Bürger bemängelt Bewuchs an einem Parkstreifen. Doch das viele Grün nimmt die Stadt bewusst in Kauf.
Marbach - Das aktuelle Erscheinungsbild von zwei Bereichen im Stadtgebiet stößt Jürgen Isensee mächtig sauer auf. Negativ aufgefallen sind dem Marbacher zum einen der Parkstreifen an der Ecke Schwabstraße/Sudetenstraße, wo das Unkraut ungebremst wuchere, und zum anderen die Bahnhofsunterführung, die sich in einem „ekelhaften Zustand“ befinde. Seinen Befund hat er auch dem Bürgermeister Jan Trost per E-Mail mitgeteilt – in der er der Kommune in Sachen Sauberkeit, Vermüllung und Vandalismus ein vernichtendes Urteil ausstellt. „Ich meine, dass die Stadt Marbach auf diesem Gebiet vollständig versagt“, schreibt Isensee.
Konkret bemängelt er, dass sich um den Parkstreifen an der Kreuzung der Schwab-straße zur Sudetenstraße seit Monaten niemand kümmere. „Dafür fehlt mir jedes Verständnis“, erklärt Jürgen Isensee. „Auch den Anwohnern scheint es egal zu sein“, fügt er hinzu.
Bei der Unterführung am Bahnhof konnte er im Rahmen einer Fahrt mit der S-Bahn zuletzt nicht einmal „im Ansatz“ erkennen, dass der Durchgang regelmäßig gereinigt werde, wie von der Stadt angekündigt. Er werde nicht müde, gebetsmühlenartig zu betonen, dass man die Probleme mit Sauberkeit, Vermüllung und Vandalismus wenn überhaupt nur durch eine „großangelegte, gemeinsame Aktion, die über einen langen Zeitraum konsequent verfolgt wird, in den Griff bekommen kann.“ Einmalige Initiativen wie „Bunte Besen kehren besser“ der Interessengemeinschaft der Marbacher Selbständigen im Sommer oder nur „mal feucht Durchwischen“ am Bahnhof würden nichts bringen.
Jan Trost sieht die Lage allerdings längst nicht so dramatisch wie Jürgen Isensee. „Mit Vandalismus haben wir gerade weniger Probleme“, findet der Bürgermeister. Die Lage auf dem Galgen habe sich beispielsweise auch dank der Kontrollgänge des privaten Sicherheitsdienstes verbessert, betont er. Vor dem Literaturmuseum der Moderne, einem weiteren beliebten Treffpunkt für Partymacher, sei die Deutsche Schillergesellschaft aktiv geworden und habe eine Schranke angebracht. Diese gehe um 19 Uhr herunter und verhindere, dass man mit dem Auto aufs Gelände fahren kann, um dort dann beispielsweise Bierkästen auszuladen. „Seitdem ist es ruhiger geworden“, erklärt Jan Trost. Der Rathauschef hofft nun, dass es die Jugendlichen bei der neuen Aussichtsplattform in den Weinbergen hinter dem Krankenhaus auch nicht zu bunt treiben und ihren Müll wieder mitnehmen sowie nichts kaputtmachen. Wobei auch hier der Sicherheitsdienst patrouillieren werde. Graffiti-Schmierereien seien zugegebenermaßen immer wieder zu beobachten. „Aber ansonsten haben wir den Vandalismus im Griff“, sagt Jan Trost.
Der Bürgermeister macht zudem darauf aufmerksam, dass der Reinigungsturnus am Bahnhof von früher monatlich auf inzwischen wöchentlich umgestellt worden sei. Allerdings könne es natürlich trotzdem passieren, dass jemand in der Unterführung seinen Abfall einfach auf den Boden werfe und der ganze Bereich von jetzt auf nachher ein unschönes Bild abgibt. „Aber das lässt sich nicht vermeiden. Am Bahnhof herrscht eine so hohe Frequenz“, stellt der Bürgermeister fest.
Quasi unvermeidlich wird in Zukunft auch sein, dass das Unkraut im öffentlichen Raum für längere Zeit sprießt, ohne dass sich jemand von der Stadt darum kümmert. Daran müssten sich die Bürger gewöhnen, bittet Jan Trost um Nachsicht. Das sei der Tatsache geschuldet, dass sich der Gemeinderat und die Verwaltung gegen die Verwendung von Roundup beziehungsweise Glyphosat ausgesprochen haben. Eine Alternative dazu gebe es nicht. Das Unkraut könne folglich künftig nicht mit der chemischen Keule beseitigt, sondern müsse herausgerissen werden. Und das sei nicht immer und überall sofort zu leisten. In diesem Sommer sei erschwerend hinzugekommen, dass der Bauhof angesichts der extremen Temperaturen größtenteils mit dem Bewässern von Pflanzen beschäftigt gewesen sei. Weil die Beschwerde über den Zustand des öffentlichen Parkstreifens an der Schwabstraße eingegangen sei, werde man sich nun zwar um das Unkraut dort kümmern – für die Zukunft werde es aber immer wieder Punkte geben, an denen das Grün durchbricht.