Für umweltbewusste Menschen kann Käse aus einer Bedientheke eine Alternative zu bereits verpackten Produkten sein. Foto: Symbolbild (dpa)

Eine Leserin hat an der Frischetheke im Kaufland Steinheim keinen unverpackten Käse bekommen.

Marbach/Bottwartal - Flaschenberge an einsamen Stränden, riesige Flächen von Plastikmüll in den Ozeanen und Mikroplastik im Fischfilet auf unserem Teller. Die Unmengen an Plastikmüll, die in jeder Sekunde produziert werden, machen immer mehr Menschen Sorgen. So auch Elisabeth Böckmann aus Steinheim. Aus diesem Grund versucht sie, ihren Verpackungsmüll zu reduzieren und unverpackte Lebensmittel zu kaufen. Im Kaufland Steinheim ist die 68-Jährige mit ihrem Plan allerdings an eine Grenze gekommen, wie sie in einem Brief an die Geschäftsführer, der der Marbacher Zeitung vorliegt, beschreibt: „Ich ärgere mich über die Käsetheke. In unmittelbarer Nähe dieser ‚Frischetheke’ gibt es zig Meter verpackte Ware in sauberen übersichtlichen Kühlschränken. Gehe ich zur Frischetheke in der Hoffnung auf aromatischen Käse vom Stück, finde ich hunderte Stücke in Frischhaltefolie verpackt. Es glänzt und glitzert nur so im Licht der Theke. Auf meine Bitte, mir ein Stück vom Laib abzuschneiden, bekomme ich zur Antwort, das ginge nicht und die Anordnung die Theke so zu managen käme ,von oben‘. Ich könne ja nach Ludwigsburg fahren. Da gebe es einen Unverpacktladen.“

"Wir haben immer wieder Kunden, die auf die Umverpackung verzichten möchten"

Auf ihre Beschwerde bekam sie von der Zentrale eine standardisierte E-Mail, in der eine Mitarbeiterin des Kundenmanagements die Verpackungen von Bio-Gemüse und den Einsatz von Mehrwegflaschen beschreibt. Erst als Elisabeth Böckmann sich erneut beschwerte, erhielt sie eine konkrete Antwort auf ihre Frage: „Selbstverständlich schneiden unsere Mitarbeiter an den Frischetheken Ihnen auf Wunsch gerne ein Stück vom Käselaib ab. Wir haben immer wieder Kunden, die auf die Umverpackung verzichten möchten und Frischeboxen mitbringen. Da aus hygienischen Gründen keine Ware aus dem Verkaufsraum über die Theke gereicht werden darf, stellen unsere Kunden ihre Frischeboxen auf die Theke. Unsere Mitarbeiter wiegen die gewünschte Ware ab, legen sie direkt in die Behälter und befestigen den Bon auf dem Deckel. (…) Diese Regelung gilt auch für unsere Filialen in Steinheim und Marbach. Wir bedauern, dass es in diesem Fall zu einem Missverständnis kam.“

Eine gleichlautende Erklärung erhält die Marbacher Zeitung, als sie bei der Pressestelle zu dem Thema nachhakt. Laut Sprecherin Andrea Kübler müssen sich die einzelnen Filialen bei ihren Arbeitsabläufen an die Vorgaben des Konzerns halten. Kaufland und Lidl hätten sich länderübergreifend auf die Reduktion des Plastikverbrauchs um 20 Prozent bei Produkt- und Umverpackungen und auf 100 Prozent Recyclingfähigkeit der gesamten Kunststoffverpackungen für Eigenmarken bis zum Jahr 2025 verständigt. Böckmann ist nicht zufrieden mit der Antwort von Kaufland. Sie habe noch einmal versucht, an der Frischetheke Käse ohne Verpackung zu bekommen – bis jetzt habe sich dort nichts geändert.

Rewe sucht seit 2017 nach einer Lösung

Wie beim Kaufland Steinheim verweist auch die Leiterin der Rewe-Filiale in Marbach auf die Pressestelle der Zentrale, wenn es um das Thema Verpackungsmüll geht. „Eine Annahme von mitgebrachten Behältern und die Befüllung durch das Verkaufspersonal ist aufgrund der Verantwortung des Lebensmittelunternehmers und des schwer prüfbaren Hygienezustandes der mitgebrachten Behälter aus unserer Sicht als nicht unkritisch einzustufen,“ erklärt der Sprecher Thomas Bonrath: „Wir haben dies bereits 2017 in ausgewählten Märkten getestet und mussten unter anderem aufgrund der schwierigen Praktikabilität in diesen Märkten sowie der zurückhaltenden Kundenakzeptanz oftmals wieder zur herkömmlichen Handhabe zurückkehren.“ Das Unternehmen arbeite aber weiterhin an einer Lösung. Darüber hinaus könnten sich die Marktmanager individuell engagieren, indem sie zum Beispiel Einweg-Papiertüten anstelle von Folienbeuteln in der Obst- und Gemüseabteilung ausgeben. Die Rewe Group plant, bis 2030 alle Eigenmarkenverpackungen auf nachhaltigere Alternativen umzustellen.

Bei Edeka haben die Kaufleute einige Freiheiten

Etwas anders stellt sich die Situation im Edeka-Markt Sabota in Oberstenfeld dar. Der Geschäftsführer René Sabota bietet den Kunden seit einigen Wochen an, Wurst und Käse in mitgebrachten Gefäßen mitzunehmen. Um die Lebensmittelhygiene zu gewährleisten, wurden in den Edeka-Filialen nach Angaben von Florian Heitzmann aus der Edeka-Pressestelle Tabletts eingeführt, auf die die Boxen gestellt werden. Darüber hinaus hat René Sabota Folienbeutel im Obst- und Gemüsebereich durch Papiertüten ersetzt. Als selbstständiger Kaufmann kann er das ohne eine Konzernvorgabe umsetzen. „Ich würde gerne noch mehr machen. Aber bei anderen Verpackungen, wie bei vom Lieferanten schon eingeschweißtem Gemüse, bin ich an die Vorgaben der Zentrale gebunden.“