Lesen und gelesen werden hieß es in Marbach am Freitag. Foto: Peter Mann

Das Citymanagement hat unter dem Motto „Marbach er.leben“ zur Lesung eingeladen: Am Freitag trafen sich Lesende und Zuhörende in der Innenstadt.

Immer und immer wieder ist es der engagierte Versuch, der trostlosen Baustellen-Atmosphäre in der Marbacher Fußgängerzone neue Impulse und Verweil-Charme zu geben, den die Akteure beim Citymanagement unternehmen. Der jüngste Streich, die Bürger an einen Platz zu locken, wo sich Kurzweil, Lesekultur und gute Stimmung die Hand geben, zeigte sich am Freitag. Gegen 17 Uhr belebte sich nämlich die Szenerie vor dem Eiscafé La Porta, und Menschen blieben neugierig stehen oder kamen gezielt, um der irgendwie doch heimeligen Stimmung bei kühlen Frühlingsgraden beizuwohnen. Unter dem Motto „Marbach er.leben“ hat das Citymanagement der Schillerstadt zur Lesung eingeladen.

Nur ein kurzer Anlauf

Für die Idee am späten Nachmittag hatten Andrea Hahn und Fabian Friedl bereits im Vorfeld Autorinnen und Autoren der Stadt dazu eingeladen, auf dem Platz neben dem Eiscafé aus ihren Werken zu lesen. „Das waren jene, die sich am Marbacher Folgeroman beteiligt haben, und alle, die uns eingefallen sind“, erläuterte Hahn das Vorgehen, das einen betont kurzen Anlauf vorweist. Für Dekan Ekkehard Graf etwas zu kurz, wie er augenzwinkernd rückmeldete. Doch Graf war unter den Lesenden ebenso vertreten wie weitere vier Autoren, die ihre schriftlich fixierten Gedanken zu Gehör brachten.

Zuvor aber begab sich Achim Seiter in Startposition: Er las aus seinen Bloggerschichten, die alle zu einem Band mit dem Titel „Seiterblick“ zusammengefasst sind, der Seiters Blogbeiträge zu diversen Themen enthält. Andrea Hahn gab zu jedem lesenden Autor biografische Fakten preis, um den Zuhörenden etwas mehr Wissen über die Person mitzugeben. So auch bei Achim Seiter, der dem Publikum vor allem als einer von zwei Moderatoren der Talkrunde „Fische im Tee“ oder als Stimme der Sportevents „Gassenlauf“, „Cobble Hoppel“ oder des mz3athlon bekannt sein dürfte. Seiter hatte sich für einen Beitrag entschieden, der tagesgenau vor einem Jahr erschienen war: Darin geht es um seine Gedanken und Erfahrungen beim „Ossiloop“ – einem Lauf in Ostfriesland, der „von Leer ans Meer“ führt.

Packende Ereignisse

Dekan Ekkehard Graf engagiert sich nicht nur als Feuerwehrmann, sondern auch als Vorsitzender des Kinderheims Nethanja Narsapur, Christliche Mission Indien. Während seiner Aufenthalte bei „der kleinen christlichen Minderheit“ werden ihm immer wieder packende, zu Herzen gehende Ereignisse erzählt. Unter Zuhilfenahme zahlreicher Übersetzungsbemühungen schreibt Graf die Geschichten auf, die er gemeinsam mit dem Fleiner Pfarrer Markus Schanz unter dem Titel „Stärker als der Biss der Kobra“ publiziert hat. Ein zweiter Band soll bald den Weg in die Öffentlichkeit finden.

Sabine Willmann las als Dritte im Bunde. Die Regisseurin, die ihr Herz an das Genre Dokumentarfilm verloren hat, demonstrierte am Freitag erfolgreich, dass sie gleichermaßen wortgewandt ist und so schreiben kann, dass ihr die Zuhörer an den Lippen hängen. Ihr Beitrag aus dem Buch „Marbacher Folgeroman“, der übrigens zu Coronazeiten entstanden ist und bei dem knapp 20 Autorinnen und Autoren den jeweiligen Impuls einer Vorgängergeschichte aufgreifen, um den eigenen Faden weiterzuspinnen, wurde von ihr selbstsicher zu Gehör gebracht. Sabine Willmann war es aber auch wichtig den Umstehenden mitzuteilen, dass auch am Anfang eines Dokumentarfilms das Wort stehe. Mit Mike Albus alias Michael Weiß sowie Rainer Buck nahm die literarische Runde weiter Fahrt auf. Außerdem wurden Beiträge von weiteren sechs Autoren, die nicht anwesend waren, etwa Marion Henneberg, Oliver von Schaewen oder Peter Frömmig, vorgelesen.