Land steht in Verhandlungen mit EnBW - Mappus: Block I soll möglichst bald abgeschaltet werden.

Stuttgart - Nach der Aussetzung der Laufzeiten der Atomkraftwerke seitens der Bundesregierung gibt es positive Signale aus Baden-Württemberg. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) pflichtete Merkel bei. „Die Entscheidung der Bundesregierung, die Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke auszusetzen, ist vor den Geschehnissen in Japan konsequent, mutig und richtig“, sagte er. Neckarwestheim I gehe so schnell wie möglich vom Netz, betonte er.

Beim Energiekonzern EnBW hielt man sich bedeckt: „Wir müssen die Folgen erst prüfen“, sagte Konzernchef Hans-Peter Villis den Stuttgarter Nachrichten. Neckarwestheim I, dessen Stromkontingent bereits Ende 2010 aufgebraucht war, konnte dank der Verlängerung der Laufzeiten am Netz bleiben.

250 Beschäftigte von Stilllegung betroffen

Der Neckarwestheimer Bürgermeister Mario Dürr betonte, man habe sich schon vor Monaten auf eine Abschaltung von Block I eingestellt. „Wir haben schon immer eine sofortige Stilllegung gefordert, falls es im Kernkraftwerk eine Sicherheitslücke gibt.“ Von einem Aus für Block I wären 250 Beschäftigte betroffen, indirekt hängen 800 weitere Jobs an dem Atommeiler. Die Gewerbesteuer von jährlich fünf Millionen Euro würde ohne Block I um ein Drittel sinken.

Kernenergie liefert auch in Baden-Württemberg immer noch den größten Anteil an der Stromerzeugung - und zwar 52,3 Prozent (Stand 2009). Danach kommen Steinkohle (23,2), erneuerbare Energien (15), Erdgas (5,3), Heizöl (0,8) und sonstige Energieträger. An zwei Orten im Südwesten sind noch Atomkraftwerke in Betrieb, in Neckarwestheim, wo zwei Druckwasserreaktoren stehen, und in Philippsburg, wo es einen Siedewasserreaktor und einen Druckwasserreaktor gibt. Der älteste Reaktor der vier ist Block I des Kraftwerks in Neckarwestheim (in Betrieb seit 1976). Die Laufzeit dieses Blocks wäre - ohne eine Verlängerung durch die Bundesregierung - sowieso am 1.Januar dieses Jahres abgelaufen gewesen. Im Südwesten hat er zuletzt mit 7,3 Prozent zur Stromerzeugung beigetragen.

Abschaltung verursacht keine Probleme

Doch was bedeutet die Abschaltung für die Energieversorgung des Landes? "Das verursacht keine großen Schwierigkeiten", sagt ein Energieexperte der Landesregierung. Der fehlende Strom könne ohne Probleme von anderen Energiequellen in Deutschland bezogen werden, betont Berthold Frieß, Landesgeschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). Im Sommer 2003 seien acht Atomkraftwerke in Deutschland mehrere Wochen lang abgeschaltet gewesen - weil sie überprüft wurden, sagt Fries. Bereits damals habe es keinen Engpass bei der Stromversorgung gegeben. "Von einer Stromlücke kann also keine Rede sein." Der Energieexperte der Landesregierung ist jedoch überzeugt, dass die Landesregierung künftig mehr Strom aus dem Ausland importieren müsse, um den Bedarf hierzulande zu decken. Derzeit kommen 13 Prozent des hier verbrauchten Stroms aus dem Ausland.

In Sachen Stromerzeugung hat sich die Landesregierung "ehrgeizige Ziele" gesetzt, wie sie selbst sagt. Der Strom soll künftig ausschließlich aus erneuerbaren Energien kommen - allerdings erst bis zum Jahr 2050. Deren Anteil beträgt derzeit 15 Prozent und hat sich damit im Vergleich zum Jahr 2008 um 0,9 Prozent erhöht. Experten, von der Landesregierung beauftragt, haben aber herausgefunden: Den Ausbau der Windenergie müsse das Land schneller vorantreiben.