Vor der Stadtmauer könnten im Graben unterirdisch Foto: Oliver von Schaewen

Die Architektin Nicole Schmidt arbeitet seit einem Jahr ehrenamtlich an der Vision, am Marbacher Stadtgraben Parkplätze und mehr Lebensraum zu schaffen.

Marbach - Der Marbacher Gemeinderat wird am 21. November darüber entscheiden, wie das Projekt Tiefgarage an der Grabenstraße weiter verfolgt wird. Das hat der Bürgermeister Jan Trost auf Nachfrage dieser Zeitung mitgeteilt. Wegweisend dürfte die Machbarkeitsstudie des Ludwigsburger Büros B+S Ingenieure sein. Dessen Ergebnisse werden in der Ratssitzung vorgestellt. Die Planer sollten klären, inwieweit die Visionen der Marbacher Architektin Nicole Schmidt umgesetzt werden können.

Mit ihren Ideen war Nicole Schmidt erstmals im Juni 2018 an die Öffentlichkeit getreten. Beim Marbacher Stadtmarketingverein (SSM) und im Gemeinderat fand ihr Wunsch, rund 200 Stellplätze unter dem Gelände an der Stadtmauer an der Grabenstraße zu errichten, positiven Anklang. Allerdings müssen auch einige Probleme gelöst werden, weshalb die Stadt das Büro B+S beauftragt hatte. In einer ersten Einschätzung im Dezember 2018 hatten Fachplaner für Geologie und Statik im Gespräch mit der Stadt das Projekt für technisch machbar gehalten.

Über die Ergebnisse der jetzt zur Diskussion stehenden Studie hüllt sich der Bürgermeister Jan Trost in Schweigen. Er wolle vor der öffentlichen Sitzung am 21.  November keine Detailinformationen geben. Unbestätigten Informationen aus gut unterrichteten Kreisen zufolge berät der Ausschuss für Umwelt und Technik an diesem Donnerstag das Thema nichtöffentlich. Was das Gutachten von B+S angeht, handele es sich laut Verwaltungschef Trost „um Machbarkeitsstudien, die keine Kostenberechnungen nach sich ziehen, sondern das verfügbare Areal in Augenschein nehmen“. Es ermittele eine maximal mögliche Anzahl von Stellplätzen. Dabei würden die Topografie und die vorhandenen bauliche Anlagen berücksichtigt. Die Planer setzten die „optimalsten, aber realistischen“ Bedingungen voraus.

Konkret könnte das heißen, wie die Ingenieure von B+S die höchst mögliche Kapazität in einer Tiefgarage an der viel befahrenen Grabenstraße bewerten. Der Marbacher Bauamtsleiter Dieter Wanner hatte in der Januar-Sitzung des Gemeinderats die Berechnung von Radien und Stützen als Aufgaben genannt sowie eine Aufstellfläche für Linksabbieger und eine mögliche Verschwenkung der Straße ins Gespräch gebracht. In dieser Sitzung hatte der Grüne Sebastian Engelmann kritisch gefragt, warum kein Planungsbüro mit Referenzen im Bau von Tiefgaragen beauftragt worden sei – was Wanner mit dem Hinweis konterte, dass rund 200 neue Stellplätze die Beurteilung durch ein auf Verkehrsflüsse in Marbach spezialisiertes Planungsbüro wie B+S erfordere.

Und Nicole Schmidt? Sie habe sich in der vergangenen Woche mit einem Ingenieur von B+S getroffen, berichtet sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Dabei seien unterschiedliche Auffassungen über die mögliche Zahl der Stellplätze deutlich geworden. Während sie 180 Parkplätze für möglich hält, komme B+S nur auf 60 Stellplätze in einer durchführbaren sowie 80 in einer nicht durchführbaren Variante. Im Unterschied zu ihr halte der Planer eine Unterquerung der Bärengasse für nicht möglich. „Dabei verliert er 25  Meter“, sagt Nicole Schmidt. Auch lasse er den Bereich des Wehrturms außen vor, weil er den Abstand von vier Metern für zu gering halte, um mit einem Auto zwischen Straße und Wehrturm durchzukommen. Nicole Schmidt würde gerne von dritter Seite eine Beurteilung dieser Frage haben. „Es wäre schön, wenn das Projekt mit einer lösungsorientierten Haltung weiterverfolgt werden könnte.“

Das Büro B+S bezeichnete sich am Mittwoch als nicht autorisiert, vor der Sitzung am Donnerstag Auskünfte zu geben.