschütterung spürt. Womöglich gebe es ja eine schonende Methode, die häufiger angewandt werden könnte, sagt Carmen Kiesele. Auf der anderen Seite hege man die Befürchtung, dass aus den bislang nicht spürbaren Ereignissen irgendwann auch spürbare werden, ergänzt Stefan Heß. Und zwar dann, wenn der Steinbruch näher an den Ort rückt.

Kiesele und Heß machen zudem hinter den von der Firma öffentlich postulierten partnerschaftlichen Umgang ein Fragezeichen. Wenn das so wäre, müsse ja wohl der Wunsch des Bürgermeisters und der Räte respektiert werden, die Abbaufläche nicht zu erweitern. Außerdem werde es vom Unternehmen als Kompromiss dargestellt, dass ein Abstand zur Wohnbebauung von 350 Metern eingehalten werden soll. „Dabei lässt die Sprengverordnung gar keinen geringeren Abstand zu“, betont Kiesele. Überdies wundern sich die BI-Vertreter, dass Klöpfer im Ort das Gerücht streue, wonach mehr Lastwagen der Firma Gläser durch Rielingshausen tuckern werden, wenn der Steinbruch stillgelegt wird. Bei Gläser handelt es sich um ein Unternehmen, das den Steinbruch im benachbarten Zwingelhausen betreibt. „Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht“, sagt Heß.