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Trendwende im Gemeinderat: Marbach annulliert nun doch die Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler.

Marbach - Trendwende bei Stadt und Gemeinderat: Marbach annulliert nun doch offiziell die Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler. Dabei hatten sich die SPD-Fraktion und die Freien Wähler gegen die Aberkennung ausgesprochen, als die Grünen dies im Mai beantragten. Auch die Stadtverwaltung wollte sich nicht mit dem Thema beschäftigen, genauso wenig wie CDU. Die Ehrenbürgerwürde erlösche mit dem Tod, so die Argumentation. "Deshalb ist die Sache für uns erledigt", sagte Marbachs Erster Beigeordneter damals.

In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates kam nun aber die Trendwende. Die Fraktionen brachten einen gemeinsamen Antrag ein, dem auch die Stadtverwaltung folgte: Die Adolf Hitler 1933 verliehene Ehrenbürgerschaft wird symbolisch annulliert.

"Im Prinzip sind wir immer noch der Meinung, dass das nicht hätte sein müssen", erklärte SPD-Fraktionschef Heinz Reichert jetzt den Sinneswandel. "Aber wir wollten das Ganze vom Tisch haben." Zumal das Thema in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen worden sei, sagte Martin Mistele von den Freien Wählern. Er habe mitbekommen, dass es in verschiedenen Internetforen "rumort". Deshalb sei die symbolische Aberkennung doch sinnvoll gewesen, "so haben wir geklärt, wie wir es meinen".

Paul von Hindenburg behält Ehrenbürgerwürde

Auch die CDU hat mit ihrer Zustimmung auf den Druck der Öffentlichkeit reagiert, sagte der Fraktionsvorsitzende Walter Bogner : "Hätten wir anders reagiert, wären wir in die rechte Ecke gedrängt worden", ist er sich sicher. Und das, obwohl es ja Konsens sei, dass keiner die Ehrenbürgerwürde gutgeheißen habe. Daher sei die symbolische Aberkennung richtig und die Sache damit abgeschlossen.

Ähnlich sieht es der Erste Beigeordnete Gerhard Heim: "Wir sind uns alle einig, dass es damals nicht richtig war, Hitler die Ehrenbürgerwürde zu verleihen", sagte er. Auch wenn die Verwaltung weiterhin der Meinung sei, dass die Auszeichnung mit dem Tod erlischt, habe man nach erneuter Rücksprache mit den Fraktionen entschieden, dass es wegen der Außenwirkung sinnvoll sei, diese symbolisch abzuerkennen.

Er finde es zwar "bedauerlich", dass im gleichen Zuge nicht auch Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerwürde aberkannt wurde, wie jüngst in Stuttgart, sagt Grünen-Rat Hendrik Lüdke. "Aber ich bin froh, dass die anderen jetzt mitgezogen haben."