Das Landesdenkmalamt hat die Grabungen mittlerweile abgeschlossen.
Marbach - Die Grabungen beim Pfundhaus Marbach in der Marktstraße wurden in der vergangenen Woche abgeschlossen. Dorothee Brenner, Gebietsreferentin Archäologie für Mittelalter und Neuzeit beim Landesdenkmalamt und Grabungsleiterin Susanne Barthel und ihre Mannschaft von ArchaeoBW haben unter anderem Münzen aus dem 18. Jahrhundert und Kacheln gefunden, zudem eine Nadel und eine Spinnwirtel.
Die ältesten Strukturen stammen vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Es handelt sich um mehrere Gruben und Erdkeller. „Solche Keller sind die Vorgänger der Steinkeller und repräsentieren hier die älteste Bebauung“, so die Auskunft nach Abschluss der Grabungsarbeiten.
Man könne davon ausgehen, dass der Bereich an der Marktstraße, als der Ausbau des Herrensitzes zur Burg und die Stadtgründung um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgte, mit zu den ersten gehörte, der aufgesiedelt wurde. In einem Erdkeller zeigen sich an der Sohle mehrere Laufhorizonte, sodass davon ausgegangen wird, dass dieser über längere Zeit in Nutzung war. In diesem Keller wurde außerdem ein Um- oder Ausbau erfasst, da die nördliche Kellerwand später aus Stein ausgeführt wurde. Die Aufgabe des Kellers steht wohl in Zusammenhang mit einem Brandereignis. Zumindest war dieser mit massivem Brandschutt verfüllt und darüber hinaus flächig ausplaniert. Der Keller ist ersten Schätzungen zufolge ins 14. Jahrhundert zu datieren.
Später wurde das Areal wohl mit Häusern auf steinernen Fundamenten neu bebaut. Etliche Mauern und Mauerstücke zeugen von zahlreichen Neu- und Umbauten im Lauf der Jahrhunderte. Wahrscheinlich sind auch die noch bei der Grabung existierenden Keller noch vor dem Stadtbrand von 1693 angelegt worden.
Von einem größeren Brand zeugen jedenfalls die Außenmauern der Keller zur Sonnengasse hin, sowie auch der älteste Teil des Pfundhauses - ein Teilstück der Westmauer - die von einem intensiven Brand gerötet ist. Allerdings gab es in Marbach im 17. Jahrhundert mehrere große Brände, sodass der bei den Mauern erfasste Brand nicht genau zu bestimmen sei, so die Aussage des Denkmalamts.
Bemerkenswert ist die recht große Menge hochwertiger Keramik, die auf dem Areal gefunden wurde. Beispielsweise die sogenannte Buocher Ware, benannt nach einem in Remshalden-Buoch gefundenen mittelalterlichen Töpferofen, eine feine gelblich gebrannte Keramik, die oft mit roter Bemalung versehen ist. Dabei handelt es sich um die höchste Qualitätsstufe mittelalterlicher Keramik, die bei gesellschaftlich höher stehenden Schichten verbreitet war. Auch Miniaturgefäße dieser Warenart, wie eine kleine Pilgerflasche, wurden gefunden. Die recht zahlreichen Ofenkacheln, die vom Mittelalter bis in die Neuzeit datieren, Becherkacheln aus Buocher Ware, Pilzkacheln, die hierzulande sehr selten vorkommen, bis hin zu grün glasierten renaissancezeitlichen Blattkacheln zeugen von einem gewissen Wohlstand der hier ansässigen Bevölkerung.
Mit der Grabung hat das Denkmalamt erstmals seit der archäologischen Untersuchung der Burg vor fast 40 Jahren einen größeren Einblick in die mittelalterliche Vergangenheit von Marbach erhalten. Man habe Erkenntnisse gewonnen über die Anfänge der Besiedlung im Stadtbereich, deren weiterer Entwicklung, dem Umgang mit Katastrophen wie großflächigen Bränden und der Lebenswelt der damaligen Marbacher.
Die Grabung sei „somit ein wichtiger Mosaikstein für die Geschichte der Stadt, der ohne die archäologische Ausgrabung und Dokumentation unwiederbringlich verloren gewesen wäre“.
Die Grabungen sind in der vergangenen Woche abgeschlossen worden. Aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege kann daher mit den Bauarbeiten begonnen werden. Diese werden übernächste Woche weiter gehen, so die Auskunft von Bürgermeister Jan Trost. Die jetzt dokumentierten Keller müssen dabei der Baggerschaufel weichen. „Da muss mit größter Präzision und Sorgfalt vorgegangen werden, damit die angrenzenden Gebäude gesichert bleiben.“ Inwiefern die Funde in einer Ausstellung im Marbacher Rathaus präsentiert werden können, werde man in nächster Zeit prüfen, so Trost. „Wir wollen diese spannenden Funde aus der Marbacher Stadtgeschichte natürlich der Öffentlichkeit zugänglich machen.“