Norbert Mai Foto: Karin Götz

Norbert Mai, Bürgermeister von Bad Herrenalb, hat 2017 die Gartenschau in seine Stadt geholt. Beim Besuch in Marbach hat er Tipps gegeben und von seinen Erfahrungen in und nach dieser Zeit berichtet.

Marbach - Seit 16 Jahren hat Norbert Mai im Rathaus von Bad Herrenalb das Sagen. Nächsten Sonntag wird ein neuer Stadtchef gewählt. Mai tritt nicht mehr an. „Wenn man seine Arbeit zu 200 Prozent macht, sind 16 Jahre genug“, sagt der Gast, der durch seinen Auftritt bei der SSM-Versammlung deutlich machte, dass er in der Nach-Schultes-Ära sein Geld als Motivator verdienen könnte. „Eine Gartenschau ist für jede Gemeinde ein Gewinn“, so eine der Hauptaussagen des Gastes aus dem Nordschwarzwald. Als er selbst 2004 nach Bad Herrenalb gekommen sei, habe er sich sofort in die Stadt verliebt. Im Alltag habe er jedoch schnell gemerkt, dass die kommunale Infrastruktur veraltet war. „Eine Schönheits-OP musste her. Liften allein hilft nicht mehr“, lautete die Botschaft des neuen Stadtchefs an die Gemeinderäte. „Wenn wir nichts getan hätten, wäre die Stadt zehn Jahre später nicht mehr attraktiv gewesen – und wir wollten attraktiv sein. Für unsere Bürger und für unsere Gäste“

2006 kam Bad Herrenalb in das Förderprogramm Stadtkernsanierung, danach begann Mai, für eine Bewerbung zur Gartenschau zu kämpfen. 2017 fand sie dann auch statt. 400 000 Gäste kamen nach Bad Herrenalb und schauten sich die Gartenschau an, in die die Kommune zehn Millionen investierte – finanziert über Kredite und Zuschüsse.

Die eigentliche Stadtentwicklung finde erst nach der Gartenschau statt, so Mai. So habe die Kommune 2010 ein Wohngebiet mit 80 Plätzen erschlossen. Doch so gut wie keiner wollte nach Bad Herrenalb ziehen. „2014 waren gerade mal drei Grundstücke verkauft“, erinnert er sich. „Jetzt ist alles verkauft.“ Außerdem werde eine Rehaklinik mit 130 Betten gebaut. Darüber hinaus entstehe ein Forschungszentrum. Vor dem Rathaus sei ein „Kommunikationsplatz“ entstanden. Vor dem Beginn der Gartenschau seien Landes- und Kreisstraßen mit Blick auf das bevorstehende Event innerhalb kürzester Zeit gerichtet worden. „Das Land ist zusammen mit der Stadt Träger der Schau – das müssen Sie nutzen.“

Sollten Marbach und Benningen sich bewerben und den Zuschlag für eine Gartenschau bekommen, wovon Norbert Mai ausgeht, dann sei es wichtig, mit Optimismus ans Werk zu gehen. Bedenkenträger gebe es schon zu viele. Darüber hinaus sei Ehrlichkeit und Transparenz gegenüber den Bürgern wichtig. „Sie müssen klar sagen, was das Ganze kostet und wie die Finanzierung ausschaut. Und Sie müssen die Kosten auch einhalten.“

Eine Gartenschau zu planen und auszurichten sei eine Mammutaufgabe, so Norbert Mai. „Aber ich beneide Sie um die Zeit, die vor Ihnen liegt. Sie ist arbeitsintensiv, aber vor allem spannend und aufregend und einfach nur schön.“ Ein Adjektiv, das der Bad Herrenalber Stadtchef in seinem gut 30-minütigen Vortrag fast schon etwas überstrapazierte.

Norbert Mais Botschaft war klar: Wer eine Gartenschau ausrichten möchte, muss positiv denken, transparent arbeiten, die Bürger mitnehmen ebenso wie die Einzelhändler und Gastronomen. Die Innenstadt sei zwei Jahre durch Baumaßnanahmen blockiert gewesen. Deshalb habe die Stadt für die Selbstständigen ein Budget in Höhe von 300 000 Euro bereitgestellt, um sie in dieser schwierigen Zeit finanziell zu unterstützen. 210 000 Euro wurden abgerufen. „Wir haben ein enormes Wir-Gefühl entwickelt.“