So könnte es zwischen Altstadt und Neckar einmal aussehen, sollte die Planung der Architekten Schaudt und Senner umgesetzt werden. Foto: Architekten Schaudt

Die Stadt Marbach hat mit dem Leder-Hersteller Oehler einen Wettbewerb zur Gestaltung des Bereichs zwischen Altstadt und Flussufer veranstaltet.

Marbach - Eine Lösung aus einem Guss strebt die Stadt Marbach an, wenn es um die Anbindung des Neckar-Ufers an die Altstadt geht. Der lang gehegte Wunsch der Schillerstädter gewinnt jetzt langsam an Kontur. Denn mit dem Leder-Hersteller Oehler verfolgt die Kommune gemeinsam das Ziel, den gesamten Kreuzungsbereich an der Landesstraße 1100 ansprechend zu gestalten. Der Entwurf der beiden Architekturbüros Schaudt (Konstanz) und Senner (Überlingen) hat diesem Anliegen in einem ausgelobten geschlossenen Wettbewerb in besonderem Maße entsprochen.

Ein Etappenziel auf dem Weg zur neuen Neckar-Anbindung ist am Donnerstagabend erreicht worden. Im Rathaus präsentierte das Team um Bürgermeister Jan Trost das Ergebnis des geschlossenen städtebaulichen Wettbewerbs, an dem zehn Büros teilgenommen hatten. Von ihnen erhielten vier Preise . Der gemeinsame Wettbewerb war zustande gekommen, weil die Oehler GmbH sich in zwei Bauabschnitten erweitern will. Zunächst soll ein Fabrikverkauf im Mühlweg, später auch ein Verwaltungsgebäude neben dem alten Oehler-Gebäuden entstehen.

Offenbar hatte der Sieger-Entwurf von Schaudt und Senner die Jury mit vielen Architekten und Stadträten in herausragender Weise überzeugt. Ein Schlüssel zum Erfolg war die Gestaltung des neuen Oehler-Fabrikverkaufs dort, wo jetzt noch zwei Häuser stehen, die abgerissen werden. „Es ist ansprechend, aber nicht dominant gegenüber der historischen Kulisse der Stadtmauer“, erklärt der Bürgermeister Jan Trost im Gespräch mit unserer Zeitung. Für die Neckar-Anbindung ideal sei die Trennung von Fußgänger- und Fahrzeugströmen. Während etwa Gäste von der Anlegestelle am Neckar durch eine Unterführung südlich des Bootshauses auf die andere Seite geleitet werden, können Autofahrer, die einen Parkplatz am Neckarufer suchen, in den Mühlweg einbiegen und unter dem neuen Oehler-Outlet ihr Fahrzeug abstellen. „Es ist kein Parkhaus und muss nicht belüftet werden“, berichtete der Architekt Helmut Hagmüller vom Büro Schaudt. Die Senke in der Topografie ermögliche das Parken unter dem ebenerdigen Zugang des Werksverkaufs, dessen Lager im hinteren Teil ebenfalls ebenerdig erreichbar ist. Viele der anderen Planer hatten dies nicht geschafft und waren in ein Obergeschoss ausgewichen, was aber logistische Probleme aufwerfen würde. Die Stadt erhofft sich mit dem Parkkonzept vor allem abends und an den Wochenenden eine Entlastung der Situation vor dem Bootshaus.

Vorteilhaft war aus Sicht der Jury auch die gepelante Gestaltung des Hanges. So führen vom Oehler-Fabrikverkauf sowohl ein Fußweg als auch ein Schrägaufzug hinauf zu einer Öffnung der Stadtmauer in der Nähe des Haspelturms. „Der Aufzug kann zu einem echten Juwel werden“, sagte am Donnerstag der Landschaftsplaner Johann Senner, der einen ähnlichen Aufzug im sächsischen Meißen vor Augen hat. Die Barrierefreiheit war in der Ausschreibung des Wettbewerbs gefordert worden, doch hatten Schaudt und Senner als einzige der Preisträger die Idee des Aufzugs verfolgt. Ob darin jetzt zwei, zehn, 20 oder 50 Personen Platz finden, müsse man noch sehen, erklärte Bauamtsleiter Dieter Wanner auf die Frage eines Bürgers, der meinte, zwei Plätze wären bei einem ankommenden Schiff mit 50 Personen zu wenig.

Gut gelöst haben die Architekten auch das Problem der Hangbepflanzung. „Viele Stadtmauern sind richtig zugewuchert“, weiß Johann Senner, der zurzeit auch die Mauer von Rottweil in ihre ursprünglichere Ansicht zurückgestaltet. Er wolle eine freiere Einsehbarkeit erreichen und entsprechende Gewächse verwenden. Die Besucher Marbachs können sich das künftig auch in serpentinenartigen Wegen aus der Nähe anschauen. „So wird auch die Stadtmauer zugänglicher“, freute sich die SPD-Stadträtin Ute Rößner, die sich auch dafür einsetzen will, dass die Fußgängerunterführung an der Landesstraße 1100 schon früher gebaut wird.

Es wird aber wohl noch dauern, bis das Gesamtprojekt ins Rollen kommt. „Wir handeln im Einklang mit der Stadt – der Baubeginn könnte bei uns im Jahr 2023 sein“, erklärte Bettina Oehler für die Firma auf Nachfrage. Dieser zeitliche Rahmen scheint der Stadtverwaltung zu passen. Der Bürgermeister Jan Trost betonte, dass zunächst das Pfundhaus saniert werde. Ob dann die Sanierung der Marktstraße oder die Neckar-Anbindung an der Reihe ist, müsse der Gemeinderat noch klären. Viel verspricht sich Trost durch ein Bundesprogramm, mit dem die Stadt zwei Drittel ihres Anteils finanziert bekäme. Noch offen ist auch die Frage, inwieweit das Regierungspräsidium Stuttgart mit der Planung einverstanden ist. „Die Verkehrsplaner werden auf jeden Fall noch einmal darübergehen“, ist sich Ralf Lobert, der als stellvertretender Bauamtsleiter den Wettbewerb begleitete, sicher. Die Stadt Marbach ist schon seit Jahren bemüht, den neuralgischen Verkehrsknotenpunkt zu verflüssigen. Zuletzt hatte sie mit dem Bau des Radüberweges eine Verbesserung erzielt.