Werner Kast hat für sein jahrzehntelanges Engagement das Bundesverdienstkreuz bekommen. Der Landrat Rainer Haas (rechts) hat es ihm überreicht.
Es ist die höchste Auszeichnung, die man in Deutschland bekommen kann: Am Dienstag wurde dem Marbacher Werner Kast das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. In seiner Dankesrede erzählte er schwäbisch-bescheiden, dass er es zunächst gar nicht habe glauben können: „Da liegt eine Verwechslung vor, das ist nicht meine Kragenweite“, habe er gedacht, als er den Brief mit dem Absender Villa Reitzenstein bekommen habe. Er habe zusätzliche Aufgaben gerne übernommen, denn „ich habe gute Sachen vertreten, und für Gutes soll man immer Zeit haben“, betonte er und ergänzte: „Ich frage mich auch heute noch, ob ich diese Auszeichnung wirklich verdient habe.“
Dass dem so ist, betonte nicht nur der scheidende Landrat Rainer Haas, der erstmals in seiner Amtszeit fast eine Dreiviertelstunde zu spät zur Verleihung kam, weil es in seinem Büro ein Missverständnis mit der Uhrzeit gegeben hatte, sondern auch die Vorsitzende des Evangelischen Schulbundes in Südwestdeutschland, Sonja Spohn. Sie hatte auch angeregt, Werner Kast mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen. Viele Jahrzehnte habe er sich für das Bildungswesen engagiert, speziell für die Schulen in evangelischer Trägerschaft. Bei der Festlegung des sogenannten Bruttokostenmodells, bei dem es um Zuschüsse für freie Schulen geht, habe er eine maßgebliche Rolle gespielt. Auch in zahlreichen Gremien auf Bundesebene sei er tätig gewesen, außerdem habe er schon zu DDR-Zeiten Kontakte zu den damals nur geduldeten evangelischen Schulen in Hermannswerder bei Potsdam und in Naumburg gesucht und sich nach der Wiedervereinigung für den Aufbau evangelischer Schulen in den neuen Bundesländern eingebracht.
Es komme jedoch nicht nur darauf an, was man tue, sondern wie man es tue, so Spohn weiter. Sie kennzeichnete Werner Kast als einen Menschen, der seinen Glauben vorbildlich lebe, der ein hohes Maß an Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein habe, der ehrlich und geradlinig sei, empathisch und bescheiden und immer der Sache verpflichtet.
Der Landrat schließlich entdeckte sogar eine gewisse Gemeinsamkeit zwischen dem zu Ehrenden und sich selber: „Sie waren in den Jahren 1964 und 1965 als Referendar am Leibnitz-Gymnasium in Feuerbach. Ich kam dort 1966 hin – allerdings als Schüler.“ Da jedoch war Werner Kast bereits am evangelischen Heidehofgymnasium, das er als dessen Rektor verließ. Auch im Ruhestand engagiert sich Kast noch: Er ist Schatzmeister des Tobias-Mayer-Vereins.
Franziska Wunschik, die als Erste Beigeordnete der Stadt den erkrankten Bürgermeister Jan Trost vertrat, betonte: „Wir brauchen Menschen, die die Initiative ergreifen und sich für andere einsetzen“ und schloss mit den Worten: „Wir alle in Marbach schätzen Ihren langjährigen Einsatz sehr.“ Deshalb durfte sich Werner Kast auch noch ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
Musikalisch umrahmt wurde die festliche Veranstaltung am Mittwochabend mit etwa 60 Gästen aus Gemeinderat, Kirche und Handel von Kathrin und Ulrike Hermann, der Enkelin und Tochter des Geehrten. Sie präsentierten mit Violine und E-Piano Werke von Vivaldi, Haydn und Claude Debussy.