In der Stuttgarter Bahnhofsmission suchte der unbekannte Radler Zuflucht. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Vor acht Tagen ist ein Mann ohne Pass, ohne Geld und ohne Erinnerung in Stuttgart aufgetaucht. Nun haben Zeugen die Polizei auf eine heiße Spur gebracht. Sie führt in die Schweiz.

Stuttgart - Am Freitagmittag haben Zeugen klare Hinweise geliefert, die zur Identifizierung eines jüngst in Stuttgart aufgetauchten Unbekannten führten. Demnach handelt es sich bei dem Mann um einen 59 Jahre alten Deutschen, der in der Schweiz lebt. Wie die Polizei mitteilt, hätten sich Verwandte gemeldet und Angaben gemacht, mit deren Hilfe der Mann identifiziert werden konnte.

Bei den Verwandten soll es sich um den Sohn und die Nichte des bis dahin namenlosen Mannes handeln, die in der Schweiz und in Berlin leben. „Beide haben sein Bild auf Facebook erkannt“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Die Verwandten gaben ferner an, dass der Mann in der Schweiz lebe. Der Abgleich mit Behörden habe stattgefunden, „es ist gesichert, dass es sich um den Vater und Onkel der beiden Zeugen handelt“, so Lauer.

Mit Kopfschmerzen in Radolfzell losgefahren

Der Mann ohne Pass, ohne Geld und ohne Erinnerung hatte am Donnerstag, 9. August, bei der Stuttgarter Bahnhofsmission Zuflucht gesucht. Er sei aufgrund der Hitze leicht dehydriert gewesen, habe aber ansonsten keine Verletzungen gehabt. Der mit Radlerhose und T-Shirt bekleidete Mann habe sich zwar nicht an seinen Namen und seine Herkunft erinnern können, jedoch daran, dass er in drei Tagen mit seinem Fahrrad von Radolfzell nach Stuttgart gefahren sei und er in Radolfzell mit Kopfschmerzen zu kämpfen gehabt habe. Bei der ärztlichen Untersuchung sind nach Angaben der Polizei allerdings keine äußerlichen Verletzungen gefunden worden. „Wir konnten auch seine genaue Fahrtroute nicht eruieren“, sagt Jens Lauer, „aber wir gehen davon aus, dass er wohl auf Parkbänken übernachtet hat.“

Die Ursache, die zur Amnesie führte und die Umstände, warum der 59-Jährige nach Stuttgart gefahren ist, sind weiterhin unklar. Am Freitag befand sich der Mann noch im Krankenhaus. „Er braucht zwar keine medizinische Hilfe mehr, aber er ist ja völlig mittellos, den kann man ja nicht wegschicken“, so Lauer. Man gehe davon aus, dass ihn seine Frau nun in Stuttgart abhole.

Frau auf Autobahn aufgegriffen

Der Fall weckt Erinnerungen an eine Frau, die am 24. Juni auf der Mittelleitplanke der Autobahn A 8, Nähe Ausfahrt Stuttgart-Degerloch, angetroffen worden ist. Auch sie machte anfangs keine Angaben zu ihrer Person. Die Frau wurde in einer psychiatrischen Betreuungseinrichtung untergebracht, wo sie nach drei Tagen ihr Schweigen gebrochen und auf rumänisch einen Namen sowie eine Adresse genannt hatte. Laut Polizei handelte es sich damals um eine 40-Jährige mit rumänischer Staatsbürgerschaft.