Peter Macker hat als Kind neun Jahre in Flüchtlingslagern verbracht.
Marbach/Bottwartal - Heute wohnt Peter Macker in Murr, doch 1959 bewohnte er mit seiner Familie ein Flüchtlingslager und war froh, dass er als Kind nach neun Jahren in Lagern nun in der Marbacher Gartensiedlung Hörnle eine Heimat fand. Das ist für ihn auch heute noch immer das größte Geschenk überhaupt.
Wie war das vor fast 60 Jahren? Peter Macker, heute 69-jährig, erinnert sich noch sehr gut, als seine Familie im Hörnle in die erste private Wohnung einzog. Musste er doch zunächst acht Jahre lang in Lagern leben. „Die Wende setzte ein, als wir aus der Nähe von Innsbruck wegzogen.“ Es folgte eine weitere kleine Odyssee von einem Jahr durch vier Lager in Piding, Bad Reichenhall, Ulm und Ludwigsburg, bis die Familie schließlich in die frisch errichtete Siedlung bei Marbach übersiedeln konnte.
An die Zeit in den ersten Lagern in Österreich hat Peter Macker noch vage Erinnerungen. „Es war ein Bretterverschlag, und wir hatten Wanzen – das Zimmer wurde ab und zu ausgeräuchert.“ Im Grunde war sein Vater froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Der Donauschwabe wollte nach seiner Kriegsgefangenschaft in die alte Heimat nach Rumänien zurückkehren. Aber dann wäre er wohl in russische Kriegsgefangenschaft geraten – und damit nach Sibirien deportiert worden. Peter Mackers Mutter stammte als Volksdeutsche aus der Vojvodina im heutigen Serbien. „Sie haben sich im Lager kennengelernt.“
Als der kleine Peter Macker zur Welt kam, erhielt das Paar ein zweites Zimmer im Lager bei Innsbruck. Zu wenig, um auf Dauer glücklich zu werden, aber ihm habe das nichts ausgemacht. „Wir Jungen haben immer draußen gespielt, für mich war es ein einziger Abenteuerspielplatz – die Familie gab Geborgenheit.“ Aus dem Lager raus, das war der Plan der Mackers: „Mein Vater wollte unbedingt nach Deutschland.“ Der Schumacher erhoffte sich in der Nähe des Herstellers Salamander eine Zukunft und arbeitete in einem Marbacher Betrieb, während die Mutter als Helferin auf dem Makenhof tätig war.
An die Zeit zu viert in der 64-Quadratmeter-Wohnung im Hörnle erinnert sich Peter Macker noch sehr gut. „Damals baute man zuerst die Häuser – die Straßen waren nur Lehmwege.“ Die Miete sei erträglich gewesen, es waren Sozialwohnungen. „Obwohl es relativ preiswert war, mussten meine Eltern beide dafür arbeiten gehen.“ Das Gute im Hörnle: „Alle waren gleich arm – es war eine riesige Gemeinschaft.“ So bauten die Männer am Wochenende gemeinsam Stäffele am Haus und sie trafen sich, um im Keller gemeinsam zu basteln und dabei Bier zu trinken. „Viele waren früher Soldaten und kaputt heimgekommen“, sagt Macker. Er und seine acht Jahre jüngere Schwester litten zunächst unter Heimweh. Sie vermissten die gewohnte Umgebung.
Die neue Heimat annehmen konnte Peter Macker erst, als er mit der Schule fertig war. „Wir liefen vom Hörnle aus täglich in die Marbacher Volksschule in der Kernerstraße.“ Als Innsbrucker fühle er sich immer noch ein bisschen, „ich besuche unseren Ort dort, immer wenn ich nach Italien in den Urlaub fahre“. Längst fühle er sich als Schwabe: „Das hat mit 14 bei der Lehre zum Maschinenschlosser angefangen – da habe ich dann auch die Dialekte je nach Ort auseinanderhalten können.“ Viel zur Integration habe auch die katholische Jugend in der Kirchengemeinde beigetragen. Nach Murr zog Macker mit seiner Frau Ingrid in den 2000er-Jahren.