Ein junger Mann hat im Darknet mit Drogen gehandelt. Foto: dpa

Ein 23-Jähriger aus Korntal-Münchingen hat im anonymen Bereich des Internets mit Drogen gehandelt. Im Darknet hat er Marihuana und Kokain verkauft. Vom Gewinn wird ihm nichts übrig bleiben.

Ludwigsburg/Korntal-Münchingen - In Handschellen hat ihn ein Polizist ins Amtsgericht Ludwigsburg geführt, ohne die Fesseln verließ er nach gut dreieinhalb Stunden das Gebäude: Wegen unerlaubten gewerbsmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln und wegen Drogenbesitzes hat die Richterin Franziska Scheffel am Dienstag einen 23-Jährigen aus Korntal-Münchingen zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung. Der gelernte Maurer, der bis zum Prozess drei Monate lang in Stammheim in Untersuchungshaft saß, muss zudem 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Die Gewinne aus dem Drogengeschäft, rund 9000 Euro, muss er als sogenannten Wertersatz an den Staat zahlen.

Die Richterin hielt dem jungen Mann zugute, dass er den Drogenhandel zwischen Mai 2016 und Juli des vorigen Jahres im Darknet gestanden und von selbst damit aufgehört hatte. Jener Bereich des Internets ist vollständig verschlüsselt und anonym. Er ist für die Polizei schwer zugänglich – und für Kriminelle eine beliebte Plattform für illegale Machenschaften. Die Darknet-Portale funktionieren wie Online-Verkaufsportale: Verkäufer bieten ihre Ware mit Fotos und Beschreibungen an. Der Angeklagte sei mit dem Handel im anonymen Internet ein „geringeres Entdeckungsrisiko“ eingegangen, als wenn er Marihuana und Kokain in seiner Münchinger Wohnung verkauft hätte, sagte Scheffel. Gewerbsmäßig im Darknet zu handeln und den Computer technisch entsprechend einzurichten, bringe eine „erhöhte kriminelle Energie“ zum Ausdruck.

In der Wohnung Drogen, Geräte, Laptops und Mobiltelefone gefunden

Auf die Schliche war die Polizei dem 23-Jährigen im vergangenen Sommer gekommen. Verschiedene Behörden hatten Dealer im Darknet im Visier. So ermittelte die Dortmunder Kriminalpolizei auf einer inzwischen abgeschalteten Plattform gegen Abnehmer von Drogen. Anhand von Dokumenten wie Sendebelegen der Post bekamen sie heraus, dass der Korntal-Münchinger in mindestens drei Fällen Betäubungsmittel bestellt hatte, darunter 100 Gramm der harten Droge Kokain. Die Dortmunder schalteten ihre Kollegen in Ludwigsburg und Ditzingen ein. Diese durchsuchten Mitte August die Wohnung des 23-Jährigen. Sie fanden Drogen, Tabletten, Bargeld, ein Vakuumiergerät, eine Geldzählmaschine, Mobiltelefone mit belastenden Gesprächsverläufen und Laptops. Auf einem Computer entdeckte die Polizei Benutzerdaten für das Darknet und Fotos, mit denen der Korntal-Münchinger Drogen anpries.

Von diesen Bildern hatte das Bundeskriminalamt unabhängig davon im Netz zum Beweis Screenshots gemacht. Die Wiesbadener Ermittler waren jener Person auf den Fersen, die mit dem Versand aus Deutschland warb und starteten Testkäufe. Auf den daraufhin erhaltenen Umschlägen stellten sie DNA und Fingerabdrücke sicher. Die Spuren stimmten mit denen aus der Wohnungsdurchsuchung in Münchingen überein. Im März diesen Jahres wurde der 23-Jährige festgenommen. Seine Erfahrung im Gefängnis beschrieb er vor Gericht als „Schock“. Er sei aus der Welt gerissen worden, habe „viele kaputte Menschen“ kennengelernt. „Ich will heim, ich habe es gelernt.“

Das Motiv bleibt unklar

Warum der 23-Jährige ins Drogengeschäft eingestiegen ist, blieb unklar. Zu seinem Motiv schwieg er. Er hat keine Schulden, ist weder vorbestraft noch drogenabhängig. Gelegentlich habe er Marihuana konsumiert. Die Richterin vermutete, dass er „Gewinn machen“ wollte.

Der anfängliche Vorwurf der Anklage, auch Schusswaffen verkauft zu haben, ließ sich derweil nicht erhärten. „Mein Mandant hat mit Waffen nie etwas zu tun gehabt“, sagte der Anwalt des 23-Jährigen, dieser habe seinen Computer jedoch manchmal einem Bekannten geliehen.