Manuel Späth (re.) drückte seinem Hamburger Teamkollegen Johannes Bitter bei der Natinalmannschaft die Daumen. Foto: imago//Herbert Rudel

Ex-Nationalspieler Manuel Späth sieht die deutschen Handballer beim 23:28 gegen Norwegen in der aktuellen Besetzung individuell zu schwach. Er hat aber klare Vorstellungen, was gegen Schweden besser werden muss.

Stuttgart - Manuel Späth absolvierte 484 Bundesligaspiele für Frisch Auf Göppingen, den TVB Stuttgart und den HSV Hamburg. 40 Mal trug der 36-Jährige den Dress der Handball-Nationalmannschaft. Im Sommer kehrt er zu seinem Heimatverein HSG Ostfidern zurück. Im Interview schätzt er die Lage der DHB-Auswahl vor dem dritten Hauptrundenspiel an diesem Sonntag (18 Uhr/ARD) gegen Schweden ein.

Herr Späth, stößt dieses deutsche Team gegen Topnationen wie Spanien und Norwegen schlicht und ergreifend an seine Grenzen?

Ja, jede Nation würde sich schwer tun, zehn Ausfälle zu verkraften. Du musst dich immer wieder auf neue Nebenleute einstellen und das dann auch noch praktisch ohne Trainingseinheit. Das ist extrem schwierig. In dieser Besetzung sind wir, was die individuelle Klasse betrifft, einfach klar unterlegen. Wobei wir Superstar Sander Sagosen und auch Harald Reinkind ganz gut im Griff hatten.

War’s das mit dem Halbfinaltraum?

Ein Funke Hoffnung ist noch da, aber es muss schon viel zusammenkommen. Das deutsche Team muss auf jeden Fall Schweden und Russland (Anm. d. Red.: 25. Januar, 18 Uhr/ZDF) schlagen, hoffen dass die Spanier alles gewinnen – und dann mal schauen. Aber irgendwelche Rechenspiele sollten nicht im Vordergrund stehen. Diese Mannschaft mit den vielen unerfahrenen Kräften sollte vielmehr die Spiele nutzen, um auf diesem Niveau Erfahrungen zu sammeln.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Julian Köster – einer der Gewinner der Coronalotterie

Was muss gegen die Schweden am Sonntag besser werden?

Wir müssen vor allem bessere Lösungen im Angriff finden. Immer wenn wir über viel Bewegung und gute Kreuzungen kommen, wenn der Spielfluss da ist, dann gibt es Platz für den Kreisläufer. Wenn wir zu viel auf eigene Faust probieren, wird es zu überhastet, dann sind wir zu leicht ausrechenbar.

Wie fanden Sie Ihren Hamburger Teamkollegen Johannes Bitter im Tor?

Jogi hat sehr stark begonnen, konnte das Niveau leider nicht halten. Um solch einen Gegner zu schlagen, brauchst du eine konstant überragende Torwartleistung. Auch Daniel Rebmann war nach seiner Einwechslung nicht so präsent wie gegen die Spanier. Aber es ist auch nicht einfach, wenn man so ins kalte Wasser geworfen wird.

Wer holt den Titel?

Die Isländer haben mir bisher sehr gut gefallen. Aber wenn die Franzosen von Corona verschont bleiben, dann sind sie mein Tipp.

Lesen und sehen Sie aus unserem Angebot: Das sind die deutschen Torhüter-Legenden

Wie haben Sie aus der Ferne eigentlich die Corona-Turbulenzen bei der EM erlebt?

Zum Glück scheint die Infektionskette beim deutschen Team unterbrochen. Es war schon grenzwertig, ständig Spieler praktisch wahllos nachzunominieren. Vor dem Spiel gegen Spanien stand plötzlich Christoph Steinert wieder zur Verfügung, weil die PCR-Tests der EHF ein anderes Ergebnis anzeigten, als die des DHB. Dieses Wirrwarr wirft ein schlechtes Bild auf die ganze Geschichte und wirkt nicht professionell. Da hätte man sich vor der EM mehr Gedanken machen müssen.

In wie Fern?

Vielleicht mit einer Art Notfallplan. Man hätte etwa die Regelung schaffen können, dass zum Beispiel bei zehn positiven Corona-Fällen eine Nation die Option hat, sein Team ohne Konsequenzen zurückzuziehen. Oder man hätte das Turnier auch eine Woche länger austragen können, um noch ein wenig Luft für mögliche Spielverlegungen zu haben.

Wir haben Fotos von Spielern der württembergischen Bundesligisten, die bei der EM im Kader ihrer Nationalmannschaften standen. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie!