Blutkonserven werden im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes für Krankenhäuser und Praxen gefiltert und aufbereitet. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Warnungen des Deutschen Roten Kreuzes und anderer Organisationen sind eindeutig: Es mangelt an Blut. Was die Gründe für den Engpass sind und was jeder, der spenden möchte, beachten sollte, klären Transfusionsmediziner.

Einen kleinen Piks zu überstehen kann einen schon zum Lebensretter machen. Zumindest laut den Hilfsorganisation, die derzeit um Freiwillige werben. Denn Blut ist knapp. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gehen nur drei Prozent der Deutschen zu Blutspendeterminen. In den Städten sind es noch deutlich weniger als auf dem Land. Gleichzeitig wird der Bedarf an Blutkonserven immer größer. Was die Gründe hierfür sind und wer wann und wie oft Blut spenden darf, erklären Experten der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI).

Warum braucht es gerade so viel Blut?

Der Hauptgrund ist die Überalterung der Gesellschaft. Blutspenden ist nur bis zu einem bestimmten Alter erlaubt, deshalb fallen Spenderinnen und Spender irgendwann weg. Gleichzeitig kommen weniger junge Spender nach. Zudem wächst die Zahl der alten Menschen – und deren Blutbedarf. Nicht nur weil sie öfter krank werden, sondern auch weil der medizinische Fortschritt intensivere Maßnahmen erlaubt und die Operationstechniken schonender geworden sind: Waren vor 20 Jahren die Patienten bei Transplantationen um die 40 Jahre alt, werden inzwischen auch bei 70-Jährigen Organe verpflanzt. Die Coronapandemie hat den Mangel verschärft, beklagt Hubert Schrezenmeier, Vorsitzender der DGTI. Da in den Kliniken aktuell viele Operationen nachgeholt werden, die zuvor aufgrund der Pandemie verschoben wurden.

Wer darf spenden?

Grundsätzlich können alle Menschen, die volljährig und nicht älter als 73 Jahre sind, sich gesund und fit fühlen und mindestens 50 Kilogramm wiegen, zur Blutspende gehen. Erstspendende sollten nicht älter als 65 Jahre sein. Auch ältere Personen können spenden, sofern sie gänzlich gesund sind und keine Medikamente einnehmen. Es erfolgt in diesen Fällen eine individuelle ärztliche Entscheidung in den Blutspendediensten. Blutspendende sollten ihren Personalausweis oder, sofern schon vorhanden, ihren Blutspenderausweis zum Termin mitbringen und vorher ausreichend essen und trinken, um Kreislaufproblemen vorzubeugen. Eine Blutspende ist auch nach einer Coronainfektion möglich. In diesem Fall gelten meist nur kurze Wartezeiten, etwa eine Woche nach einem symptomlosen Verlauf oder einem leichten Verlauf ohne Fieber.

Wann ist eine Spende nur eingeschränkt möglich?

Das gilt etwa für Menschen, die in bestimmten Risikogebieten waren: So müssen etwa Personen, die in einem Malariagebiet waren, mindestens sechs Monate warten, bis sie sich erneut Blut abzapfen lassen dürfen. Aktuell dürfen laut Richtlinie auch homosexuelle Männer nur dann Blut spenden, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen Sexualverkehr mit „einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner“ hatten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will diese Diskriminierung von homosexuellen Männern bei der Blutspende aber beenden. Die Bundesärztekammer soll ihre Blutspende-Richtlinien innerhalb von vier Monaten anpassen, kündigte der Minister an.

Wie oft darf gespendet werden?

Männer dürfen innerhalb von 12 Monaten bis zu sechs Vollblutspenden leisten, Frauen bis zu vier. Der Abstand zwischen den Blutspenden muss mindestens 56 Tage betragen, damit der Körper Zeit hat, den Blutverlust wieder auszugleichen. „Menschen können nicht beliebig oft Blut spenden. Dies unterstreicht, warum möglichst viele verschiedene Personen regelmäßig zur Blutspende gehen sollten“, so Schrezenmeier.

Wofür werden Blutspenden benötigt?

Die Vollblutspende wird in die unterschiedlichen Blutkomponenten aufgeteilt: So entstehen sogenannte Erythrozytenkonzentrate, die überwiegend aus roten Blutzellen bestehen und die bei akutem Blutverlust verabreicht werden – etwa bei Operationen. Zudem werden sogenannte Thrombozytenkonzentrate erstellt, die aus Blutplättchen bestehen und die für die Blutgerinnung gebraucht werden. Eine weitere Komponente ist das sogenannte therapeutische Plasma, das unter anderem bei der Therapie von Immunerkrankungen zum Einsatz kommt. Etwa 15 000 Blutspenden werden jeden Tag in Deutschland benötigt. Aktuellsten Zahlen des Paul-Ehrlich-Instituts zufolge wurden allein im Jahr 2020 rund 3,2 Millionen Erythrozytenkonzentrate an Menschen verabreicht. Sehr häufig werden Bluttransfusionen in der Behandlung von Krebspatienten eingesetzt.