Ute Rößner Foto: Oliver von Schaewen

Das Partnerschaftskomitee der Stadt nimmt an einem Projekt mit Tirebolu teil.

Marbach - Das Jahr 2020 wird für Ute Rößner und Daniel Hofsäß reiseintensiv. Die beiden Vorsitzenden des Marbacher Partnerschaftskomitees vertreten die Stadt bei einem auf ein Jahr angelegten Projekt, das von der Europäischen Union gefördert wird. „Für uns entstehen keine Kosten“, versichert Ute Rößner, Erste Vorsitzende des Komitees. Sie freut sich auf Begegnungen im kleinen Rahmen mit zwei- bis vierköpfigen Delegationen aus der mit Marbach befreundeten türkischen Stadt Tirebolu sowie dem italienischen Poggiardo in Apulien und der ost-bulgarischen Kleinstadt Sungurlare.

Die Initiative sei von den Freunden aus Tirebolu ausgegangen, erzählt Ute Rößner. Auf deren Betreiben habe sich die Stadt um einen Platz beim internationalen Städtepartnerschaftskongress in Istanbul beworben, der 2017 stattfand. „Nur Rottenburg und wir waren aus Deutschland vertreten“, sagt die Vorsitzende nicht ohne Stolz. Tirebolu wolle als Stadt in Europa Fuß fassen, und als Freund wolle man das nach Kräften unterstützen. Zwar kenne sie persönlich die Städte Poggiardo und Sungurlare nicht, aber sie sei offen für neue Begegnungen. Geplant sei, sich gegenseitig zu besuchen. Bei der ersten Visite werde man zwei Tage lang die Kunst- und Kulturlandschaft vorstellen, bei einem zweiten, dreitägigen Besuch lernten die Gäste die Verwaltung und sonstigen Einrichtungen der jeweiligen gastgebenden Stadt kennen. Der Rahmen des ersten Besuchs im Frühjahr werde überschaubar sein, weiß Rößner, die sich auf vier Gäste aus der Türkei und je zwei aus Italien und Bulgarien einstellt. „Wir werden miteinander Linsen mit Spätzle kochen und die Marbacher Museen vorstellen“, sagt die SPD-Stadträtin. Sie selbst verhandele noch mit der EU, weil sie meine, Jakub Elevli habe es verdient, ebenfalls mitzureisen, da der türkischstämmige Bürger mit dem Fußball-Club Marbach die Freundschaft mit Tirebolu in die Wege geleitet habe.

Beim Tag der offenen Tür kürzlich am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium trommelten Ute Rößner und Daniel Hofsäß an einem Stand für die internationalen Beziehungen der Stadt. Dabei schaute auch Cagla Altun vorbei. Die 17-jährige Deutschtürkin hatte bei einem Besuch der Delegation aus Tirebolu als Dometscherin fungiert. „Mir hat das viel Freude bereitet, da meine Eltern auch aus der Türkei stammen und ich gerne dolmetsche“, sagt Cagla Altun, die sich vorstellen kann, das mal wieder zu machen.

Das Angebot kommt bei Daniel Hofsäß, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees, gut an. „Wir vermitteln auch Euro-Bogys für Schüler, die eine Woche in Washington/Missouri oder in L’Isle Adam verbringen wollen“, erzählt er, der seit etwas fünf Jahren als Vize von Ute Rößner fungiert. Die wiederum hält große Stücke auf ihren Stellvertreter: „Er ist sehr zuverlässig und bei Besuchen immer bis zum Schluss da.“

An Arbeit mangelt es den Organisatoren im Partnerschaftskomitee nicht. Sie kümmern sich vor allem um Besuche. In diesem Jahr kommt wieder eine Delegation aus L’Isle-Adam im September. „Wir besuchen uns jährlich immer im Wechsel“, sagt Ute Rößner. Die Partnerschaft mit den Franzsosen besteht am längsten, nämlich seit 1987. „Sie wird am meisten gelebt“, so Rößner, die – ohne Französisch zu sprechen – immer mit einem Stand beim Weihnachtsmarkt in dem Pariser Vorort vertreten ist.

Lebendig bleibt auch in Zeiten eines Donald Trump die Verbindung in die Republikaner-Hochburg Washington/Missouri. „Wir blenden die Politik einfach aus und freuen uns aneinander“, sagt die Sozialdemokratin. So fliegen in diesem Jahr drei Jugendliche zum Bogy in die USA, und 2020 werde man das 30-jährige Bestehen der Partnerschaft miteinander feiern. Begegnungen mit Menschen statt großer Politik, das ist auch das Rezept bei den Treffen mit Türken und Chinesen.Apropos Asien: Das Jahr 2020 wird auch das 20-Jahr-Jubiläum der Partnerschaft mit dem chinesischen Tongling mit sich bringen. Dass dann Dolmetscher zur Verfügung stehen werden, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium Chinesisch unterrichtet wird.