Die Seiter-Brüder stellen in ihrer eigenen Galerie aus. Foto:  

Nihal und Thorsten Licker zeigen Fotografien von Geflüchteten, Felix und Manuel Seiter kleinformatige Malereien.

Marbach - Oben im „Alten Kino“ der Güntterstraße zeigen das Ehepaar Nihal und Thorsten Licker mittels Videopräsentation, wie sich die Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen gestaltet. Die Angebote der Psychologischen Beratungsstelle für politisch Verfolgte und Vertriebene, Stuttgart (PBV) haben zum Ziel, die Normalität jener Menschen wiederherzustellen, die traumatische Situationen überlebt haben und häufig nur schwer in einen normalen Alltag zurückfinden. Ein behutsames Eingehen auf das Befinden der betroffenen Menschen – unter Berücksichtigung der kulturellen Prägung, die das Individuum erfahren hat – sind wichtige Schritte in Richtung Normalität. In Gruppen können die Patienten viele verschiedene Aktivitäten kennenlernen und sich künstlerisch, sportlich oder auch handwerklich beschäftigen. Freiberufliche Kursleiter bieten mit Themen wie Nähen, Malen und Zeichnen, Fotografieren, Drucken, Robotik, Tanzen, Gymnastik oder auch Kochen und Selbstverteidigung eine Vielfalt an Kursen an. Aus dem breiten Spektrum heraus, können sich die Besucher mit Hilfe der Fotografien einen Eindruck von den zahlreichen Aktivitäten verschaffen. Diese dokumentieren die Arbeit in Gruppen, bei der nicht der kunsttherapeutische Ansatz, sondern die konkrete Lehre im Fokus steht, da die Klientel äußerst unterschiedliche Bildungshintergründe aufweist.

Die Brüder Felix und Manuel Seiter sind gemeinsam mit Mark Scheuerle, dem Vorsitzenden des Vereins Südlich vom Ochsen, die Ideengeber der Nachtschicht Kunst gewesen. Das Künstlerduo zeigt seine Arbeiten im eigenen Atelier, der Kopfstein Galerie abelli, Wildermuthstraße 4 und beim Lugplätzle. Darüber hinaus aber haben die Brüder in ihrer Freizeit den hinteren Raum im Alten Kino bemalt. Dabei wurden Flächen gestaltet, die durch spezielle Formen verspannt und mit großformatigen Motiven ergänzt wurden. Zwar sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen, doch verdeutlichen sie beim abendlichen Rundgang durch die Galeriewelt den handwerklichen Prozess. In der Galerie abelli zeigen die Seiter-Brüder kleinformatige Malereien mit abstrakten, sich überlagernden Formen und Schichten, die wiederum mit Schriftzügen ergänzt werden, die an die südamerikanische Straßenkunstform des Pixação erinnern sollen. Passend dazu sind bei der Ausstellung Stücke von bemalten Wandflächen aus den eigenen „vier Wänden“ von Manuel Seiter zu sehen, die „der Renovierung zum Opfer gefallen sind“. Die Flächen wurden über Jahre hinweg, im Stil einer Collage aufgebaut. Überraschen wollen die beiden Brüder ihre Besucher außerdem mit großformatigen Werken, die gerade im Entstehen sind, ihre sogenannten „Rohlinge“.