Die Polizei musste wegen Schüssen auf eine Kneipe im Juni 2015 nach Großbottwar. Foto: dpa

Das Landgericht Heilbronn verhandelt wegen versuchten Totschlags gegen einen 37-Jährigen. Er soll seine Großbottwarer Stammkneipe im Suff beschossen haben – in der seine Ex-Geliebte gerade am Aufräumen war.

Großbottwar - Hat der Stammgast einer Kneipe in Großbottwar mit scharfer Munition im Alkoholrausch auf das Lokal geschossen, oder wollte er bewusst seine ehemalige Geliebte treffen? Diesen Fragen geht die 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Heilbronn seit Freitag in einem Verfahren wegen versuchten Totschlags auf den Grund. Laut der Anklage wusste der 37-jährige Unternehmer in einer Juni-Nacht des vorigen Jahres, dass sich der Wirt und die Bedienung, mit der er ein Verhältnis hatte, noch im Lokal aufhielten, als er vier Schüsse abfeuerte.

Der Unternehmer und die Bedienung waren sich im Herbst 2014 näher gekommen und hatten eine Affäre begonnen, obgleich der Angeklagte seit 19 Jahren fest liiert ist. Seine Lebensgefährtin habe ihm am Vortag der Tat mitgeteilt, dass sie ein Kind von ihm erwarte, berichtete er. Diese Vaterschaft wollte er stolz in seinem Stammlokal offiziell bekannt geben und feiern.

Angeklagter glaubt, er sei bestohlen worden

Tatsächlich wurde am Tag der Tat mit viel Alkohol gefeiert, Runde um Runde ausgegeben. Die Feier in der Großbottwarer Kneipe endete gegen ein Uhr nachts. Als dann auch der Angeklagte seine Zeche von gut 200 Euro zahlen wollte, fand dieser seinen Geldbeutel nicht und witterte einen Diebstahl. „Er war recht sauer, beschuldigte uns alle und verließ wütend das Lokal“, erinnert sich der 56 Jahre alte Wirt. Doch er habe ihn stets als vertrauenswürdig erlebt, „also ich ging davon aus, er kommt am nächsten Tag und bezahlt“.

Stattdessen kehrte der Angeklagte bereits nach kurzer Zeit zurück und drohte, „morgen den Laden zusammen zu schießen, alle abzuknallen“, wie der Wirt aussagte, und verließ das Lokal erneut. Eine halbe Stunde später, der Wirt und seine Bedienung waren gerade fertig mit Aufräumen, fielen die Schüsse. Die beiden flüchteten in Panik in einen Nebenraum.

Auch die ehemalige Geliebte war schwanger

Die Affäre zwischen dem Angeklagten und der 31-Jährigen war zu Ende gegangen, als er ihr ankündigte, seine Lebensgefährtin sei wohl schwanger. Sie selbst hatte zuvor ein Kind von ihm erwartet, die Schwangerschaft aber abgebrochen.

„Ich hatte seine Drohungen nicht ernst genommen“, erzählte die Bedienung am Freitag, obwohl der Angeklagte ihr einmal scharfe Waffen samt Munition in einem Versteck in seinem Sofa zuhause gezeigt habe. Ein Bekannter habe sie bei ihm gelassen, für 5000 Euro, weil er Geld brauchte, erklärte der Unternehmer dazu lapidar. Der Prozess wird fortgesetzt.