Für die Innensanierung werden wohl rund 900 000 Euro benötigt. Foto: Archiv (Brock)

Der evangelische Dekan Ekkehard Graf spricht über das Jubiläum der Stadtkirche, die in diesem Jahr 700 Jahre alt wird.

Marbach - Unter dem Motto „Getragen durch alle Zeiten“ findet in diesem Jahr das 700-Jahr-Jubiläum der Stadtkirche statt. Warum es für Ekkehard Graf ein erhebendes Gefühl ist, in der Stadtkirche zu sein und wie es mit der Innensanierung weitergehen soll, darüber und über mehr spricht der Dekan im Interview.

Gebäude wirken oft statisch, der Glaube braucht eigentlich keine Mauern: Wie wichtig ist es für Sie, das 700-Jahr-Jubiläum der Stadtkirche zu feiern?

Tatsächlich verbinden wir evangelische Christen Orte der Begegnung mit dem lebendigen Gott nicht mit bestimmten heiligen Plätzen oder Gebäuden. Trotzdem brauchen wir Kirchen, in denen wir uns regelmäßig zum gemeinsamen Singen, Beten und auf Gottes Wort hören versammeln. Für mich ist es ein erhebendes Gefühl, in der Stadtkirche zu sein, in der schon seit Jahrhunderten Christen zusammenkommen. Das lehrt mich einerseits, mich und meine Generation nicht für zu wichtig zu halten. Aber es ist auch ein stärkendes Moment zu wissen, dass schon so viele Menschen vor einem an denselben Gott geglaubt haben. Da kann man ja gar nicht so falsch liegen. Dazu passt auch unser Jubiläumsmotto „Getragen durch alle Zeiten“.

Den Anfang macht ein Festgottesdienst am 31. März und am selben Abend noch ein Konzert des CVJM-Posaunenchors. Demnach muss die Bausubstanz der Kirche gut sein.

Nun, Teile der Mauern sind tatsächlich schon 700 Jahre alt. Und den fürchterlichen Stadtbrand von 1693 haben die später erweiterten Außenmauern auch beharrlich überstanden. Da wird die äußerst harmonische Musik des Posaunenchors diesen Mauern nichts mehr anhaben können, zumal es sich ja nicht um die berühmt-berüchtigten Posaunen von Jericho handelt!

Wie wollen Sie die Innensanierung genau anpacken?

Ganz ehrlich, darüber sind wir uns im Kirchengemeinderat noch nicht ganz einig. Ich selbst würde gleich nach dem Jubiläumsjahr loslegen, andere raten dazu, noch weitere zwei bis drei Jahre zu warten, bis wir wirklich die nötigen finanziellen Mittel beieinander haben. Aber nun feiern wir erst einmal das Jubiläum, dann schauen wir, wie es weitergeht. Es ist ja nicht so, dass die Kirche im Inneren baufällig wäre. Es ist eher an der Zeit, manches schöner und technisch zweckmäßiger zu gestalten.

Wie viel Geld wird benötigt und wie wollen Sie es aufbringen?

Da gibt es bisher nur vorsichtige Schätzungen. Es werden wohl so um die 900 000 Euro werden. Die Finanzierung wird so aussehen, dass wir einen großen Teil selbst zusammenbringen müssen, teils aus Rücklagen, teils aus noch zu gewinnenden Spenden. Und dann erhalten wir auch von der Landeskirche und dem Kirchenbezirk nicht unbeträchtliche Summen. Auch wenn der benötigte Betrag noch lange nicht vorhanden ist, wollen wir dennoch mutig darauf zugehen. Denn wenn man sieht, wie tapfer die Marbacher nach dem Stadtbrand den Wiederaufbau der Kirche angegangen sind, obwohl sie selbst auch alle ihre Häuser verloren hatten, dann sollte es für uns in dieser wirtschaftlich glänzenden Zeit doch möglich sein, gemeinsam das in unserer Stadt zentrale Gotteshaus wieder schön zu machen.

Welche Höhepunkte warten auf die Interessierten noch in diesem Jubiläumsjahr der Stadtkirche?

Wir haben einen schönen bunten Strauß an verschiedensten Veranstaltungen gebunden, auf die sich viele freuen können. Ich zähle hier einfach mal einiges davon auf: Kabarettabend, Kindermitmachkonzert, Bläser- und Orgelkonzerte, Beteiligung an der Nachtschicht Kunst, Auftritte von einem Liedermacher und diversen Chören, Vorträge zu Schillers Religiosität und zur Geschichte der Stadtkirche, schließlich einen Tauferinnerungsgottesdienst und die Möglichkeit zur Taufe an Schillers Geburtstag. Also, es wird gewiss abwechslungsreich!

Wie sehen Sie die Verkehrssperrung durch die Arbeiten am Pfundhaus – Baustellen nimmt man am besten mit Humor, oder?

Die Verkehrssperrung bringt ja auch Ruhe in die Altstadt, das ist doch nicht schlecht! Ansonsten denke ich: Hätten unsere Vorfahren genauso gegen sämtliche Baustellen protestiert und sich aufgeregt, wie etliche unserer Zeitgenossen heute, dann würden wir noch auf den Bäumen sitzen. Manches muss eben sein. Ich bedaure nur, dass das Stadtbauamt entgegen der Zusicherung nun doch nicht den Gehweg am Schatzhaus so verbreitert hat, dass Kinderwagen, Rollstuhl- und Rollatorfahrer an der Trittstufe vorbeikommen. Für diese Menschen ist leider der Zugang zur Stadtkirche vom Marktplatz aus unmöglich gemacht. Ich hoffe, da ändert sich noch was. Ansonsten sind unsere Gottesdienste ja nicht von der Baustelle beeinträchtigt, denn sonntags ruhen Gott sei Dank die Bauarbeiten!

 

Die Termine zum Jubiläumsjahr

31. März, 10 Uhr: Auftakt-Gottesdienst
31. März, 18 Uhr: Posaunenchorkonzert
17. Mai, 18 Uhr: Kabarett „Die Vorletzten“
19. Mai, 16 Uhr: Kindermitmachkonzert
26. Mai, 19 Uhr: Konzert Brasserie Cannstatt
30. Juni, 18 Uhr: Orgelkonzert
12. Juli, 18.30 Uhr: Nachtschicht Kunst mit Objekten der Bildhauerin Susanna Giese
13. Juli, 19.30 Uhr: Gedanken zu Kunst und Glaube
14. Juli, 19 Uhr: Konzert Pepper Trio
24. Juli, 17 Uhr: Sommerkonzert der Kinderchöre
20. September, 19 Uhr: Gottesdienst mit digitalisierter Liturgie
13. Oktober, 18 Uhr: Konzert Kirchenchor
18. Oktober, 19 Uhr: Gottesdienst mit digitalisierter Liturgie
Oktober – Dezember: 7 Themengottesdienste
7. November, 19.30 Uhr: Vortrag „Schillers Religiosität und Gottesvorstellungen“ gemeinsam mit dem Schillerverein
10. November, 10 Uhr: Tauferinnerungsfest für  in der Stadtkirche getaufte Marbacher
10. November, 14.30 Uhr:  Gottesdienst mit Taufen an Schillers Geburtstag
17. November, 18 Uhr: Stadtkirche und Chormusik in 700 Jahren
8. Dezember, 16 Uhr: Offenes Singen
21. Dezember, 18 Uhr: Konzert Kinderkantorei