Das Thema "Älter werden" hat großes Interesse geweckt. Foto: Julia Amrhein

Mit der Auftaktveranstaltung am Mittwoch hat in der Schillerstadt ein Prozess begonnen, der die Bedingungen für das Leben im Alter optimieren will.

Marbach - Warum sich die Stadt Marbach mit dem Thema Älterwerden beschäftigt, liegt auf der Hand: Die Bevölkerung in Deutschland hat statistisch gesehen im vergangenen Jahrhundert zehn gesunde Jahre dazugewonnen. Viele Ältere fühlen sich jünger und sind bei ihrer Lebensgestaltung aktiv und selbstbestimmt. Die demografische Entwicklung aber macht deutlich, dass die Gesellschaft in den kommenden Jahren quasi „veraltet“. Die Geburtenrate ist seit Mitte der 1970er-Jahre eingebrochen und die Menschen leben immer länger. Das hat nicht nur auch Auswirkungen auf das Rentensystem, sondern auch auf die Städte und Gemeinden.

Mit der Auftaktveranstaltung zur Zukunftswerkstatt „Älterwerden in Marbach“ dürften die zahlreichen Besucher, die im Bürgersaal des Rathauses so ziemlich jeden Stuhl belegt hatten, nun sehr zufrieden gewesen sein. Sie nämlich wurden mit vielen motivierenden Botschaften konfrontiert, die man salopp unter dem Fazit: „Älterwerden kann Spaß machen“ zusammenfassen könnte. Oder wie es die Referentin und Autorin Cornelia Coenen-Marx schon in ihrem Buch positiv ausgedrückt hat: „Noch einmal ist alles offen: Das Geschenk des Älterwerdens“. Mit interessanten Ausführungen und statistisch aktuellem Zahlenmaterial präsentierte die 1952 geborene Vortragende nach den Begrüßungsworten von Bürgermeister Jan Trost ein neues Bild vom Alter und betonte das vitale Lebensgefühl heutiger Senioren. Fragen wie: „Was füllt mein Leben aus, was suche ich und wohin will ich gehen?“ seien die neuen Inhalte der „Alten“, die, wie jüngere Zeitgenossen auch, vielmals alternative Formen der Partnerschaft lebten.

Doch die Referentin zeigte auch Problemfelder auf: Nach wie vor gebe es einsame und wirtschaftlich schlecht gestellte Senioren. Die Gesundheit korreliere stark mit dem Bildungsgrad und dem Einkommen. „Die Zahl ökonomisch, sozial und gesundheitlich benachteiligter Senioren wird steigen“, so Coenen-Marx, die auch die Herausforderungen auflistete, denen sich Zeitgenossen und Kommunen stellen sollten. Durch die veränderte Werteorientierung müsse die Selbstwirksamkeit alter Menschen im Fokus stehen. Sie skizzierte dabei die Bedeutung von Netzwerken, nachbarschaftlicher Hilfe und kreativen Dienstleistungs-Ideen, die dem Impuls „sorgender Gemeinschaften“, also Unterstützungsformen, die sich auf mehrere Schultern verteilen, um weiterhin ein möglichst selbstbestimmter Teil der Gemeinschaft bleiben zu können, Rechnung tragen.

Andrea von Smercek, die in Marbach für das bürgerschaftliche Engagement zuständig ist, zeigte die Ziele der Stadt auf, die diese mit dem Projekt verfolge, und benannte die Zielgruppen, die sich mit der Thematik auseinandersetzen sollten. Werner Hertler vom Krankenpflegeverein ermöglichte eine Übersicht über die bereits vorhandenen Angebote in der Schillerstadt, die er wechselweise mit Mitarbeiterin Christa Stirm dem Publikum vorstellte. „Vielfach gelungene Beispiele dafür, wie sich ältere Menschen selbst helfen.“ Der Abend endete mit den Zielen, Plänen und Visionen für ein würdiges Leben im Alter.

Ein Themenbereich, bei dem die Anwesenden aktiv aufgefordert wurden, mitzudenken, und bei dem konkrete Ideen genannt wurden. Eine davon zielt darauf ab, die Senioren über Angebote und Dienstleistungen besser zu informieren. „Etwa über wöchentlich erscheinende Tipps in der Presse“, lautete ein Vorschlag. Ab sofort werden Mitbürger gesucht, die sich für die Umsetzung engagieren und sich der gesetzten Themen annehmen.